Weinflaschen, die ins Bücherregal passen
17.06.2024 New Creations Machinery Change Innovative Processes Artikel

Weinflaschen, die ins Bücherregal passen

Weinflaschen sind traditionell rund und aus Glas. Aber nicht beim Discounter Aldi in Großbritannien. Dort sind sie neuerdings flach und aus recyceltem PET. Auch in Österreich gibt es für Wein alternative Verpackungslösungen in den Supermärkten. Eine Frage des Geschmacks und der Nachhaltigkeit.

Zwei eckige PET-Weinflaschen stehen auf einem gedeckten Tisch. Aldi in Großbritannien füllt neuerdings zwei Weine seiner Eigenmarke Chapter & Verse in flache, eckige Flaschen.
Der Platzbedarf eines Produkts ist ein wesentlicher Kostenfaktor im Retail. Sei es bei der Lagerung oder im Verkaufsraum. Um hier zu optimieren, füllt Aldi neuerdings zwei Weine seiner Eigenmarke Chapter & Verse in flache, eckige Flaschen. Die brauchen weniger Platz. Die neue Verpackung für die Weinsorten Shiraz und Chardonnay sei zudem umweltgerechter. Sie besteht aus 100 Prozent aus recyceltem PET und wiegt lediglich 63 Gramm. Damit sei sie siebenmal leichter als eine Standard-Weinflasche aus Glas, erklärt der britische Aldi. Zudem seien die Flaschen belastbarer und bruchsicher. Der deutsche Discounter in Großbritannien entwickelte die 75 cl Gebinde für die Wein-Eigenmarke Chapter & Verse gemeinsam mit der Verpackungsfirma Packamama.
PET Weinflaschen und Reagenzglas. Verpackungshersteller Alpla bringt mit der PET-Weinflasche eine neue nachhaltige Lösung für Weinhersteller auf den österreichischen Markt.
Dank des neuen abgeflachten Designs passen laut Aldi UK 30 Prozent mehr Flaschen auf eine Euro-Holzpalette, was bedeute, dass 30 Prozent weniger Lastwagenfahrten nötig seien, um die gleiche Menge Wein in die Filialen zu liefern. Man wisse, dass die Kundinnen und Kunden mehr Wert legt auf umweltverträgliche, nachhaltige Produkte lege, erklärt Julie Ashfield, verantwortlich für den Einkauf bei Aldi UK. „Dem tragen wir sehr gerne Rechnung und suchen unermüdlich nach Verbesserungen.“ Mit den neuen PET-Weinflaschen sei das in Sachen Umweltschutz und Funktionalität bestens gelungen.

Wein in der Papierflasche

Neben der Einführung von Kunststoffflaschen für Wein will Aldi grundsätzlich das Gewicht aller Weinflaschen in seinem Sortiment bis 2025 um acht Prozent senken. Bereits Anfangs des Monats hatte der Discounter Wein in Papierflaschen in die Regale gestellt, um der Kundschaft eine Alternative zu Glasverpackungen zu bieten. Wein in Papierflaschen ist bereits auch hierzulande auf dem Markt, aber noch nicht etabliert.

PET-Weinflasche von Alpla

Auch im österreichischen Einzelhandel können die Freunde des Rebensafts zu alternativen Verpackungen greifen. Bei Billa, Penny & Co. gibt es neuerdings den „Wegenstein-Heurigen“ in der recycelbaren PET-Flasche, die der Verpackungshersteller Alpla entwickelt hat.

Die Flasche wiege nur 50 Gramm und sei damit rund ein Achtel im Vergleich zu Glas, senkte den CO2-Fußabdruck um bis zu 50 Prozent und sorgt für bis zu 30 Prozent Preisersparnis, teilt das Unternehmen mit. Sie kann zu 100 Prozent aus PET-Recyclingmaterial (rPET) gefertigt werden. Die Verpackungslösung ist in den Flaschengrößen 0,75 Liter und 1 Liter verfügbar und in Österreich bereits beim Pilotkunde und Entwicklungspartner Weinkellerei Wegenstein im Einsatz und damit Teil des europaweiten Bottle-to-Bottle-Kreislaufs. Ab 2025 soll die neue Verpackungslösung auch als Pfandflasche erhältlich sein.

Das Recyclingmaterial steuert Alpla aus den eigenen Recyclingwerken bei. Positive Effekte habe das geringe Gewicht der Verpackung auch beim Transport. Dazu kommt der Kostenvorteil. PET-Weinflaschen von Alpla seien um bis zu 30 Prozent günstiger als Glasflaschen.

Die nachhaltige Verpackungslösung funktioniert mit herkömmlichen Metalldrehverschlüssen, ist kompatibel mit den Abfülllinien der Weinhersteller und sorgt so für Flexibilität. Bei Wegenstein werden die PET-Flaschen auf den gleichen Linien wie die Glasflaschen abgefüllt. „Die Flasche ist perfekt auf die Abfüll- und Transportprozesse abgestimmt“, berichtet Sebastian Rosenberger, Projektleiter bei Alpla. „Die PET-Flasche hält, was sie verspricht. Sie ist optisch ansprechend, sichert unsere Qualität und ist praktisch. Wir machen Konsumentinnen und Konsumenten, denen unsere Umwelt und unser Klima wichtig ist, ein innovatives Angebot“, erklärt Herbert Toifl, Geschäftsführer der Weinkellerei Wegenstein.

Das Thema ist auch in Deutschland aktuell. Baden-württembergische Genossenschaften haben eine 0,75-Liter-Pfandflasche entwickelt, die Bewegung in den Einweg-Markt bringen soll. Wein in Ein-Liter-Pfandflaschen gibt es bereits seit Jahren. Das Mehrwegsystem feierte zwar einen gewissen Erfolg. Doch sein Marktanteil schrumpft.