• 19.08.2025
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Was wäre, wenn die Verpackung von morgen noch mehr könnte?

Ein digitales Pfandsystem von Coca-Cola, smarte Verpackungen, die kommunizieren oder minimalistische Versandkartons: Im Expertenforum PACKBOX der FACHPACK sprechen Experten über die neusten Themen der Verpackungsbranche. Die Besucher können mitdiskutieren.
Smartphone liest QR-Code auf Colaflasche aus.
Der QR-Code an der Coca-Cola lässt sich mit einem Smartphone auslesen.

Die FACHPACK im Messezentrum Nürnberg versteht sich als Impulsgeber der Verpackungsbranche in Europa. Das zeigt sich neben der umfangreichen Produktaufstellung durch die Aussteller auch im Vortragsprogramm der drei Foren PACKBOX, INNOVATIONBOX und SOLPACK. Alle drei Foren greifen aktuelle und spannende Branchenthemen auf.

Mann zeigt auf Charts in Notebook.
Mit ihrer Softwarelösung verschafft die Logistikbude ihren Anwendern einen Überblick über die Bestände und den Zustand ihrer Ladungsträger. (Foto: Logistikbude)

In der PACKBOX gestalten Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft das Programm: Sie geben tiefgründige Einblicke in relevante Themen, laden zum Zuhören und Mitdiskutieren ein. Die Moderatoren sind ebenfalls echte Branchenkenner, sodass auf der Bühne jedes noch so heiße Eisen rund um das Thema Verpackungen angefasst werden darf. So stehen zum Beispiel zukunftsweisende Themen wie der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Entwicklung und Produktion, Strategien zur Umsetzung der EU-Verpackungsverordnung PPWR, Kreislaufwirtschaftsmodelle sowie internationale Markttrends im Fokus. 

Am ersten Messetag, 23. September, geht es um Anforderungen des Handels, Lebensmittelverpackungen und Design for Recycling. Unter dem Leitthema Connecting Food and Packging spricht unter anderem Dr. Nique Somchith, Projektmanager beim Fraunhofer ISC, über recyclingfähige Monomaterial-Barrierefolien für Lebensmittel. Er stellt dabei die Ergebnisse des Projekts „Mobile“ vor, in dem recyclingfähige Lebensmittelverpackungen mit Barriereeigenschaft entwickelt werden. Kunststofffolien mit guten Barriereeigenschaften sind essenziell für die Verpackung von Lebensmitteln. Derzeit kommen meist Mehrschichtverbundfolien zum Einsatz, um den hohen Anforderungen an die Barriereeigenschaften gegenüber Sauerstoff, Wasserdampf und Aromakomponenten gerecht zu werden. „Da diese in der Regel nicht recycelt werden können, besteht ein dringender Bedarf an neuen, recyclingfähigen Alternativen. Diese sollten aus einem einzigen Kunststoff bestehen und müssen in Bezug auf ihre Barrierewirkung verbessert sein“, erklärt Nique Somchith die Hintergründe. 

 

Mehr Rezyklate und leichtere Verpackungen

In einer anderen Session am Montag geht es um die PPWR. Die von der Verordnung gesetzten Ziele stellen die gesamte Branche vor erhebliche Herausforderungen. Besonders beim Einsatz von Rezyklaten in kontaktempfindlichen Verpackungen, die nicht aus PET bestehen, sowie bei der Umsetzung von alternativen oder rezyklathaltigen Materialien in bestehenden Verpackungs- und Abfüllanlagen werden innovative Lösungen benötigt. Zudem müssen Gewichts- und Volumenoptimierungen der Verpackungskonzepte sowie Mehrweg-Anforderungen an Transportverpackungen berücksichtigt werden. Das Fraunhofer-Institut arbeitet an verschiedenen Forschungsprojekten, um Lösungen und digitale Tools zu entwickeln, die helfen, Antworten auf diese offenen Fragestellungen zu finden.

So spricht Felix Lange vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV über 2K-Sandwich-Spritzguss: PCR-Einsatz und Prozesskontrolle an dünnwandigen Kunststoffverschlüssen und Logistik-Experte Dr. Volker Lange vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML über die PPWR im Fokus der Logistik. Lukas Lehmann, ebenfalls IML, spricht über umweltfreundlichere Versandverpackungen. Er wird die Software CASTN vorstellen und will zeigen, wie durch gezielte Anpassungen der Versandkartons Kosten reduzieren und Ressourcen geschont werden können.

 

PPWR-Stimmungsindex vorgestellt

Fabian Bahnsen vom Start-up Logistikbude hat das Thema „PPWR als Chance - Welchen Beitrag kann Softwaretechnologie leisten?“ Die Logistikbude GmbH, die das Management von Mehrweg-Assets wie Paletten und Transportbehälter digitalisiert, hat gemeinsam mit der Stiftung Initiative Mehrweg sowie dem Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik deutsche Unternehmen zur PPWR befragt. Der „PPWR-Stimmungsindex Deutsche Wirtschaft 2025" zeigt, inwiefern Unternehmen auf die neuen Regelungen vorbereitet sind. Die Ergebnisse werden erstmals auf der FACHPACK vorgestellt. 

Unter dem Titel „Sinnstiftender Wandel: Werte schaffen mit inklusivem und intelligentem Design“, moderiert und organisiert von Epda (European Brand and Packaging Design Association) diskutieren Experten über die Verpackung der Zukunft. Sie fragen: Was wäre, wenn Verpackung mehr könnte, als nur ein Produkt zu schützen? Wie smarte Verpackungen – gestützt durch 2D-Codes, KI und inklusives Design – Lieferketten transparenter machen könnten, die Interaktion mit Verbrauchern verbessern und bedeutungsvolle Erlebnisse für alle schaffen können. Es diskutieren Lucy Burgess, Strategy Director bei Touch Design, Stefan Casey, Head of Ecosystems bei io.tt, Tim Gelzleichter, Head of Digital bei Win Creating Images.

 

Internationale Verpackungstrends

Am zweiten Messetag wird es internationaler. Die Fachbesucher können über die Auswirkungen des Klimawandels bezogen auf ihre Branche sprechen, neue Lösungsansätze betrachten und sich über globale Verpackungstrends informieren. Die World Packaging Organisation (WPO) als Partner der FACHPACK wird dabei eine Session am Vormittag moderieren und Experten aus dem Ausland zu Wort kommen lassen. 

Über technische Grenzen polymerbeschichteter Fasermaterialien für Lebensmittelverpackungen spricht am zweiten Messetag Till Isensee von Tillisco GmbH. Prof. Dr. Sven Sängerlaub von der Hochschule München und Mitglied des FACHPACK-Beirats wird die anschließende Fragerunde moderieren. Der Vortrag beleuchtet anhand von Beispielen das Delta zwischen den tatsächlichen Leistungsgrenzen beschichteter Faserstoffe und den Anforderungen verschiedener Produktgruppen, insbesondere im Bereich der Lebensmittel die Hochbarrieren benötigen. Im Mittelpunkt steht die Frage: Was ist heute technologisch möglich – und wie weit ist das vom realen Bedarf entfernt? Ein Ausblick auf regulatorische Rahmenbedingungen sowie Auswirkungen auf Recyclingfähigkeit und Mikroplastik-Problematik runden den Vortrag und eine mögliche Diskussion ab.

 

Neues Verpackungsprojekt von Coca-Cola

Am dritten Messetag geht es um Digitalisierung, Technologie-Trends, Neues aus dem Maschinenbau und Verpackungsdruck. Ein Vortrag widmet sich dem spannenden Thema Digitalisierung umd Kreislaufwirtschaft bei Coca-Cola mittels QR-Code. Thomas Krämer, Director APAC Global Account Manager Productmarking von der Wipotec-OCS GmbH wird Einblick in ein Projekt von Coca-Cola in Lateinamerika geben. Coca-Cola serialisiert dort RefPet Flaschen per Laser QR-Code und startet ein digitales Pfandsystem. Im Zentrum des Projekts steht die Entwicklung einer dauerhaft lesbaren Kennzeichnung für wiederbefüllbare PET-Flaschen. Diese Kennzeichnung muss auch nach mehreren intensiven Reinigungszyklen bestehen bleiben, um die Flaschen während ihres gesamten Lebenszyklus identifizierbar zu machen.

Ein früher Versuch mit vulkanisierten Etiketten und Data-Matrix-Codes scheiterte zunächst an mangelnder Haltbarkeit und schlechter Lesbarkeit. Nachdem sich viele Beteiligte zurückzogen, setzte Wipotec seine Arbeit dennoch fort. „Trotz anfänglicher Rückschläge entwickelte das Team eine innovative Lösung auf Basis eines neuartigen Lasermarkierungssystems. Die technischen Herausforderungen waren erheblich: Laserstrahlen beschädigten das PET-Material, Codes wurden unleserlich, und die Produktion konnte mit dem erforderlichen Tempo nicht Schritt halten“, so Krämer. Erst durch die Erprobung alternativer Lasertechnologien sei der Durchbruch gelungen. Mit einem neuen Lasersystem wurde es möglich, „hochauflösende, haltbare Codes direkt auf die Flasche zu bringen – ohne das Material zu schädigen“. 

Diese Codes erfüllten den internationalen GS1 Digital Link Standard und lassen sich mit jedem Smartphone auslesen, heißt es. Dadurch kann jede Flasche digital erfasst, zurückverfolgt und über eine App in ein Rücknahmesystem integriert werden. Die Lösung ermöglicht vollständige Transparenz über den Flaschenlebenszyklus und die gesamte Lieferkette hinweg – vom Hersteller bis zum Verbraucher.

Während erste Implementierungen in Lateinamerika anlaufen, sind weltweit weitere Projekte in Vorbereitung – auch mit Blick auf leichtere rPET-Flaschen und künftig sogar Glasbehälter. Organisiert ist dieser Vortrag von Packaging Valley.

Ebenfalls in der Packaging-Valley-Session am dritten Messetag ist Einsatz von KI im Verpackungsmaschinenbau beim Engineering. Dipl.-Ing. Reinhold Schlechter, Segment Manager CPG bei Schneider Electric spricht über KI-geschriebene Programme und die Chancen von KI für die Maschinenbaubranche – im Hinblick auf den Fachkräftemangel und neue nachhaltige Lösungen.

Das ausführliche Programm findet sich auf der Homepage der FACHPACK

 

Von Anna Ntemiris, Redakteurin