Verpackungen aus Schafwolle
16.03.2023 New Creations Start-ups Sustainability Artikel

Verpackungen aus Schafwolle

Das estnische Start-up Woola entwickelt Verpackungslösungen aus Wollresten. Nach Estland, Schweden, Finnland, Dänemark und Frankreich will das junge Unternehmen nun auch in Deutschland Onlinehändler von seinen Produkten überzeugen.

Das estnische Start-up Woola entwickelt Verpackungslösungen aus Wollresten. Das Start-up Woola entwickelt Verpackungslösungen aus Wollresten.

Mehr als 200.000 Tonnen Schafwolle werden in Europa jedes Jahr ungenutzt entsorgt - und damit wertvolles Potenzial für die Verpackungsbranche verschenkt. Davon ist Anna-Liisa Palatu überzeugt. Zusammen mit Katrin Kabun und Jevgeni Širai hat sie 2020 Woola gegründet. Das Start-up mit Sitz in Tallinn in Estland stellt Verpackungslösungen aus Wollresten her und hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: bis 2030 50 Prozent des weltweiten Verbrauchs von Luftpolsterfolie aus fossilen Brennstoffen einzusparen. Für die Herstellung von Versandtaschen, Schutzhüllen und Luftpolsterfolie verwendet Woola Wolle, die als Abfallprodukt der Schafschur übrig bleibt. Diese eignet sich aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht zur Herstellung von Garn für die Textilindustrie. Daher wird sie in den meisten Fällen entsorgt.

Dabei besitzt Schafwolle Eigenschaften, durch die sie sich als Verpackungsmaterial für empfindliche und zerbrechliche Waren anbietet: Sie ist widerstandsfähig und wasserabweisend. Die "Wollpolsterfolie" ("Bubble Wool") soll Waren deshalb genauso effektiv vor Bruch und Kratzern schützen wie Luftpolsterfolie.

Nach Estland, Schweden, Finnland, Dänemark und Frankreich bereitet Woola nun den Markteintritt in Deutschland vor. 
Im Kurzinterview stellt Woola-Mitgründerin Anna- Liisa Palatu das Start-up vor.

Mal ehrlich und ohne Buzzwords: Wie würden Sie Ihren Eltern das Start-up erklären?

Waren für den Versand in Luftpolsterfolie zu verpacken, ist alles andere als nachhaltig und gut für unseren Planeten – genau das wollen wir ändern. Viele wissen nicht, dass Schafwolle eine ungenutzte und zu wenig geschätzte Ressource ist. Denn mehr als 200.000 Tonnen Wolle werden in Europa jedes Jahr ungenutzt entsorgt – oft wird diese Wolle verbrannt oder vergraben. Im Team haben wir herausgefunden, dass eben diese Wolle ausreicht, um 120 Prozent des weltweiten Bedarfs an Luftpolsterfolie zu decken. Mit unseren Woola-Produkten reduzieren wir die Nachfrage nach Einweg-Kunststoffverpackungen im E-Commerce, indem wir eine Alternative anbieten, nämlich Schutzverpackungen aus Wollresten. 

Wie beschreiben Sie Ihr Geschäftsmodell einem möglichen Partner in einem Tweet?

Schützen, auffallen und Plastik reduzieren – mit Woola-Verpackungen aus Wollresten können Einzelhändler umweltfreundlich und sicher empfindliche Waren wie Elektronik, Schmuck oder Kosmetika versenden. Und das Beste: alle Produkte sind wiederverwendbar.

Welche Unternehmen/Kunden konnten Sie bereits überzeugen?

Unser Kreis an Kunden ist recht breit gefächert, dennoch gibt es eine Gemeinsamkeit: Unsere Kunden versenden Produkte, die geschützt werden müssen. So arbeiten wir mit Modemarken zusammen, die Schmuck verkaufen, mit Haushaltsreinigungsmarken wie Atmo Home oder auch mit Gewürzherstellern. Ein weiteres Beispiel ist Tanel Veenre, ein buntes und experimentelles Schmucklabel, das vor etwa einem Jahr von individuell gestalteten Luftpolstertaschen aus Kunststoff zu unseren Wollumschlägen wechselte. Wir hoffen, bald noch mehr Gründer wie Tanel von Tanel Veenre davon zu überzeugen, dass Wollverpackungen eine einfache, funktionelle und nachhaltige Möglichkeit bieten, Produkte während des Versands zu schützen. Insgesamt sehen wir in ganz Europa ein großes Interesse aufseiten der E-Commerce-Marken.