- 30.08.2025
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Die Verpackungsindustrie in Deutschland – ein Marktüberblick
Die deutsche Verpackungsindustrie steht im Spannungsfeld zwischen konjunkturellen Einflüssen, regulatorischem Druck und strukturellen Veränderungen. Ein aktueller Überblick zeigt, welche Materialsegmente besonders betroffen sind – und wo Chancen liegen.


Umsatzentwicklung und Marktdynamik
Im Jahr 2024 erwirtschaftete die Branche den Daten von Statista zufolge einen Umsatz von rund 30,5 Milliarden Euro. Damit lag das Ergebnis deutlich über dem Wert von 2014 (24,5 Milliarden Euro). Nach einer Phase kräftigen Wachstums bis 2022 setzte jedoch ein rückläufiger Trend ein. Laut Prognosen von Apenberg & Partner dürfte der Umsatz 2025 auf 27,4 Milliarden Euro sinken und bis 2026 mit etwa 26 Milliarden Euro weiter nachgeben. Damit ergibt sich für den Zeitraum 2023 bis 2026 eine durchschnittliche jährliche Schrumpfungsrate (CAGR) von rund -5 Prozent.
Der überwiegende Teil der Umsätze wurde im Inland erzielt. 2024 erwirtschaftete die Branche rund 19,98 Milliarden Euro innerhalb Deutschlands. Der Auslandsumsatz belief sich auf 10,5 Milliarden Euro. Die Zahlen verdeutlichen, dass die Verpackungsindustrie weiterhin stark auf den heimischen Markt ausgerichtet ist, zugleich aber auch eine relevante Exportrolle einnimmt.
Neben den wirtschaftlichen Kennzahlen ist die Branche auch ein wichtiger Arbeitgeber. Rund 119.600 Personen waren 2024 in der deutschen Verpackungsindustrie beschäftigt. Damit stellt der Sektor eine zentrale Stütze der industriellen Beschäftigung in Deutschland dar.
Materialstruktur der Verpackungen
Ein Blick auf die Umsatzstruktur verdeutlicht, dass zwei Materialgruppen den Markt dominieren. Mit rund 44 Prozent Anteil am Gesamtumsatz lagen 2024 Verpackungen aus Papier an der Spitze. Kunststoffverpackungen folgten mit etwa 36 Prozent, während Glas rund 10 Prozent und Metall knapp 8 Prozent zum Gesamtumsatz der Verpackungsbranche beisteuerten.
Diese Verteilung spiegelt sich auch in der Betriebsstrukturwider. Die Mehrzahl der Unternehmen konzentriert sich auf die Herstellung von Verpackungen aus Papier, Pappe und Kunststoff. Im Jahr 2024 waren in Deutschland 295 Betriebe auf Wellpappe- und Pappeverpackungen spezialisiert, während 255 Unternehmen Kunststoffverpackungen produzierten. Im Vergleich dazu fiel die Zahl der Betriebe im Bereich Glas (49) und Metall (44) deutlich geringer aus.
Prognosen und Materialtrends
Wie in der gesamten deutschen Wirtschaft bleibt auch die Verpackungsindustrie nicht von konjunkturellen Entwicklungen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten verschont. Marktanalysten von Apenberg & Partner erwarten bis 2026 einen durchschnittlichen Umsatzrückgang von rund fünf Prozent pro Jahr. Allerdings verläuft die Entwicklung keineswegs einheitlich – vielmehr zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Materialgruppen und Produktsegmenten.
Vor allem der Papier-Pappe-Karton-Bereich, allen voran Wellpappe, leidet unter der konjunkturabhängigen Nachfrage nach Transportverpackungen und dürfte bis 2026 jährlich um etwa sieben Prozent schrumpfen. Vergleichsweise stabil zeigen sich dagegen Papieretiketten, deren Rückgang mit –1,8 Prozent pro Jahr deutlich moderater ausfällt.
Im Kunststoffsegment zeichnet sich ein gespaltenes Bild ab. Säcke und Beutel geraten durch regulatorische Einschränkungen massiv unter Druck und verlieren voraussichtlich rund 12,5 Prozent pro Jahr. Gleichzeitig gibt es Teilmärkte mit Wachstumspotenzial: Kunststoffverschlüsse legen laut Prognose um fünf Prozent jährlich zu, Flaschen/Flakons sowie Großbehälter immerhin um zwei Prozent.
Auch Glasverpackungen geraten nach einem kurzfristigen Hoch im Jahr 2023 – bedingt durch hohe Energiepreise – in den Abwärtstrend. Am stärksten betroffen sind Flaschen mit einem erwarteten Minus von 16 Prozent pro Jahr, während Konservengläser und ähnliche Produkte mit –7,2 Prozent weniger stark zurückgehen.
Der Bereich Metallverpackungen schließlich dürfte bis 2026 um durchschnittlich 4,5 Prozent jährlich schrumpfen. Betroffen sind alle Untersegmente gleichermaßen – Aluminium ebenso wie Weißblechprodukte oder Verschlüsse.
Sammel- und Recylingquoten
Verpackungen sind zwar unverzichtbar, verursachen jedoch erhebliche Abfall- und Nachhaltigkeitsprobleme. Umso wichtiger werden Recycling und umweltfreundliche Lösungen. Im Jahr 2022 verbrauchte jeder Bundesbürger durchschnittlich 226,9 Kilogramm Verpackungsmaterial.
Nach Angaben des Umweltbundesamtes belief sich die Menge der gewerblich eingesammelten Verkaufs-, Transport- und Umverpackungen auf 4,15 Millionen Tonnen. Den größten Anteil stellten Papier, Pappe und Karton mit rund 64 Prozent oder 2,67 Millionen Tonnen. Deutlich geringer war der Anteil von Holz (10,1 Prozent), Kunststoff (8,7 Prozent) und sonstigen Materialien (8,8 Prozent). Glas und Metalle spielten eine untergeordnete Rolle. Zusätzlich wurden knapp 117.000 Tonnen Mehrwegverpackungen ausgesondert.
Die Recyclingquote aller Verpackungen lag 2022 bei 68,5 Prozent und damit leicht über dem Vorjahreswert (+0,6 Prozentpunkte). Verbesserungen gab es insbesondere bei Papier, Kunststoffen, Aluminium und Weißblech, während Holz- und Glasverpackungen Rückgänge verzeichneten. Bei Kunststoffverpackungenstieg der werkstoffliche Recyclinganteil den Zahlen der Zentralen Stelle Verpackungsregister zufolge seit 2018 deutlich von 42,1 auf 68,9 Prozent. Probleme bereiten den Dualen Systemen hingegen weiterhin Glas und Getränkekartons, deren gesetzliche Quoten verfehlt wurden, sowie Verbundverpackungen, die technisch nur schwer zu recyceln sind.
Zu den größten Herausforderungen zählen laut der Zentralen Stelle fehlerhafte Vorsortierung und falsche Mülltrennung durch Verbraucherinnen und Verbraucher. Fehlwürfe verschlechtern die Qualität des Sammelgemischs, erhöhen den Sortieraufwand, treiben die Kosten und verringern die für hochwertiges Recycling nutzbaren Materialmengen.
Die positive Erkenntnis der letzten Erhebung des Bundesumweltamtes ist eine hohe Recyclingquote auch jenseits der dualen Systeme. Für Glas, Papier, Pappe und Karton sowie alle Arten von Metallen liegen die recycelten Mengen – nach Meldungen der befragten Unternehmen, die die Abfälle aus Verkaufs-, Transport- und Umverpackungen einsammeln – im Verhältnis zu den eingesammelten Gesamtmengen zwischen 98,0 Prozent und 99,8 Prozent. Für Kunststoffe (85,8 Prozent) und Holz (70,5 Prozent) ist die Recyclingquote zusammen mit den sonstigen Materialen (55,9 Prozent) teilweise deutlich niedriger. Die größten Mengen werden – abgesehen von den Metallen – überwiegend, das heißt mit über 95 Prozent, in Deutschland zum Recycling abgegeben. Dort wo das Recycling nicht möglich oder zumutbar ist, hat allerdings die energetische Verwertung vor anderen Verwertungsmaßnahmen Vorrang.
Insgesamt bleibt die Recycling-Bilanz gemischt: Während die Recyclingquoten bei einigen Materialien gestiegen sind, liegen andere weiterhin deutlich unter den Zielvorgaben. Die anstehende EU-Verpackungsverordnung dürfte den Druck auf Industrie und Verbraucher künftig weiter erhöhen.
Autor: Alexander Stark