• 14.08.2025
  • Länder-/Marktbericht

Verpackungsmarkt Benelux: Wachstum trifft auf Kreislaufwirtschaft

Stabile Marktentwicklung in den Niederlanden, neue Hightech-Recyclinganlagen in Belgien oder globale Branchenplayer in Luxemburg – die Benelux-Staaten haben in vielen Bereichen die Nase vorn. Ein Blick in eine Region, die Maßstäbe für die Verpackungswelt von morgen setzt.
Pins mit den Flaggen der Niederland, von Belgien und Luxemburg auf orangem Grund
Benelux setzt Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit und verbindet Wachstum, Innovation mit hohen Recyclingquoten im Verpackungssektor.

Der niederländische Verpackungsmarkt

Im Jahr 2023 rangierten die Niederlande gemessen am BIP auf Platz 18 der weltweit größten Volkswirtschaften und gemessen an den Gesamtexporten auf Platz 8. Sie sind die Wirtschaftsmacht der Benelux-Region und liegen vor Belgien und Luxemburg. Zu den wichtigsten Exportzielen des Landes zählen Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien und das Vereinigte Königreich.

Gestützt auf diese solide wirtschaftliche Basis verzeichnet die niederländische Verpackungsindustrie weiterhin ein robustes Wachstum. Es wird vor allem gestützt von einer konstanten Nachfrage aus der Lebensmittelbranche und einem klaren Bekenntnis zu Nachhaltigkeit. 2023 wurde der niederländische Verpackungsmarkt auf 29,4 Milliarden Einheiten geschätzt, mit einer erwarteten durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von unter 2 % bis 2028. Das Segment Verpackungsdienstleistungen wird 2025 voraussichtlich einen Marktwert von 134 Millionen Euro erreichen und umfasst 549 Unternehmen. Während die Zahl der Betriebe zwischen 2019 und 2024 mit einer CAGR von 4,1 % moderat zunahm, sank der Marktwert im gleichen Zeitraum um 15,4 %.

Die Hersteller von Kunststoffverpackungen stehen unter zunehmendem Druck durch hohe Energie- und Rohstoffkosten im Inland, was angesichts des internationalen Wettbewerbs zu sinkenden Margen führt. Die Lebensmittelindustrie dominiert die Verpackungsnachfrage des Landes und ist damit der größte Einzelabnehmer der Branche. Im Jahr 2023 waren starre Kunststoffverpackungen das am häufigsten verwendete Verpackungsmaterial, insbesondere in den Bereichen Milchprodukte und Soja sowie Backwaren und Cerealien. Sie punkten bei den Herstellern mit ihrer Festigkeit, ihrem geringen Gewicht, ihrer Erschwinglichkeit und ihrer kundenfreundlichen Anwendung. Flexible Verpackungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, insbesondere für Backwaren und Cerealien.

Weitere bedeutende Abnehmerbranchen sind alkoholische und alkoholfreie Getränke, Kosmetika und Körperpflege sowie verschiedene industrielle Anwendungen. Trotz dieser Vielfalt bleibt der Lebensmittelbereich das zentrale Fundament des niederländischen Verpackungsmarktes. Während starre Kunststoffverpackungen stark nachgefragt sind, führen Papier und Karton den Markt insgesamt an, gefolgt von Kunststoffen als zweitgrößter Kategorie.

Nachhaltigkeit ist ein prägendes Merkmal des niederländischen Verpackungsmarktes. Die nationale Strategie zur Kreislaufwirtschaft sieht bis 2030 eine Kreislaufquote von 50 % und bis 2050 eine vollständige Kreislaufwirtschaft vor. Unterstützt wird dies durch jährliche öffentliche Investitionen von rund 300 Millionen Euro in klimabezogene Maßnahmen sowie durch regionale Initiativen, etwa in Groningen.

Die Niederlande zählen zu den europäischen Spitzenreitern beim Recycling: 2023 wurden 88 % aller in Verkehr gebrachten Verpackungen recycelt oder wiederverwendet – deutlich mehr als das nationale Ziel von 72 % und das EU-Ziel von 65 % für 2025. Kunststoffverpackungen erreichten eine Quote von 82 %, Eisenmetalle führten mit 99 %. Das Pfandrückgabesystem für PET-Flaschen und Dosen erzielte zudem Rücklaufquoten von rund 95 %.

 

Luxemburgs Verpackungssektor

Zwar ist Luxemburgs Verpackungssektor klein, doch er beherbergt bedeutende internationale Player wie Klöckner Pentaplast (≈ 2 Mrd. € Jahresumsatz im Kunststoffbereich) und die Ardagh Group (≈ 7,7 Mrd. € Umsatz im Glas- und Metallsegment im Jahr 2016). Die Verpackungsdienstleistungsbranche wird 2025 auf lediglich 2,7 Mio. € geschätzt und umfasst nur ein einziges Unternehmen – mit Wachstumsprognosen zwischen –5,9 % und +0,6 % CAGR für den Zeitraum 2019–2024. Der Markt für Kunststoffverpackungen legte 2024 nach zwei Jahren Rückgang kräftig zu und stieg um 65 % auf rund 148,33 Mio. €. Im Recyclingbereich sammelte Luxemburg 2023 insgesamt 40.772 Tonnen Verpackungsabfälle, das entspricht rund 61,6 kg pro Kopf. 2022 erreichte das Land eine Verpackungsrecyclingquote von 76,96 % und eine Recyclingquote für Kunststoffverpackungen von 50,29 %.

 

Die Verpackungswirtschaft Belgiens

Belgien, der zwölftgrößte Exporteur und die 22. größte Volkswirtschaft der Welt, ist ein hoch industrialisiertes Land, das Rohstoffe importiert, verarbeitet und größtenteils wieder exportiert. Rund 75 % des Handels findet innerhalb des europäischen Binnenmarkts statt. Wichtigster Exportpartner ist Frankreich, gefolgt von den Niederlanden und Deutschland.

Der Verpackungssektor des Landes wird bis 2025 voraussichtlich einen Umsatz von rund 611,65 Mio. Euro erzielen. Die Verpackungsdienstleistungsbranche allein soll 2025 einen Wert von 1,1 Mrd. Euro erreichen und umfasst sowohl Karton- und Papier- als auch Kunststoffverpackungen. Mit 169 Unternehmen hat sich die Zahl der Marktakteure zwischen 2019 und 2024 um 3,5 % verringert. Für die kommenden fünf Jahre wird dennoch Wachstum erwartet.

Der Produktionswert der Verpackungsdienstleistungen lag 2023 bei 552,2 Mio. Euro. Die Entwicklung verlief uneinheitlich – mit starken Zuwächsen in den frühen bis mittleren 2010er-Jahren, gefolgt von Phasen der Stagnation und leichten Rückgängen. Zwischen 2018 und 2023 betrug die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) 0,65 %, mit einem leichten Aufwärtstrend von 2021 bis 2023.

2022 sank die Menge der in Belgien in Verkehr gebrachten Verpackungen um 1,3 % auf über 1,9 Mio. Tonnen. Kunststoffverpackungen erreichten im selben Jahr eine Recyclingquote von 54 % – Platz zwei in der EU hinter der Slowakei – nach nur 29 % im Vorjahr. Nach Gewicht machten Papier und Pappe 39 % des Verpackungsabfalls aus, gefolgt von Glas (21 %) und Kunststoff (19 %). Die Recyclingquoten zählen zu den höchsten Europas: Glas 98 %, Metalle 96 %, Papier und Pappe 86 %, Holz 67 %.

Einen entscheidenden Schub für die Kreislaufwirtschaft brachte 2024 die Eröffnung einer hochmodernen Kunststoffrecyclinganlage in Lommel durch die Morssinkhof-Rymoplast Group und Fost Plus, unterstützt von Ingka Investments (IKEA). Sie ist für die Verarbeitung von Verpackungsabfällen aus rund 80 % der belgischen Haushalte – etwa vier Millionen – ausgelegt und produziert aus Milchflaschen, Butterbechern und Shampooflaschen hochwertiges Rezyklat für Körperpflegeprodukte und andere Anwendungen.

Dank des Ausbaus der Recyclingkapazitäten stieg die Quote für Kunststoffverpackungen aus Haushalten von etwa 9 % im Jahr 2018 auf rund 69 % heute. Mit der Lommel-Anlage und weiteren Projekten soll die inländische Verarbeitungskapazität von 49 % im Jahr 2024 auf 75 % in naher Zukunft wachsen.

 

Autor: Alexander Stark