• 14.10.2025
  • Interview

Einkaufsbarometer: „Resilienz beginnt beim Lieferanten“

Verpackungen sichern nicht nur Produkte – sie sichern auch Geschäftsmodelle und Wettbewerbsfähigkeit. Doch wie steht es um die Versorgungssicherheit, Digitalisierung und Zusammenarbeit in der Lieferkette? Ein Gespräch mit Mirjam Zeller, Geschäftsführerin BME Marketing GmbH beim Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME), zur aktuellen Studie „Einkaufsbarometer Mittelstand 2025“.
Mirjam Zeller of the BME
Mirjam Zeller, Geschäftsführerin der BME Marketing GmbH, spricht im Interview über die Ergebnisse des Einkaufsbarometers Mittelstand 2025.
Frau Zeller, 88,9 % der Unternehmen sehen die Fähigkeit, neue Lieferanten schnell zu integrieren, als Wachstumsfaktor. Sind die bestehenden Lieferantenbeziehungen so schlecht – auch in der Verpackungsbranche?

Ganz im Gegenteil. Ziel ist nicht, bestehende Partnerschaften zu ersetzen, sondern die bestehenden robuster zu machen und über neue Lieferanten das Wachstum abzusichern. Gerade die Verpackungsbranche steht unter enormem Transformationsdruck – regulatorisch, ökologisch, ökonomisch. Wer es schafft, flexibel neue Partner einzubinden, schafft Spielräume für Innovation und Versorgungssicherheit. Lieferantennetzwerke müssen heute dynamisch und skalierbar sein – das ist eine Voraussetzung, um in einem volatilen Umfeld zu bestehen.

In der Befragung geben 80,6 % der Befragten an, dass gerade im Lieferantenmanagement der größte Digitalisierungsbedarf besteht. Warum kommt hier so wenig Tempo rein?

Weil viele noch im Tagesgeschäft feststecken. Manuelle Prozesse, Excel-Listen und E-Mail-Chaos dominieren in vielen Einkaufsabteilungen – auch bei Verpackungsherstellern. Digitalisierung kostet erstmal Zeit und Ressourcen. Aber sie ist der Schlüssel, um Risiken früher zu erkennen, Lieferkettendaten sauber zu erfassen und innovative Produkte schneller auf die Straße zu bringen. Besonders im Verpackungssektor mit kurzen Produktlebenszyklen ist das eine strategische Notwendigkeit.

Laut Studie nutzt nur ein Viertel der Unternehmen Plattformen zur Zusammenarbeit mit Lieferanten. Ist das nicht ein Armutszeugnis für eine Branche, die sich immer smarter geben will?

Die Erkenntnis ist da – aber der Umsetzung fehlt es häufig an Ressourcen oder Priorität. Damit der Mehrwert von Plattformen verstanden und gelebt werden kann, braucht es einen echter Kulturwandel – auf Seiten aller Nutzer. Zusammenarbeit darf nicht nur auf Angebotsabgaben und Preisverhandlungen reduziert werden. Gerade in der Verpackungsentwicklung – von nachhaltigen Materialien bis zu automatisierungsfreundlichem Design – entstehen die besten Lösungen, wenn Lieferanten früh eingebunden sind. Digitale Plattformen sind hier das Rückgrat für strukturierten Austausch.

Der Einkauf wird in Ihrer Studie als strategischer „Motor für Innovation“ beschrieben. Das klingt gut – aber wie strategisch ist der Einkauf in der Realität der mittelständischen Verpackungsindustrie wirklich?

Noch nicht strategisch genug. In zu vielen Unternehmen ist der Einkauf noch immer operativ, reaktiv und kostengetrieben. Dabei sehen wir in unserer Studie, dass sich genau hier der Wandel abzeichnet: 47,1 % der Befragten sagen, dass sich der Einkauf zur strategischen Funktion entwickelt hat. Für Verpackungsunternehmen bedeutet das: Der Einkauf entscheidet mit, welchen Innovationen Vorrang gegeben wird und wie Fragestellungen rund um Circularity Eingang in die Materialauswahl finden. Wer den Einkauf nur als Kostenstelle sieht, verliert langfristig den Anschluss.

Danke für das Gespräch, Frau Zeller.


Fazit: 
Die Ergebnisse des Einkaufsbarometers Mittelstand 2025, das der BME gemeinsam mit Onventis und der ESB Business School erstellt hat, zeigen deutlich: Ohne digitale und kollaborative Beschaffung ist Zukunftsfähigkeit nicht denkbar. Besonders für die Verpackungsbranche, die stark von globalen Lieferketten, Nachhaltigkeitsdruck und Innovationsgeschwindigkeit betroffen ist, bieten die Erkenntnisse der Studie wichtige Impulse – von KI über Lieferanten-Scoring bis zur strategischen Neuausrichtung des Einkaufs.



Zur Studie: Lesen Sie das das vollständige Einkaufsbarometer Mittelstand 2025 mit allen Zahlen und Analysen.

 

Redakteur: Alexander Stark