• 08.12.2025
  • Interview

Klimafitte Maschinen: Optima integriert Nachhaltigkeit tief ins Engineering

Kunden fordern CO₂-Daten, die Politik erhöht den Druck – und Maschinenbauer reagieren: Optimas Nachhaltigkeitsmanagerin Sophia Ehrmann erklärt, wie PCF-Berechnungen nach ISO 14067, Materialsubstitution und Recyclingfähigkeit die nächste Maschinengeneration prägen.
Sophia Ehrmann, Nachhaltigkeitsmanagerin bei Optima
Sophia Ehrmann, Nachhaltigkeitsmanagerin bei Optima, erklärt, wie CO₂-Transparenz, PCF-Berechnungen nach ISO 14067 und recyclinggerechtes Design die nächste Maschinengeneration prägen.

Ob Pharma oder Konsumgüter: Wer Maschinen investiert, blickt heute weit über Leistung und Taktzahlen hinaus. Nachhaltigkeitsratings, CO₂-Transparenz und der Product Carbon Footprint (PCF) sind zu strategischen Entscheidungsfaktoren geworden. Damit verändert sich auch die Art, wie Maschinenhersteller entwickeln, konstruieren und Verantwortung übernehmen. Sophia Ehrmann, Nachhaltigkeitsmanagerin bei Optima, spricht darüber, wie ihr Unternehmen diesen Wandel nutzt – von der PCF-Berechnung nach ISO 14067 bis hin zu recycelbaren Designs und dem Ziel, Nachhaltigkeit schon im Engineering mitzudenken.

Welche Anforderungen stellen Ihre Kunden heute bereits in Bezug auf Nachhaltigkeit und CO₂-Transparenz (PCF)?
Unsere Kunden fragen zunehmend Nachhaltigkeitsinformationen und CO₂-Transparenz sowohl auf Unternehmens- als auch auf Produktebene ab. Dazu gehören Daten zu Treibhausgasemissionen und Nachhaltigkeitsratings wie EcoVadis oder dem Carbon Disclosure Project (CDP). Viele Kunden verknüpfen diese Anforderungen mit eigenen wissenschaftsbasierten Klimazielen (z. B. nach Science Based Targets initiative (SBTi)) und erwarten daher belastbare Emissionsnachweise und die Einhaltung von Compliance.

Auf Produktebene wird der Product Carbon Footprint (PCF) besonders bei ressourcenintensiven Prozessen im Pharmabereich vor Projektvergabe nachgefragt, um die erwarteten Emissionen während der Nutzung von Maschinen und Anlagen zu bewerten. In der Konsumgüterindustrie liegt der Fokus vor allem auf der Recyclingfähigkeit von Verpackungen, der PCF gewinnt aber auch hier an strategischer Bedeutung.

Regionale Unterschiede sind dabei kaum pauschal zu benennen, da sie stark von individuellen Klimazielen abhängen. Grundsätzlich gilt: Für den PCF gibt es weltweit keine gesetzliche Pflicht; die Nachfrage wird primär durch Kundeninitiativen und Nachhaltigkeitsziele getrieben.

Wie gehen Sie derzeit bei der Berechnung des Product Carbon Footprint (PCF) Ihrer Maschinen vor – gibt es dafür bereits interne oder branchenweite Standards?

Der PCF unserer Maschinen wird entlang des gesamten Lebenszyklus (Herstellung, Transport, Nutzung, Lebensende) berechnet. Die Methodik ist extern nach ISO 14067:2019 verifiziert und stellt somit eine international vergleichbare und belastbare Berechnungsgrundlage sicher. Die Datengrundlage umfasst Maschinenstücklisten und Transportinformationen, ergänzt um modellierte Annahmen für die Nutzungs- und Entsorgungsphasen. Das Nachhaltigkeitsmanagement arbeitet gemeinsam mit internen Fachbereichen sowie künftig auch Lieferanten und Kunden daran, die Datenqualität fortlaufend zu verbessern.

Wie beeinflusst die CO₂-Bilanzierung bereits die Entwicklung neuer Maschinengenerationen – etwa bei Materialwahl, Energieeffizienz oder Modularität?

Die Ergebnisse aus der CO₂-Bilanzierung unterstützen uns heute vor allem, Emissions-Hotspots auf Produktebene zu identifizieren und Prioritäten für Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten. Dazu gehören Ansätze wie die Reduktion von Energie- und Medienverbrauch, Materialsubstitution sowie die Optimierung modularer Maschinendesigns. Additive Fertigungsverfahren gewinnen ebenso an Bedeutung, da sie Materialeinsatz und Transportemissionen verringern. Perspektivisch ist es unser Ziel, die Ergebnisse des Product Carbon Footprints (PCF) direkt in die Konstruktionsphase zu integrieren, um ressourcenschonende Materialien gezielt einzusetzen und den Energie- und Betriebsmedienbedarf während der Nutzung der Anlagen systematisch zu senken.

Techniker mit einer grafischen Auswertung von Maschinendaten vor einer Verpackungsmaschine
Nachhaltigkeit im Maschinenbau: CO₂-Transparenz, PCF-Berechnung und recyclinggerechtes Design werden zu zentralen Treibern der nächsten Maschinengeneration.

Welche Rolle spielt das Thema Demontage, Recyclingfähigkeit und Wiederverwendung von Bauteilen in Ihrer Produktstrategie?
Das Thema Demontage, Recyclingfähigkeit und Wiederverwendung von Bauteilen ist fester Bestandteil unserer Produkt- und Nachhaltigkeitsstrategie. Optima setzt auf ein modulares Maschinendesign, das eine einfache Demontage und sortenreine Materialtrennung ermöglicht. Durch Retrofits und Upgrades verlängern wir die Lebensdauer bestehender Maschinen. Am Ende des Lebenszyklus erfolgt häufig eine Demontage, ein Weiterverkauf oder das Recycling einzelner Komponenten. Wir unterstützen unsere Kunden bei einer verantwortungsvollen Entsorgung. Die Recyclingfähigkeit hängt von der Materialzusammensetzung ab – hier arbeiten wir kontinuierlich an Verbesserungen, um die Kreislauffähigkeit zu erhöhen.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Ehrmann

Redakteur: Alexander Stark, FACHPACK360°