Wie ist die Situation im Verpackungsmarkt? Mit welchen Herausforderungen haben die Akteure zu kämpfen? Und welchen Stellenwert haben Zusammenarbeit und Wissensaustausch? Wie sich zeigt, gibt es zwar länderspezifische Besonderheiten und Ausprägungen, die grundlegenden Aspekte wirken aber grenzüberschreitend.
Unbestritten ist, dass der Netzwerkgedanke in der Verpackungsindustrie angekommen ist. „Die Kraft des mittelständisch geführten Großhandels kann durch seine Flexibilität und Kundenorientierung auch in schwierigen Zeiten Chancen generieren und nutzen. Das gilt insbesondere, wenn sich die Unternehmen in einem Verbund vernetzen ohne ihre Eigenständigkeit dabei aufzugeben“, sagt PackSynergy-CEO Thomas A. Baur.
Markt, Kunden, Wettbewerb
Über alle Ländergrenzen hinweg blicken die Mitgliedsunternehmen auf einen Markt, der in den vergangenen Jahren disruptiv beeinflusst wurde. Während COVID für eine steigende Nachfrage nach Verpackungen und zugeordneten Dienstleistungen gesorgt hatte, führten Probleme in der Lieferkette und steigende Material- und Energiepreise in Folge des Ukrainekriegs zu wachsenden Aufwänden und höheren Kosten. Gleichzeitig konnten aber auch die Preise angehoben werden.
Auf diese außergewöhnlichen Zeiten folgt nun eine Situation, in der die allgemeine konjunkturelle Abschwächung zu einer sinkenden Nachfrage und zu sinkenden Preisen führt. Konjunktur und die Energiepreise wirken sich länderspezifisch unterschiedlich aus. Insbesondere in Deutschland sind die negativen Effekte sehr stark. Trotzdem betont Lisa Horna, Prokuristin bei HORNA GmbH Verpackungen, „dass es für unsere Branche immer einen Chancenmarkt gibt, auch wenn es vielen anderen in Deutschland nicht gut geht. Wir haben ein Produkt, das man in allen Bereichen braucht, was bedeutet, dass es immer Möglichkeiten und Chancen für neue Kunden und Geschäftsfelder gibt“.
Mit Blick auf das Kundenverhalten, stellt Andrew Grant, Group Managing Director der britischen Samuel Grant Packaging fest, dass „die Kunden wieder mehr Auswahl haben. Es steht mehr Material zur Verfügung und es gibt mehr Optionen. Wir stehen also unter einem starken Wettbewerbsdruck, da Kunden vermehrt bereit sind, zu wechseln, um niedrigere Preise zu erzielen.
Die Bereitschaft, neue Lieferanten zu akzeptieren, wirkt aber in beide Richtungen und eröffnet auch Chancen“. Positiv wirkt sich neben dem speziell im Bereich Nachhaltigkeit gestiegenen Beratungsbedarf aus, dass sich viele Unternehmen durch den Kostendruck wieder verstärkt auf ihr Kerngeschäft fokussieren und nebengelagerte Produkte und Prozesse an Dienstleister zu vergeben.
Die Konkurrenz durch Online-Plattformen macht den Großhändlern wenig Sorgen. Die meisten verfügen über eigenen Online-Shops. Gleichzeitig liegt der Fokus im Onlinegeschäft meist auf preissensiblen Standardlösungen „Wir aber bieten Komplettlösungen nach Maß und wählen die besten Produkte aus, um die Aufgabe auf die effektivste Weise zu lösen“, so Grant.
Thomas Horna, Geschäftsführer von HORNA GmbH Verpackungen ergänzt, dass man eben nicht nur ein reiner Händler sei, sondern auch individuelle Verpackungen entwickle, „die dazu beitragen die Versandprozesse effizient, kostensparend und nachhaltig zu gestalten. Auch bei Rückfragen und Änderungswünschen zu Verpackungslösungen, Ersatzteilen oder Reparaturen stehen wir bereit“. Das unterscheide die PackSynergy-Partner von den meisten (Online-) Händlern.
Nachhaltigkeit und Regulierung
Alle Mitgliedsunternehmen des Verbunds verzeichnen in ihren Märkten einen steigenden Bedarf an nachhaltigen Lösungen. Diese Tendenz ist Chance und Risiko zugleich. Die Chance liegt im Wunsch der Kunden nach neuen Lösungen, die die Händler in den letzten Jahren entwickelt haben. Gestiegene Kosten rechtfertigen dabei höhere Preise. Risiken bestehen durch den starken Kostendruck. Denn wenn der Preis wieder zum vorherrschenden Argument wird, lassen sich getätigte Investitionen nicht einspielen.
Eine weitere Herausforderung entsteht durch unfertige und unscharfe Regulierungen. „Die Informationen sind oft sehr rar. Es wird viel spekuliert und vieles bleibt lange unklar.
Sobald die Informationslage dann klar ist und die Regulierung verabschiedet ist, muss es oft sehr schnell gehen“, so Lisa Horna. Auch die Ausgestaltung einzelner Regulierungen bereitet Probleme. So sieht Max Dalsgaard, CEO und Eigentümer der dänischen KD Emballage A/S, Schwierigkeiten durch die anstehende ERP-Regelung für Verpackung, die ab dem 1. Oktober 2025 in Dänemark greifen.
Ein positiver Effekt der regulatorischen Auflagen ist der kundenseitig wachsende Bedarf an Beratung. Die permanent steigenden Anforderungen führen zu einer Komplexität, die bei den PackSynergy-Mitgliedern zu einem zusätzlichen Bedarf an Fachkräften und Know-how führt. Da die Komplexität aber auch auf Kundenseite besteht, können die Händler dort mit ihrer Expertise neue Dienste und Beratung anbieten. Auch deshalb stellt Dalsgaard fest: „Früher waren viele von uns einfache Lieferanten. Heute sind wir wichtige Partner für unsere Kunden. Das erfordert in vielen Aspekten eine Neuausrichtung, ermöglicht aber auch eine stärkere Fokussierung auf Wachstum.“
Arbeitsmarkt, Digitalisierung, Logistik
Alle befragten PackSynergy-Mitglieder haben mit steigenden Lohnkosten zu kämpfen. Speziell die Erhöhung des Mindestlohns hat nicht nur in Deutschland, sondern auch in Großbritannien einen stark belastenden Effekt auf die Kosten für manuelle Arbeit und Arbeit am unteren Ende der Gehaltsskala. Zudem gibt es einen Mangel an technischem Personal und Schwierigkeiten, qualifizierte Mitarbeiter zu finden, wie Pieter Groeneveld, CEO der niederländischen Contimeta berichtet. Als Reaktion investieren die Großhändler verstärkt in Schulung und Weiterbildung.
Ein Weg, um steigende Lohnkosten aufzufangen, ist die konsequente Digitalisierung in Logistik und Handling, wo in der Regel viel manuelle Arbeit anfällt. „Prozessoptimierung ist faktisch unser Daily Business. Wir haben nur noch ganz wenige Bereiche, wo wir nicht voll digital sind“, berichtet Thomas Horna. Pieter Groeneveld sieht die „Tendenz, dass Kunden ihre Waren lieber lokal beziehen möchten, um die Logistikkosten zu senken und nachhaltiger zu sein. In dem Zusammenhang ist es wichtig, genügend Lagerbestand zu haben, um schnell liefern zu können. Die Effizienz der Logistik hat einen erheblichen Einfluss auf die Gesamtkostenstruktur“.
Für die Mitgliedsunternehmen des Verbunds zahlt sich hier das „Virtuelle Lager“ aus. So können Bestände zwischen verschiedenen Standorten geteilt werden. „Das ist besonders für Top-Produkte sinnvoll, um die Verfügbarkeit zu gewährleisten und Lieferzeiten zu verkürzen. Die Zusammenarbeit zwischen Standorten und Partnern ist ein entscheidender Faktor, um die Effizienz zu steigern“, so Groeneveld.
Netzwerk und Wissenstransfer
Einen maßgeblichen Vorteil des Unternehmensnetzwerks sehen die PackSynergy-Mitglieder im Austausch von Know-how und Expertise. „Wir alle sind auf unterschiedliche Weise innovativ, um Lösungen für dasselbe Problem zu finden. Jeder legt eigene Schwerpunkte und findet eigene Lösungen, die er dann teilen kann. Auch gegenüber Kunden ist es von Vorteil, Teil des Netzwerks zu sein, weil der Kunde dann sieht, wie viel Expertise und Know-how wir für seine Belange einsetzen können“, so Grant.
Lisa Horna betont mit Blick auf die Komplexität von Regulierungen: „Gerade bei einer undurchsichtigen Informationslage ist ein Netzwerk mit vielen Profis besonders wertvoll. Der Austausch ermöglicht neue Impulse und Informationen, die wir an unsere Mitarbeitenden und Kunden weitergeben können. Das ist ein Riesenvorteil.“
Auch Dalsgaard und Groeneveld betonen, dass die Zugehörigkeit zu einem Industrienetzwerk entscheidend ist, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Netzwerke bieten die Möglichkeit, von Best Practices zu lernen und sich über aktuelle Trends und Entwicklungen auszutauschen. Durch die Zusammenarbeit mit den Partnern können Synergien genutzt und gemeinsame Projekte realisiert werden.
Auf der FACHPACK 2025 ist das Netzwerk mit zahlreichen Partnern am Stand 4A-326 präsent.
Autor: Christian Nink