• 18.10.2025
  • Artikel

Unterwegs auf der FACHPACK 2025

Recyclinggerechtes Verpackungsdesign, alternative Materialien und intelligente Automatisierung – die FACHPACK 2025 zeigte, wie Unternehmen den Wandel der Branche aktiv gestalten. Hier ein Blick auf einige der spannendsten Messehighlights.
Besucher der Fachpack 2025
Auf der FACHPACK 2025 zeigten Unternehmen, wie Recyclingfähigkeit, alternative Materialien und Automatisierung die Branche verändern.

„Design for Recycling“ war eines der Schlagworte, das auf der FACHPACK 2025 überall zu hören war – kaum ein Messestand, an dem der Begriff nicht fiel. Angetrieben durch die bevorstehende EU Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR), die ab 2030 vollständige Recyclingfähigkeit aller erpackungen vorschreibt, rückt das Thema stärker denn je in den Fokus der Branche.

Kunststoffbecher mit dem Comfortlid
Der ComforLid ersetzt herkömmliche Kunststoffdeckel und Strohhalme durch einen patentierten Deckel mit einer abziehbaren Aluminiumoberfläche und einer coextrudierten Kunststoffschicht.

CO2-Fußabdruck verkleinert

Wie konkret sich dieser Wandel bereits in marktreifen Lösungen widerspiegelt, zeigte unter anderem Constantia Flexibles mit einer ganzen Bandbreite an Innovationen. Das Unternehmen stellte in Nürnberg mehrere neue Konzepte für flexible Verpackungslösungen vor, die den Anspruch an eine Kreislaufwirtschaft greifbar machen sollen. Im Mittelpunkt stand das Ecolutions-Portfolio – eine umfassende Auswahl an Verpackungslösungen aus Monomaterialien, die für das Recycling konzipiert sind.

Ein Highlight war der neue ComforLid, eine weiterentwickelte Version des patentierten Aluminiumdeckels, der Kunststoff-Stülpdeckel und Strohhalme ersetzt und so Kunststoffverbrauch und CO₂-Emissionen deutlich reduziert. Für diese Lösung wurde Constantia Flexibles auf der FACHPACK mit dem Green Packaging Star Award ausgezeichnet – eine Bestätigung für die Entwicklungsarbeit des Unternehmens, die sich auch im Interesse der Fachbesucher widerspiegelte.

Verpackungen aus Laub

Dass „Design for Recycling“ nicht nur eine Frage des Materials, sondern auch des Denkens ist, zeigte ein ganz anderer Ansatz im Sonderpavillon Alternative Packaging Solutions: Releaf Paper setzt dort auf Blätter statt Holz – und verwandelt herabgefallenes Laub in einen nachhaltigen Rohstoff für Papier und Verpackungen.

Das ukrainische Start-up-Unternehmen, das mittlerweile seinen Sitz in Frankreich hat, hat ein patentiertes Verfahren entwickelt, mit dem Laub zu hochwertigen Fasern für nachhaltige Papier- und Verpackungsanwendungen verarbeitet wird. Durch die Kombination mechanischer, thermischer und milder chemischer Behandlungen hilft Releaf nicht nur Städten bei der Entsorgung von Grünabfällen, sondern bietet auch einen alternativen Rohstoff, um die Abholzung der Wälder zu reduzieren.

Gründer Valentin Frechka wurde durch seine Kindheitserlebnisse in den Karpaten und durch seinen Chemielehrer dazu inspiriert, Laub als nachwachsenden Rohstoff zu nutzen. „Blätter sind eine Quelle für Zellstoff, aus dem Papier hergestellt wird. Für uns sind sie ein wertvoller und erschwinglicher Rohstoff – und Städte verfügen bereits über die Infrastruktur, um sie zu sammeln”, erklärt er. „Blätter regenerieren sich schnell, sind das ganze Jahr über verfügbar und ihre Fasern haben hervorragende papierbildende Eigenschaften.” Das Konzept überzeugt bereits große globale Marken wie L’Oréal und Chanel. 

 
Tasche mit Papier aus Blättern mit der Aufschrift „Not a single tree has been cut down to produce this bag“
Das Start-up Releaf Paper verwandelt herabgefallene Blätter in einen nachhaltigen Rohstoff für Verpackungen.
Ein Blick auf den Stand von ligenium auf der FACHPACK
Das Chemnitzer Start-up Ligenium entwickelt modulare Transportverpackungen aus Holz – robust, reparierbar und kreislauffähig konstruiert.

Transportverpackung in Stecksystem aus Holz

Angesichts steigender Anforderungen an Klimaschutz und Ressourcenschonung werden nachhaltige Materialien auch in der Logistikbranche immer wichtiger. Ein Beispiel für diesen Wandel ist das Chemnitzer Start-up ligenium. Anstelle von Stahl, Aluminium oder Kunststoff setzt das Unternehmen auf intelligente Konstruktionen aus Holz. Was zunächst ungewöhnlich klingt, erweist sich als hochinnovativ. Denn ligenium gelingt es, holzbasierte Werkstoffe so zu modifizieren, dass sie im industriellen Alltag robust, langlebig und präzise einsetzbar sind. „Der Kreislauf unseres Werkstoffs ist bei uns ein stofflicher, kein theoretischer. Wir nutzen Holz nicht nur nachhaltig, sondern halten es aktiv im Umlauf. Unsere Ladungsträger werden teilweise bereits zum dritten Mal umgebaut und so an neue Anforderungen angepasst”, sagt Christoph Alt, Geschäftsführer von ligenium. „Auch vermeintliche Reststoffe bekommen bei uns ein zweites Leben. Aus Verschnittplatten entstehen neue Bauteile, und sogar aus Holzspänen haben wir bereits den ersten Werkstückträger gefertigt, den wir auf der FACHPACK vorgestellt haben.” Das modulare Stecksystem ermöglicht es, einzelne Komponenten bei Bedarf schnell und gezielt auszutauschen. Anstatt ganze Baugruppen ersetzen zu müssen, lassen sich Reparaturen so effizient und materialsparend durchführen. Gleichzeitig kann das System bei veränderten Anforderungen leicht angepasst oder erweitert werden.

Pralinenverpackung mit PCR

Nach dem Willen der Europäischen Kommission müssen ab 2030 alle Kunststoffverpackungen auf dem EU-Markt recyclingfähig sein. Das kann der Folienhersteller Kaupert bereits seit 1989 von seinen extrudierten Folien behaupten, bestehen sie doch ausschließlich aus Mono-Materialien. „In unserer Fertigung setzen wir von Beginn an Rezyklate ein, Recyclinganteile von bis zu 100 % sind möglich. Unsere Fertigung ist abfallfrei, unvermeidliche Fertigungsabfälle werden der Produktion in geschlossenen Kreisläufen unmittelbar wieder zugeführt“, sagt Wolfgang Ermert, Geschäftsführer bei Kaupert. Zum Einsatz kommt außerdem ein hoher Rezyklatanteil, wenn es die Kunden wünschen. „Das von uns eingekaufte PCR-Material ist für den Direktkontakt mit Lebensmitteln zertifiziert“, ergänzt er. Dafür wird PCR-Material in einem für den Lebensmittelkontakt zertifiziertem Verfahren aufbereitet. Die Lieferanten führen Migrationstests durch, um nachzuweisen, dass es keine Verunreinigungen gibt. „Zusätzlich sind wir als Hersteller von Trays ebenfalls dazu verpflichtet, eigene Migrationstests durchzuführen. Damit ist sichergestellt, dass das Material nicht verunreinigt ist, somit sind auch Geruchsbelästigungen ausgeschlossen“, so Ermert. Aktuell stellt Kaupert Folien mit einem PCR-Anteil von 25 % her – „weil es so gefordert wird“. Grundsätzlich wäre laut Ermert ein PCR-Anteil von bis zu 100 % möglich.
PCR-Verpackungen in einer Vitrine am Stand von Kaupert auf der FACHPACK
Kaupert nutzt für seine Verpackungen auch zertifiziertes Post-Consumer-Rezyklat (PCR) – recyclingfähig, lebensmittelsicher und mit geschlossenen Materialkreisläufen produziert.
Standbotenbeutel mit Sauerkraut
Der gemeinsam von Wipf und Hengstenberg entwickelte Monomaterial-PP-Standbodenbeutel verbindet Produktschutz, Recyclingfähigkeit und Komfort – und wurde dafür mit dem Deutschen Verpackungspreis 2025 ausgezeichnet.

Design for Recycling im Zeichen der PPWR

Recyclinggerechtes Verpackungsdesign, ganz im Sinne der kommenden EU Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) war auch am Stand von Wipf dominierend.

Mit speziell entwickelten Verbundfolien aus Polypropylen (PP) und recycelbaren Wicovalve-Aromaschutzventilen zeigte das Unternehmen, wie sich nachhaltige Verpackungskonzepte technisch anspruchsvoll umsetzen lassen. Ziel ist es, Verpackungen von Beginn an so zu konzipieren, dass sie im Recyclingprozess optimal verwertet werden können – ein zentraler Ansatz des Design for Recycling.

Ein besonders eindrucksvolles Beispiel dafür ist der gemeinsam mit Hengstenberg entwickelte Monomaterial-PP-Standbodenbeutel für pasteurisierte Krautprodukte. Die innovative Verbundfolie hält den hohen Temperaturen der Pasteurisation ebenso stand wie dem sauren Milieu des Füllguts. Sie gewährleistet eine Produkthaltbarkeit von bis zu zwei Jahren, bleibt dabei vollständig recyclingfähig und ist zusätzlich mikrowellentauglich – ein klarer Vorteil für Verbraucherinnen und Verbraucher.

Für diese gemeinsame Entwicklung wurden Wipf und Hengstenberg auf der FACHPACK mit dem Deutschen Verpackungspreis 2025 in der Kategorie Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die Jury lobte die Verbindung aus Recyclingfähigkeit, Produktschutz und Verbraucherfreundlichkeit auf hohem technischen Niveau – ein starkes Signal für die Zukunft flexibler Kunststoffverpackungen in Europa.

Passgenaue Verpackungen gegen Leerraum

Zu groß, zu viel, zu aufwendig – das Problem überdimensionierter Versandkartons kennt jeder. Mit der neuen X-Serie zeigt Packsize auf der FACHPACK 2025, dass es auch anders geht: präzise, nachhaltig und vollständig automatisiert. Die Anlagen fertigen maßgeschneiderte Wellpappkartons „on demand“ – exakt in der Größe, die das Produkt wirklich braucht. Damit entfallen Standardkartons, Füllmaterialien und überflüssiger Materialeinsatz. Das Ergebnis sind effizientere Versandprozesse, geringere Transportkosten und ein deutlich kleinerer CO₂-Fußabdruck.

Im Zentrum stand die X6, die derzeit leistungsstärkste Kartonaufrichtmaschine am Markt. Sie produziert bis zu 1.500 förderfähige Kartons pro Stunde und kann sowohl Klappenkartons als auch Trays im Boden-Deckel-Design herstellen. „Die X6 unterstreicht unser Engagement, Verpackungs- und Kommissionierprozesse weiter zu optimieren und die Produktivität in der gesamten Lieferkette zu steigern“, sagt Andrea Dreier, Business Development Representative bei Packsize. Durch optionale Module für Kartonverschluss und Deckel lässt sich die Maschine zu einer vollständig automatisierten End-to-End-Lösung erweitern.

Neben hoher Leistung bietet die X6 eine breite Bandbreite an Verpackungsgrößen – bis hin zu Schachteln, die klein genug sind, um durch Briefschlitze zu passen. Damit unterstützt sie Unternehmen nicht nur bei der Einhaltung der europäischen Verpackungsverordnung (PPWR), sondern verbessert auch das Auspackerlebnis der Kunden, reduziert Leerraum und senkt Emissionen entlang der gesamten Lieferkette.

Der Stand von Robco mit dem Cobot auf der FACHPACK
Das Start-up RobCo zeigte auf der FACHPACK 2025, wie modulare Robotik und No-Code-Software Produktionsprozesse im Mittelstand schnell, flexibel und nachhaltig automatisieren.

Modulare Robotik einfach gemacht

Automatisierung muss nicht kompliziert oder teuer sein – das beweist die Münchner RobCo . Das Start-up, 2020 von Roman Hölzl und seinem Team am Lehrstuhl für Robotik und Künstliche Intelligenz der TU München gegründet, hat sich auf leicht bedienbare, erschwingliche und vernetzte Roboterlösungen für den industriellen Mittelstand spezialisiert. Mit einem modularen Hardware-Baukasten und der intuitiven No-Code-Software RobCo Studio lassen sich manuelle Prozesse wie Maschinenbeschickung, Palettieren, Schweißen oder Dispensieren im Handumdrehen automatisieren – ganz ohne Programmierkenntnisse oder teure Integrationsprojekte.

„Wir wollen, dass Mittelständler Automatisierung selbst in die Hand nehmen können“, betont das RobCo-Team. „Unsere Roboter sind innerhalb eines Tages einsatzbereit.“ 

Ein Highlight auf der FACHPACK 2025 war die gemeinsam mit MCW Systemtechnik entwickelte Abfüllanlage mit automatischer Roboterbestückung und Palettierfunktion. Die Live-Demonstration zeigt eindrucksvoll, wie modulare Robotik und nachhaltiger Anlagenbau aus Holz Hand in Hand gehen – effizient, platzsparend und umweltfreundlich.

 

Autor: Alexander Stark