• 09.06.2025
  • Länder-/Marktbericht

Verpackung in Österreich: Zahlen, Trends und Ausblick

Die Verpackungsbranche in Österreich wächst – und steht zugleich vor großen Umbrüchen. Steigende Umsätze und Exporte treffen auf neue gesetzliche Vorgaben, ambitionierte Recyclingquoten und ein umfassendes Pfandsystem. Der Marktbericht zeigt, welche Trends die Industrie prägen.

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Die Verpackungsbranche in Österreich wächst – und steht zugleich vor einem tiefgreifenden Wandel.

Die österreichische Verpackungsbranche befindet sich im Aufschwung. Steigende Umsätze und Exportquoten – insbesondere bei Kunststoff-, Papier- und Metallverpackungen – spiegeln den dynamischen Markt wider. So befindet sich die Produktion von Kunststoffverpackungen auf einem kontinuierlichen Wachstumspfad. Laut dem Bericht Austria Plastic Packaging Industry Outlook 2022–2026 werden die Umsätze mit Kunststoffverpackungen in Österreich bis 2026 voraussichtlich 1,44 Milliarden Euro erreichen – ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 1,4 %. Seit 2013 verzeichnete der Markt ein jährliches Plus von 3,4 %. Im Jahr 2021 wurde Österreich mit 1,34 Milliarden Euro Umsatz von Belgien überholt. Dahinter folgen Italien, Frankreich und Spanien.

Auch die Exportentwicklung bei Kunststoffverpackungen zeigt eine positive Tendenz: Bis 2026 sollen sie auf 940 Millionen Euro steigen – ein jährliches Wachstum von 1,6 % seit 1999, mit einem durchschnittlichen Zuwachs von 5,3 % pro Jahr. 2021 wurde Österreich in der Exportstatistik von Malaysia (864,65 Millionen Euro) überholt. Die USA, Deutschland und Frankreich belegten die nächsten Plätze.

Bei den Importen wird für 2026 ein Volumen von 735,27 Millionen Euro prognostiziert – ein durchschnittlicher Zuwachs von 1,6 % pro Jahr. Seit 1999 wuchs die Importnachfrage jährlich um 4,3 %.

 

Papier, Holz und Metall

Im Bereich Papier und Karton produzierte Österreich im Jahr 2022 rund 3,9 Millionen Tonnen – mit einer bemerkenswerten Exportquote von 87,2 %. Die weiterverarbeitende Industrie (z. B. Faltschachteln, Wellpappenverpackungen) erzielte einen Produktionswert von 3,05 Milliarden Euro. Davon gingen 77,8 % in den Export.

Auch andere Verpackungsmaterialien verzeichnen ein solides Wachstum: Für Holzverpackungenwird bis 2025 ein Umsatz von 313,16 Millionen Euro, für Metallverpackungenvon 436,31 Millionen Euro prognostiziert.

Nicht zuletzt profitiert auch der Bereich Verpackungsmaschinen vom positiven Trend: Der österreichische Markt für Maschinen und Anlagen – zu dem auch Verpackungstechnik zählt – wird im Jahr 2025 voraussichtlich einen Wertschöpfungsbeitrag von 9,91 Milliarden Euro leisten. Für den Zeitraum 2025–2029 wird eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 0,59 % erwartet.

 

Kreislaufwirtschaft im Fokus

Neben dem wirtschaftlichen Erfolg rückt die ökologische Verantwortung der Branche zunehmend ins Zentrum. Laut der ARA-Bilanz 2024 wurden in österreichischen Haushalten 1.021.800 Tonnen Verpackungen und Altpapier getrennt gesammelt und der Wiederverwertung zugeführt. Die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) verzeichnet damit ein stabiles Sammelniveau, das in mehreren Materialkategorien die aktuellen EU-Recyclingziele deutlich übertrifft.

Recyclingquoten im europäischen Vergleich

Papierverpackungen: Österreich erreicht eine Recyclingquote von 80 %, deutlich über dem EU-Ziel von 60 % (ab 2025: 75 %).

Metallverpackungen: Mit 75 % liegt Österreich über dem EU-Ziel von 50 % (2025: 50 % für Aluminium, 70 % für Ferrometalle).

Glasverpackungen: Die Quote beträgt 86 %, bei einem EU-Ziel von 60 % (ab 2025: 70 %).

Kunststoffverpackungen: Derzeit werden 25 % recycelt – das liegt über dem aktuellen Mindestziel von 22,5 %. Ab 2025 verdoppelt sich die EU-Vorgabe allerdings auf 50 %.

 

Einheitliche Sammlung bringt Effizienz und höhere Mengen

Ein bedeutender Fortschritt gelang durch die gemeinsame Sammlung von Kunststoff- und Metallverpackungen über die Gelbe Tonne bzw. den Gelben Sack, die ab 1. Januar 2025 österreichweit eingeführt wurde. Ausgenommen sind pfandpflichtige Kunststoffflaschen und Dosen, die über das separate Rückgabesystem erfasst werden.

In Wien, Niederösterreich, Kärnten und Salzburg – wo die Umstellung bereits 2023 erfolgte – stiegen die Sammelmengen im ersten Jahr um durchschnittlich 21 %. Auch in den übrigen Bundesländern erwartet die ARA einen deutlichen Zuwachs an Verpackungen, die nicht vom Einwegpfand betroffen sind.

Möglich wird diese Effizienzsteigerung durch neue Sortiertechnologien, die unterschiedliche Verpackungsmaterialien erkennen und sortenrein trennen. Seit Juni 2024 werden die gesammelten Kunststoff- und Metallverpackungen in der hochmodernen Sortieranlage „TriPlast“ in Oberösterreich sortiert und für das Recycling sowie die Produktion neuer Verpackungen aufbereitet.

 

Neues Pfandsystem für Getränkebehälter

Seit Januar 2025 gilt in Österreich ein Pfandsystem für Einweggetränkeverpackungen. Das Pfand beträgt 25 Cent pro Verpackung und gilt für Dosen und Flaschen mit einem Volumen zwischen 0,1 und 3 Litern – mit Ausnahmen etwa für Milch- und Mischverpackungen. Die Rückgabe erfolgt über Automaten im Handel; Verbraucher:innen erhalten das Pfand zurück.

Die gesammelten Behälter werden zentral sortiert und recycelt. Hersteller sind verpflichtet, Rezyklat in der Produktion neuer Verpackungen einzusetzen – ein zentraler Baustein der nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie.

Für Unternehmen bringt das neue Pfandsystem eine Reihe von Verpflichtungen mit sich. Wer erstmals pfandpflichtige Einwegverpackungen – also Einwegflaschen oder -dosen mit einem Volumen zwischen 0,1 und 3 Litern – in Österreich in Verkehr bringt, ist verpflichtet, sich und seine Produkte bei der zuständigen zentralen Stelle zu registrieren. Darüber hinaus muss das Pfand korrekt ausgewiesen, eingehoben und abgeführt werden. Die betroffenen Verpackungen müssen zudem eindeutig und gut sichtbar als pfandpflichtig gekennzeichnet sein, um für Verbraucher:innen klar erkennbar zu sein.

Auch ausländische Anbieter, die solche Verpackungen auf den österreichischen Markt bringen, unterliegen diesen Anforderungen. Zusätzlich sind sie verpflichtet, einen bevollmächtigten Vertreter mit Sitz in Österreich zu benennen, der als Ansprechpartner und Verantwortlicher für die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben fungiert. Um Unternehmen die Umstellung zu erleichtern, gilt für Produkte, die vor dem 1. April 2025 abgefüllt wurden, eine Übergangsfrist bis Ende des Jahres 2025. Diese Regelung soll sicherstellen, dass bestehende Lagerbestände abverkauft werden können, ohne gegen die neuen Bestimmungen zu verstoßen.

 

Wachstumsmarkt mit Verantwortung

Die österreichische Verpackungswirtschaft präsentiert sich als wachstumsstarker und zugleich zukunftsorientierter Industriezweig. Starke Produktions- und Exportzahlen, eine leistungsfähige Maschinenbauindustrie und hohe Recyclingquoten unterstreichen die Leistungsfähigkeit der Branche. Gleichzeitig fordern neue gesetzliche Vorgaben wie das EU-Verpackungsgesetz (PPWR) sowie veränderte Konsumentenansprüche verstärkt nachhaltige Lösungen.

 

Autor: Alexander Stark