• 14.05.2025
  • Länder-/Marktbericht

Dynamik und Zukunftsperspektiven des polnischen Verpackungsmarkts

Polens Verpackungsindustrie ist im Aufbruch: Neue Anforderungen an Umweltverträglichkeit, veränderte Konsumgewohnheiten und strukturelle Umstellungen fordern die Branche heraus – und eröffnen zugleich neue Perspektiven im europäischen Marktgefüge.

Pin in den Farben der polnischen Flagge auf orangem Hintergrund
Wachsende Exporte, Materialwechsel und steigende Herausforderungen im Recycling prägen die Rolle Polens in der Zukunft der europäischen Verpackungsindustrie.

Der polnische Verpackungsmarkt entwickelt sich dynamisch und wird im Jahr 2025 voraussichtlich ein Marktvolumen von rund 13 Milliarden Euro erreichen – ein Wachstum von 33 Prozent im Vergleich zu 2017. Ein treibender Faktor ist dabei der steigende Pro-Kopf-Verbrauch an Verpackungen: Bis 2025 soll dieser auf etwa 340 Euro pro Person ansteigt. Dies unterstreicht die zunehmende Bedeutung von Verpackungen in allen Lebensbereichen und verdeutlicht das Potenzial des polnischen Marktes im europäischen Vergleich.

In den letzten Jahren hat sich Polen bereits als einer der führenden Akteure im europäischen Verpackungshandel etabliert: Mit einem stabilen Anteil von 10,4 Prozent am gesamten EU-Exportvolumen ist das Land der zweitgrößte Exporteur von Verpackungen in der Union. Besonders stark entwickelten sich 2023 die Ausfuhren von Papier- und Kartonverpackungen (+1 Prozent) sowie von Glasverpackungen, deren Exporte um bemerkenswerte 9 Prozent zulegten. Dem gegenüber stand im gleichen Jahr ein Rückgang der Produktionswerte um rund 6 Prozent im Vergleich zu 2022. Ursachen lagen insbesondere in gestiegene Rohstoffpreisen und der wirtschaftlichen Unsicherheiten, die sich auf die gesamte Branche auswirkten.

 

Verschiebung bei Verwendungszwecken

Ein zentraler Wandel zeigt sich in der Struktur der Verwendungszwecke. So wird ein leichter Rückgang beim Anteil der Lebensmittel- und Getränkeverpackungen prognostiziert. Dies ist unter anderem der zunehmenden Etablierung des „Unverpackt“-Handels zuzuschreiben. Gleichzeitig reduziert sich der Bedarf an Getränkeverpackungen, was sowohl auf die verbesserte Qualität des Leitungswassers als auch auf die wachsende Beliebtheit wiederverwendbarer Verpackungssysteme zurückzuführen ist. Im Gegensatz dazu steigt die Nachfrage nach Verpackungslösungen für pharmazeutische Produkte und Kosmetika kontinuierlich an – ein Effekt des wachsenden Gesundheits- und Beauty-Markts.

 

Papier und Karton auf dem Vormarsch

Auch in der Materialzusammensetzung sind signifikante Veränderungen erkennbar. Im Jahr 2025 dürften Papier- und Kartonverpackungen den gleichen Marktanteil wie Kunststoffverpackungen erreichen – jeweils rund 37 Prozent. Dieser Trend spiegelt nicht nur das wachsende Umweltbewusstsein der Verbraucher wider, sondern auch den regulatorischen Druck, Kunststoffabfälle signifikant zu reduzieren.

 

Nachhaltigkeit als Schlüsselthema

Nachhaltigkeit ist inzwischen zu einem der wichtigsten Faktoren im Verpackungsbereich geworden. Verbraucher legen verstärkt Wert auf umweltfreundliche Materialien und transparente Produktinformationen. Besonders in der Kosmetikbrancheachten 49 Prozent der Konsumenten auf Verpackungen, die über Inhaltsstoffe und Zusammensetzung informieren. 34 Prozent bevorzugen umweltfreundliche, 32 Prozent wiederverwendbare Verpackungslösungen. Biologisch abbaubare Materialien wie Papier, Karton oder Zuckerrohr gewinnen daher zunehmend an Bedeutung.

 

Materialströme und Recyclingquoten

Ein tiefergehender Einblick in die Materialströme und Recyclingquoten des polnischen Verpackungsmarktes liefert der Bericht des Instituts für Umweltschutz (IOŚ-PIB) für das Jahr 2022. Er analysiert detailliert die Verwertungswege nach Materialart und beleuchtet sowohl tatsächliche Recyclingmengen als auch Import- und Exportbewegungen. Die Auswertung macht deutlich, dass Polen zwar in mehreren Bereichen Fortschritte erzielt hat, gleichzeitig aber mit strukturellen Defiziten zu kämpfen hat – insbesondere im Hinblick auf die Einhaltung der europäischen Vorgaben zur Kreislaufwirtschaft.

Insgesamt wurden 2022 rund 6,74 Millionen Tonnen Verpackungen in Verkehr gebracht – ein Rückgang von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im selben Jahr waren rund 7,07 Millionen Tonnen Verpackungen der gesetzlichen Recyclingpflicht unterstellt. Von diesen Mengen konnten etwa 3,61 Millionen Tonnen tatsächlich recycelt werden, was einer realen Recyclingquote von rund 51 Prozent entspricht. Rund 2,94 Millionen Tonnen wurden im Inland verwertet, während 913.100 Tonnen ins Ausland zur Verwertung gingen. Dem gegenüber standen 242.500 Tonnen importierte Verpackungsabfälle, die in Polen recycelt wurden.

Die höchsten Recyclingmengen entfielen auf Verpackungen aus Papier und Pappe mit rund 1,66 Millionen Tonnen – darunter 28.400 Tonnen aus Verbundmaterialien. Ein Großteil dieser Mengen wurde ins Ausland exportiert, insbesondere nach Deutschland. Kunststoffverpackungen erreichten eine Verwertungsmenge von 565.100 Tonnen, wobei 19 Prozent dieser Abfälle außerhalb Polens recycelt wurden. Die tatsächliche Recyclingmenge wurde nach Abzug von rund 60.200 Tonnen nicht verwertbarer Bestandteile auf etwa 532.000 Tonnen korrigiert. Glasverpackungen machten 635.000 Tonnen aus, davon gingen fünf Prozent zur Verwertung ins Ausland. Verpackungen aus Holz wurden mit 268.900 Tonnen bilanziert, Metallverpackungen mit 117.400 Tonnen – auch hier fand ein erheblicher Teil der Verwertung außerhalb Polens statt.

Mit Blick auf die ambitionierten EU-Ziele ergibt sich vor allem bei Kunststoffen und Metallen dringender Handlungsbedarf. Das geplante Pfandsystem, das im Oktober 2025 in Kraft treten soll, könnte hier wichtige Impulse setzen. Entscheidend für die Zukunft wird jedoch sein, ob es gelingt, Recycling in Polen nicht nur als ökologische Notwendigkeit, sondern als wirtschaftlich tragfähiges und innovationsförderndes Modell nachhaltig zu etablieren.

 
Autor: Alexander Stark