- 12.04.2025
- Look into Europe
Verpackungsmarkt Italien: Erholung, Trends und neue Risiken
Nach einem schwierigen Jahr 2023 zeigt sich der italienische Verpackungssektor 2024 stabilisiert, doch strukturelle Herausforderungen und globale Risiken prägen weiterhin das Marktumfeld. Eine Analyse aktueller Entwicklungen und zukünftiger Dynamiken.

Nach einem von Unsicherheit und Rückgang geprägten Jahr 2023 meldete sich die italienische Verpackungsbranche im Jahr 2024 mit neuer Stärke zurück – jedoch nicht mit dem großen Knall, sondern mit leisen, aber nachhaltigen Tönen. Die Erholung ist spürbar, doch sie verläuft vorsichtiger als erhofft. Die Branche steht im Spannungsfeld zwischen Aufbruch und Anpassung, zwischen exportgetriebener Dynamik und regulatorischen Verpflichtungen, zwischen technologischem Vorsprung und einem Konsumverhalten, das Verpackung nicht länger als bloße Hülle, sondern als Ausdruck von Werten sieht.
Der Wandel geschieht auf mehreren Ebenen: Während der Maschinenbau mit einem historischen Umsatz von 9,5 Milliarden Euro glänzt und weltweit Maßstäbe setzte, zeigte sich der klassische Verpackungsmarkt robuster, aber anfällig für importseitige Einflüsse. Gleichzeitig wächst der Druck seitens der Verbraucher, die zunehmend ökologische, wiederverwertbare und transparente Lösungen einfordern und damit die Innovationskurve der Anbieter beschleunigen.
Zwischen Erholung und Realität: Produktionslage 2024
Im Vergleich zum Vorjahr befand sich die Verpackungsproduktion in Italien 2024 wieder im Aufwind: Mit einem Plus von rund 1,6 % wird die Gesamtmenge 2024 auf etwa 17,6 Millionen Tonnen geschätzt. Auch der Umsatz der Verpackungsindustrie nähert sich wieder der 40-Milliarden-Euro-Marke – eine wichtige psychologische Schwelle für einen Sektor, der 2023 unter einem Rückgang von 5,5 % litt.
Doch der Optimismus hat Grenzen: Das Produktionsplus verläuft weitgehend parallel zur schleppenden Erholung des verarbeitenden Gewerbes, das den Analysten des Beratungsunternehmens Prometeia zufolge mit einem Rückgang von -0,9 % abschließen dürfte.
Nachfrage aus den Schlüsselsektoren: Wer verpackt, weil es wieder läuft
Nicht jede Branche trägt gleichermaßen zur Erholung bei. Zugpferde sind vor allem jene Industrien, die sich gut auf dem internationalen Markt behaupten. Angeführt wird das Wachstum von der Kosmetikbranche– getrieben vor allem durch Exporte, aber auch durch eine solide Binnenmarktdynamik. Nach vorläufigen Daten übersteigt der Gesamtumsatz der Kosmetikbranche im Jahr 2024 16,5 Milliarden Euro, was einem Wachstum von +9,1 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Auch für 2025 wird ein weiterer positiver Trend erwartet (+6,9 %), der den Umsatz auf 17,7 Milliarden Euro anheben wird.
Auch die Pharmaindustrie und der FMCG-Bereich ziehen die Nachfrage nach Verpackungen nach oben. Der traditionell wichtigste Sektor, Lebensmittel und Getränke, zeigt sich verhaltener mit einem Plus von 0,8 %, bleibt aber stabil. Dagegen dämpfen Branchen wie Fashion (-5,5 %), Möbel (-1,5 %) und Haushaltsgeräte (-0,6 %) die Gesamtbilanz – dort herrschen Stagnation oder gar Rückgang.
Exportmotor mit kleinen Dellen, aber großer Wirkung
Der internationale Handel mit Verpackungen bleibt ein zweischneidiges Schwert für den italienischen Markt. Zwar wachsen die Exportenach vorläufigen Daten leicht um 2,1 %, doch die Importe legen mit +7,9 % deutlich stärker zu. Das daraus resultierende Handelsdefizit erreicht fast 290.000 Tonnen – ein historischer Höchstwert. Besonders stark steigen die Importe bei Kunststoffverpackungen (+14,9 %) und Glas (+1 %), aber auch Papier und Stahl sind betroffen.
Die gestiegenen Importmengen drücken auf die Margen italiensicher Verpackungshersteller – die Einfuhren steigen mengenmäßig und machen es heimischen Herstellern somit schwerer, sich Marktanteile zu sichern.
Maschinenbau: Das Zugpferd der Branche
Der italienische Sektor für Verpackungstechnologiekonnte dem Branchenverband Ucima zufolge das Jahr 2024 mit hervorragenden Ergebnissen abschließen. Vorläufige Zahlen deuten auf einen Gesamtumsatz von 9,5 Milliarden Euro hin, was einem Anstieg von 3,5 % gegenüber 2023 entspricht. Damit erreichte der Verpackungsmaschinenbau zum vierten Mal in Folge ein Rekordjahr und bestätigt die strategische Bedeutung des Sektors für die nationale Industrie.
Exporte sind weiterhin der Motor für das Wachstum der Branche und erreichten 7,5 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 3,8 % gegenüber dem Vorjahr entspricht und etwa 80 % des Gesamtumsatzes ausmacht. Die stärksten Leistungen wurden in Schlüsselmärkten wie Afrika und Ozeanien (+10,3 %), Asien (+3,3 %) und der Europäischen Union (+6,1 %) erzielt. Auch in einzelnen Ländern wurde ein starkes Wachstum verzeichnet, insbesondere in Mexiko (+18,8 %) und Spanien (+11,1 %). Auch der italienische Inlandsmarkt konnte das Jahr mit einem Umsatz von 2 Milliarden Euro und einem Plus von 2,5 % positiv abschließen.
Da bereits 7,6 Produktionsmonate für das kommende Jahr gesichert sind, blickt der Sektor zuversichtlich in die Zukunft, ist sich aber auch der bevorstehenden geopolitischen und regulatorischen Herausforderungen bewusst. Die Prognosen für 2025 sagen ein weiteres Wachstum voraus, wobei die Einnahmen voraussichtlich 9,6 Milliarden Euro erreichen werden, was die Position Italiens als Weltmarktführer in der Branche festigen wird.
Verbrauchertrends: Nachhaltigkeit als Entscheidungsfaktor
Der italienische Konsument von heute ist informiert, kritisch und konsequent. Umweltaspektespielen beim Lebensmitteleinkauf für 79 % der Verbraucher eine entscheidende Rolle. Bei gesunden Lebensmitteln erwarten 73 % nachhaltige Verpackungen, bei umweltzertifizierten Produkten liegt der Wert sogar bei 76 %.
Gefragt sind vor allem Verpackungslösungen, die sich recyceln lassen, aus erneuerbaren Materialien bestehen, mit möglichst wenig Materialeinsatz auskommen und eine niedrige CO₂-Bilanz aufweisen. Auch der Handel reagiert – viele Unternehmen investieren verstärkt in nachhaltige Eigenmarken-Verpackungen, trotz steigender Rohstoffpreise und komplexer regulatorischer Rahmenbedingungen.
Gesetzliche Rahmenbedingungen: Anpassungsdruck wächst
Im Zuge der zunehmenden Umsetzung von Nachhaltigkeitsinitiativen sowie Programmen zu Müllvermeidung in ganz Europa hat auch Italien strenge Verpackungsvorschriftenin Kraft gesetzt, um die Ziele des Umweltschutzes und der Kreislaufwirtschaft zu verwirklichen. Das Umweltgesetzbuch (Decreto Legislativo Nr. 152/2006) und das Dekret Nr. 116/2020 zur erweiterten Herstellerverantwortung legen umfassende Pflichten für alle Marktteilnehmer fest – vom Produzenten bis zum Importeur. Dazu gehören unter anderem die Registrierung bei CONAI, die Pflicht zur Umweltkennzeichnung, recyclingabhängige Abgaben und detaillierte Mengenmeldungen.
Hinzu kommt die neue EU-Verpackungsverordnung (PPWR), die ab 2026 verbindliche Vorgaben zur Rezyklierbarkeit, Wiederverwendbarkeit und Kennzeichnung macht. Diese Regeln gelten unmittelbar und verpflichtend – auch für italienische Unternehmen.
US-Zölle sorgen für geopolitische Nervosität
Die von den USA angekündigten Importzölle auf europäische Produkte treffen auch Teile der italienischen Verpackungsbranche – insbesondere Maschinen und Kunststoffkomponenten. Zwar ist der unmittelbare Effekt derzeit begrenzt, doch bei einer Ausweitung der Maßnahmen drohen Wettbewerbsnachteile im wichtigen US-Markt. Die unischere geopolitische Lage erhöht den Anpassungsdruck – und rückt stabile Handelsbeziehungen wieder stärker in den Fokus der Industrie.