Fleisch im Karton: das, was vor einigen Jahren noch undenkbar war, ist inzwischen längst eine gängige Verpackungsalternative. Statt einer Kunststoffschale wird ein Karton verwendet, der mit einer dünnen Folie ausgekleidet ist – das sogenannte Sichtfenster. Der Karton besteht meist zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen.
Getrieben von den Erwartungen der Verbraucher und den gesetzlichen Vorgaben, arbeiten Hersteller mit Hochdruck an innovativen Verpackungen für Fleisch- und Wurstwaren, aber auch für New-Meat-Produkte, die im Trend sind. Innovationen bei Umhüllungen zielen daher auf reduzierten Materialeinsatz, Monomaterialien, Recycelbarkeit und den Einsatz nachwachsender Rohstoffe ab. Je weniger Material, desto besser, lautet die Devise.
Idealerweise ist diese Verpackung recycel- oder biologisch abbaubar und lässt sich einem geschlossenen Wertstoffkreislauf zuführen. Sie soll aber zugleich höchsten Ansprüchen hinsichtlich Sicherheit, Haltbarkeit und Qualität genügen. Zudem sollen auch Frische, Hygiene, Farbhaltung, Funktionalität und effiziente Herstellung gewährleistet sein sowie eine attraktive, wertige Optik einen Kaufanreiz am Point of Sale bieten.
Flowpacks bewährt
Eine Verpackungsart, die diesen Ansprüchen weitestgehend gerecht wird, sind wiederverschließbare Flowpacks für geschnittene Fleisch-, Wurst- und Käseprodukte. Flowpacks – auf Deutsch auch als Schlauchbeutel bezeichnet – sind ein bevorzugtes Verpackungskonzept. Sie zählen zu den formstabilsten Verpackungen, werden mit geringerem Materialaufwand produziert und punkten beim Transport sowie im Supermarktregal durch den geringeren Platzbedarf. Doch auch für dieses Verpackungssystem wächst die Nachfrage nach recyclingfähigen Alternativen.
Vakuumverpackungen sind eine bewährte Verpackungsart, um Fleischprodukte länger haltbar zu machen. Sie könnten die Haltbarkeit von Hackfleisch im Vergleich zu Verpackungen mit Schutzatmosphäre (MAP) nahezu verdoppeln, erklärt Maschinenhersteller Ulma Packaging. „Zudem erfordert diese Verpackungsart keine sehr dicken Folien, wodurch deutlich weniger Kunststoff verwendet wird. Wenn die Kunststofffolie in der Verpackung durch ein Material auf Papierfaserbasis ersetzt wird, lässt sich der Kunststoffverbrauch auf ein Minimum reduzieren.“
Hygienic Design wichtig
Insbesondere bei Lebensmittelverpackungen ist die Umstellung auf alternative Materialien eine Herausforderung, denn Produktschutz und Hygieneauflagen sind dort besonders hoch. Die Waren müssen zum Beispiel vor Feuchtigkeit oder Sauerstoff geschützt werden, um nicht zu verderben. Die Verpackung sorgt mit einer entsprechenden Barriere dafür, dass beispielsweise feuchte oder fettige Lebensmittel die Verpackung nicht durchdringen. Diese Barrieren waren bislang jedoch im Recyclingprozess ein Problem.
Ein Beispiel für Materialreduzierung und Recyclingfähigkeit sind die PP- und PE-basierten Flowpacks der neuesten Generation von Südpack. So ist „Hack im Sack“ eine Lösung für das Verpacken von Hackfleisch. Im Vergleich zu herkömmlichen Lösungen ließen sich mit diesem recycelfähigen Verpackungskonzept insgesamt bis zu 60 Prozent Materialeinsparungen und eine deutliche Verbesserung des CO₂-Fußabdrucks erzielen, ohne auf die erforderlichen Barriereeigenschaften zu verzichten, so das Unternehmen.
PP, PE und PET zählen zu den bevorzugten Polymeren bei der Herstellung von Lebensmittelverpackungen, die die hohen Anforderungen auch in Bezug auf Recyclingfähigkeit und Materialeffizienz erfüllen sollen. Aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften sind diese Materialstrukturen jedoch nicht so einfach zu verarbeiten wie konventionelle Verbundstoffe. Der Verpackungshersteller Südpack und Maschinenbauproduzent Multivac arbeiten gemeinsam daran, dass die nachhaltigen Packstoffe auf Standard-Verpackungsmaschinen problemlos eingesetzt werden können.
Multivac nennt die Hochleistungs-Slicing-Linie für Rohschinkenprodukte als Beispiel. „Als peel-fähige Deckelfolie von Tiefzieh- oder auch MAP-Verpackungen kommt dabei die neue Peel PET floatable von SÜDPACK als nachhaltige Alternative ins Spiel. Denn die auf Mono-APET-Schalen siegelfähigen Oberfolien lassen sich aufgrund ihrer geringeren Dichte im Recyclingprozess vom Materialstrom der APET-Unterfolie trennen, der damit sortenrein recycelt und den entsprechenden Wertstoffströmen zugeführt werden kann“, heißt es.
Südpack arbeitet beim Thema alternative Verpackungen aktuell auch mit dem Chemiekonzern BASF zusammen und hat eine Lebensmittelverpackung mit Recyclinganteil entwickelt. Die Großmetzgerei Werz liefert künftig Fleisch und Wurst in Polyamid-Folien aus teilweise recyceltem Kunststoff an die BASF-Gastronomie. Der Anteil an recyceltem Kunststoff wird durch ein chemisches Verfahren der BASF bereitgestellt, in dem aus gemischten Kunststoffabfällen Pyrolyseöl gewonnen wird. BASF stellt daraus auf Grundlage einer Massenbilanzierung neues Polyamid her. Südpack fertigt aus dem neuartigen Granulat Tiefziehverpackungen für den kontaktsensitiven Einsatz. Das Material hat BASF unter der Marke Ultramid Ccycled eintragen lassen. Die Verpackung sei etwas teurer, habe aber Vorteile bei der Entsorgung, da sie dem dualen System zugeführt werden könne.
Recycelbare Verpackungen stärken auch den Mehrwert der Produkte, das belegen zahlreiche Konsumentenstudien. Eine Alternative bieten auch papierbasierte Materialien. Möglich machen das zum einen Papier mit Barriereeigenschaften, zum anderen Maschinen, die derart hergestellte Flowpacks genauso verarbeiten können wie die herkömmliche Variante.
Technische Eigenschaften im Fokus
Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) nutzen Daten zur Entwicklung alternativer Verpackungsmaterialien. Durch die Analyse von CO₂-Konzentrationen in Verpackungen können sie die Haltbarkeit von Produkten simulieren und Materialien gezielt anpassen. Mit der Shelf-Life-Simulation können Wissenschaftler vorhersagen, welche technischen Eigenschaften eine Verpackung haben muss, damit ein Produkt sein Aroma behält. KI-basierte Systeme unterstützen zudem bei der Materialeinsparung. Sie analysieren verschiedene Verpackungsdesigns hinsichtlich Haltbarkeit, Ökobilanz und Recyclingfähigkeit, um Lösungen mit minimalem Materialeinsatz zu entwickeln.
Von Anna Ntemiris, Redakteurin