Zalando entfernt den Baum und das Blatt aus Kennzeichnung
13.03.2024 Retail Brands Artikel

Zalando entfernt den Baum und das Blatt aus Kennzeichnung

Brüssel macht dem Berliner Mode-Unternehmen Ärger: Warum das Wort „Nachhaltigkeit“ und die dazu gehörigen Symbole bei Zalando ab Mitte April nicht mehr an den Produkten auftauchen dürfen.

Gruppenfoto des Zalando Management Boards. Zalando SE Management Board: David Schneider, Robert Gentz, Dr. Sandra Dembeck, David Schröder, Dr. Astrid Arndt (von links nach rechts).

„Wir bauen das führende E-Commerce-Ökosystem für den europäischen Mode- und Lifestyle Markt auf“, erklärte Robert Gentz, Co-CEO von Europas größtem Onlinehändler Mitte März anlässlich der Veröffentlichung der Jahresergebnisse 2023. Zalando hatte vor einem Jahr die Nachhaltigkeits-Kommunikation auf der Homepage umgestellt und den grünen Haken bei der Ware durch konkrete Symbole ersetzt. Für Designed for Circularity, recycelte Materialien, verbesserte Materialbeschaffung, verbesserte Produktion und ökologische Materialien. Mit einem Link zu detaillierten Informationen. Der EU-Kommission reicht diese Vorgehensweise nicht, aus Sicht von Zalando war dies eine Klarstellung und Transparenz. „Nach einem Dialog mit der Kommission und den nationalen Verbraucherschutzbehörden hat sich Zalando verpflichtet, irreführende Nachhaltigkeitskennzeichen und -symbole zu entfernen, die neben den auf seiner Plattform angebotenen Produkten angezeigt werden. Solche Angaben können die Verbraucher über die Umwelteigenschaften der Produkte irreführen“, meldet die EU-Kommission.

„Irreführende Umweltsymbole“

Ab Mitte April dürfen diese Icons nicht mehr erscheinen. „Alle irreführenden Umweltsymbole, die neben Produkten angezeigt wurden wie Blätter oder Bäume sind zu entfernen“, heißt es aus Brüssel. Genauso wie das Wort „Nachhaltigkeit“ oder andere Begriffe, „die auf einen Umweltvorteil und ethischen Pluspunkt“ hinweisen, berichtet das Fachmagazin Textilwirtschaft.
Stattdessen muss der Onlinehändler noch genauere Informationen wie den Prozentsatz der verwendeten recycelten Materialien mitteilen. „Letztlich geht es bei der Entscheidung der EU-Kommission und den nationalen Verbraucherschutzbehörden nicht ausschließlich um das Thema Nachhaltigkeit, sondern vielmehr um Verbraucherschutz, Informationspflichten und Klarheit für die Kunden. Auch für uns gehen diese Aspekte Hand in Hand, daher unterstützen wir die geforderte Transparenz ausdrücklich“, heißt es dazu aus der Firmenzentrale von Zalando.

Im Kampf gegen Greenwashing nimmt Brüssel seit Längerem Begriffe wie Sustainability unter die Lupe. Jetzt hat es große Unternehmen wie Amazon, H&M und eben Zalando besonders im Visier. Die Schweden haben ihre Nachhaltigkeits-Kommunikation bereits massiv runtergefahren, berichtet die Textilwirtschaft. Dabei sei schon die Analyse des Problems komplex: Der Begriff Nachhaltigkeit hat ganz unterschiedliche Dimensionen. Auf Produktebene wird er als Attribut für Teile genutzt, die nachhaltiger gefertigt wurden. Gleichzeitig ist er die Klammer für die gesamte Produktkategorie.

Messrahmen fehlt

Ein Beispiel: Wenn damit geworben wird, dass ein T-Shirt zu 20 Prozent aus recycelten Materialien besteht, müsste bewiesen werden, dass auch die übrigen 80 Prozent nicht etwa umweltschädlicher hergestellt wurden als andere Produkte. Also, ob das Gesamt-Produkt nicht dann möglicherweise am Ende einen größeren ökologischen Fußabdruck hat als ein vergleichbares komplett konventionell gefertigtes T-Shirt. Und damit am Ende gar nicht nachhaltiger wäre.

Um genau zu sein, müsste also immer der gesamte Life Cycle Assessment, also die Umweltbilanz und der ökologische Fußabdruck des gesamten Lebenszyklus, analysiert werden. Und das immer im Vergleich mit den Daten eines konventionellen Produktes.

Allerdings sei dies laut Zalando und anderer Experten aus heutiger Sicht noch gar nicht machbar. Weil es ein entsprechendes Messverfahren und die entsprechenden Daten noch gar nicht gebe. „Wichtig wäre jetzt, einen kohärenten Rechtsrahmen sowie eine standardisierte Methode für die Berechnung und Darstellung des ökologischen Fußabdrucks von Produkten zu schaffen und einen klaren Standard für die gesamte Branche zu etablieren, um gleiche Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten“, fordert ein Sprecher.