Im zweiten Pandemiejahr haben Gewerbe und Verbraucher wieder mehr Verpackungen verbraucht. Gut zwei Drittel davon wurden stofflich verwertet. Beim Recycling hat Deutschland bereits fast alle von der EU gesetzten Zielvorgaben für 2025 und 2030 erreicht. Die jüngste Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) im Auftrag des Umweltbundesamtes berichtet von 4,9 Prozent mehr Verpackungsabfall. Der kräftige Anstieg auf knapp 19,7 Millionen Tonnen ist primär dem Gewerbesektor geschuldet, wo corona-bedingte Mengenrückgänge – unter anderem beim Einsatz von Holzpaletten sowie Glasverpackungen – mehr als kompensiert wurden, berichtet die Lebensmittelzeitung über die Ergebnisse der Studie.
Boom im E-Commerce-Handel
Bei privaten Endverbrauchern wuchs die Tonnage lediglich um 0,7 Prozent auf rund 8,8 Millionen Tonnen oder 106 Kilogramm pro Kopf. Einschließlich des gewerblichen Bereichs fielen pro Einwohner 237 Kilogramm an, elf Kilogramm mehr als im Vorjahr. Treiber des Anstiegs im Haushalt sind offenbar vor allem Papierverpackungen, deren Verbrauch im Berichtsjahr 3,2 Millionen Tonnen erreicht hat. Den Experten der GVM zufolge erfordert der boomende E-Commerce-Handel zum einen mehr Kartonagen, Versandtaschen und Packpapier. Zum anderen steigt der Bedarf an schwereren Primärverpackungen, die wachsenden Anforderungen auf dem Versandweg Rechnung tragen.
Nur Kunststoff unterhalb der Quote
Die dritte den Anstieg nährende Quelle sind verstärkt eingesetzte Verbundverpackungen auf Papierbasis mit Kunststoffkomponenten. Die Mainzer Marktexperten ermitteln für das Umweltbundesamt für dessen jährlichen obligatorischen Bericht an die EU auch die Recyclingquoten der einzelnen Packmaterialien. Dem Befund zufolge hat Deutschland bereits sieben von acht der von Brüssel für das Jahr 2030 geforderten Quoten übertroffen, und dies ein knappes Jahrzehnt vor Fälligkeit. Nur Kunststoffe (2021 realisierte Quote: 48,4 Prozent) liegen noch 6,6 Prozentpunkte unter den 2030 zu erfüllenden 55 Prozent sowie 1,6 Prozentpunkte unter den für 2025 vorgegebenen 50 Prozent. Die GVM erwartet, dass die laut Verpackungsgesetz seit 2022 in Deutschland greifende Steigerung der Recyclingquote von Kunststoff um 4,5 Prozentpunkte stark dazu beiträgt, dass auch das EU-Ziel vor 2025 erreicht wird.
Seit dem Berichtsjahr 2020 ist die dem „letzten Recyclingprozess“ zugeführte Abfallmenge maßgeblich bei der Berechnung der Anteile stofflicher Wiederverwertung. Im Vergleich zu der davor zugrunde gelegten Systematik sinken die Recyclingquoten dadurch etwas, weil Materialverluste auf den einzelnen Prozessstufen zum Abzug gebracht werden.
Auf alle Packmittelarten bezogen ergibt sich dadurch eine um 6,1 Prozentpunkte auf 67,9 Prozent verringerte Recyclingquote. Einhergehend damit steigt die Menge der zur Energiegewinnung oder als Ersatzbrennstoff verwerteten Verpackungsabfälle um rund 1 Millionen Tonnen auf knapp 5,6 Millionen Tonnen.
Die stoffliche Rückführung entleerter Konsum- und Gewerbeverpackungen in den Wertstoffkreislauf ist laut der jüngsten Jahresbilanz quer durch alle Materialfraktionen zu 90 Prozent hierzulande und zu 8 Prozent im EU-Raum erfolgt.