Recycling von Verpackungen aus Kunststoff schreibt Rekorde
08.04.2024 Sustainability New Paths Artikel

Recycling von Verpackungen aus Kunststoff schreibt Rekorde

Immer mehr Verpackungen gelangen in die Kreislaufführung und werden wiederverwertet. Das ergeben aktuelle Zahlen der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung. Verbundmaterialien bleiben weiterhin problematisch.

Gestapelte Blöcke von gepresstem Altpapier. Immer mehr Verpackungen werden in Deutschland recycelt. Altpapier gehört zu den Vorreitern.

Fast 84 Prozent der in Privathaushalten, Industrie und Handel angefallenen Verpackungen wurden stofflich recycelt. Im Zuge der Steigerung um 0,6 Prozentpunkte auf den historischen Rekord ist die in Verkehr gebrachte Gesamtmenge um 2 Prozentpunkte abgeschmolzen, erklärt die mit dem Erheben der Jahreszahlen beauftragte Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM). Der GVM zufolge entfallen auf Verpackungen 38 Prozent des gesamten Siedlungsabfalls.

Recycelt werde dieser Abfallstrom mit einer Rate von rund 40 Prozent. Aus Altverpackungen wird dabei deutlich mehr Material zurück in den Stoffkreislauf geführt als aus anderen Müllfraktionen. Die Experten berichten über eine Verbesserung des Recyclings in allen Materialfraktionen mit Ausnahme von Glas sowie Verbunden aus Karton, Aluminium und Kunststoff, die Getränke und flüssige Nahrungsmittel umhüllen. FMCG-Verpackungen aus Aluminium kommen auf eine Recyclingquote von 95 Prozent, Weißblech und die Fraktion Papier/Pappe/Karton (PPK) schaffen beide fast mehr als 90 Prozent.

Aluminiumdosen im Trend

Hintergründe für die sehr gute Aluminium-Quote: Der Verbrauch von Aluminiumverpackungen steigt kontinuierlich an. Zwischen 2009 und 2021 betrug laut GVM die Zunahme 66 kt bzw. 63 Prozent (inkl. Verbunde). 2021 stieg der Verbrauch von Aluminiumverpackungen um 3,5 kt bzw. 2,5 Prozent. Dies sei fast ausschließlich dem starken Wachstum von Aluminium-Getränkedosen geschuldet, deren Verbrauch steige. Allerdings steigt der Verbrauch von Aluminium-Getränkedosen in Stückzahlen erheblich stärker als in Tonnen. Das sei Folge der Tatsache, dass die Material-Einsatzgewichte bei Aluminium-Getränkedosen abnehmen.

Die größten Fortschritte kann die Kreislaufführung der oft kritisierten Fraktion Kunststoff vorweisen. Von dem erdölbasierten Packmittel wurden gut 3,2 Millionen Tonnen verbraucht. Davon wurden fast zwei Drittel (65,6 Prozent, plus 2,1 Punkte) stofflich wiederverwertet – mengenmäßig mehr als jemals zuvor. Dies sei 2022 allein dem Post-Consumer-Bereich geschuldet, dessen „Binnen“-Recyclingquote sich bereits der 70-Prozent-Marke nähert.

Glas: Recyclingquote nicht erreicht

In der Fraktion Glas ging die Quote des zurückgewonnenen Materials dagegen insgesamt um knapp einen halben Prozentpunkt auf 84,6 Prozent zurück. Die dualen Systeme haben 5,6 Prozent weniger Glasverpackungen recycelt als im Vorjahr. Die vom Gesetzgeber verlangte, auf die Beteiligungsmenge zu beziehende Wiederverwertungsquote von mindestens 90 Prozent wurde verfehlt.

Dass die Recyclingquote bei Glas um 8,6 Prozentpunkte verfehlt wurde, begründet die Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR) teils mit der Erweiterung des Einwegpfandes, das Material aus der haushaltsnahen Sammlung abziehe. Zudem fehle es an Glascontainern, erklärt das Umweltbundesamt. Auch mit der Trennung von Verpackungen aus verschiedenen Materialien hätten Konsumenten Probleme. Zu viele Verpackungen landeten fälschlicherweise in der Papiertonne, weil sie zum Teil aus Papier bestünden.

Die Rote Laterne hängt Getränkekartons und ähnlichen Verpackungen für flüssige Lebensmittel an. Weil eine der großen Verwertungsanlagen in Deutschland in wirtschaftlich schwere See geriet, brach die Recyclingquote von den – gesetzlich als Mindestrate vorgeschriebenen – 75 Prozent auf knapp über 63 Prozent ein. Die ZSVR spricht von „Kapazitätsengpässen in Verwertungsanlagen“.  Die GVM erwartet allerdings, dass die Recyclingwirtschaft diesen Mengenschwund rasch wieder wett machen wird.

Der gesamtwirtschaftliche Verpackungsverbrauch fiel nach vorläufigen Zahlen in der jüngsten Berichtsperiode um zwei Prozentpunkte geringer aus als im Vorjahr. Insgesamt liegen gut 15 Millionen Tonnen in der Waagschale.

Pro Kopf verantwortet jeder Einwohner hierzulande rund 229 Kilogramm, knapp 6 Prozent weniger als im Vorjahr. Rein auf Privathaushalte begrenzt, schrumpfte die im dualen System lizenzierte sowie als bepfandete Getränkeflaschen in Verkehr gebrachte Menge um 80.000 Tonnen auf 8,7 Millionen Tonnen. Pro Kopf schmolz die in Privathaushalten verbrauchte Menge um etwa 2,3 Prozent auf 103 Kilogramm ab. Ein starkes Drittel davon stellen PPK-Verpackungen.

Zum Sinken der Gesamtmenge haben fast alle Materialtypen beigetragen. Der Absatz von Papierverpackungen gab um knapp 100.000 Tonnen auf 8,34 Millionen Tonnen nach. Dieses Minus wäre noch größer ausgefallen, wenn Verpackungen auf Papierbasis mit Kunststoffanteil im Berichtsjahr nicht um fast 9 Prozent auf 335.000 Tonnen zugelegt hätten. Dieses Wachstum erntet Kritik seitens der Recycler und der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR), da solche Verbunde als nicht oder nur schwer wiederverwertbar gelten.
Der Verbrauch von Kunststoffhüllen sank um knapp 100.000 auf 3,3 Millionen Tonnen, wobei Privathaushalten 70 Prozent der Minderung zuzurechnen sind. Dieselbe Tonnage verlor Glas, das bei knapp unter 3 Millionen Tonnen landete. Auf Privathaushalte entfielen hier sogar 80 Prozent der Einbußen.