Verpackungen von Sonnenschutzmitteln im Vergleichstest
Beim Vergleich der Nachhaltigkeit alternativer Packaging-Lösungen für ein Konsumgüter-Produkt haben die Spezialisten der Central Agency for Green Commerce erstmals die Verpackung von Sonnenschutzmitteln analysiert.
Der Sommer ist da. Auf dem Einkaufszettel vieler Konsumenten stehen Sonnenschutzmittel. Die einen mögen lieber die klassische Sonnenmilch aus dem Discounter, andere ein Spray aus der Drogerie oder ein Deodorant einer Luxusmarke. Dementsprechend unterschiedlich sind die Verpackungen.
Handel und Industrie füllen die Produkte in einfache Kunststoffflaschen, Kunststoffsprayflaschen mit Druck- oder Trigger-Zerstäuber, Kunststofftuben mit und ohne Außenhülle aus Papier sowie Aerosol-Spraydosen aus Aluminium.
Als Entwickler und Anbieter des Prüf- und Bewertungsalgorithmus Sustainable System (SUSY) hat die Central Agency for Green Commerce (CAGC) von Speziallaboren knapp zwei Dutzend solcher Verpackungen – für Produkte Großteils mit Lichtschutzfaktor 50 und Volumina um 200 ml – auf deren Nachhaltigkeit analysieren lassen.
13 Eigenmarkenprodukte der Händler Edeka, Rewe, Penny, Lidl, dm, Rossmann und Müller wurden getestet. In neun Verpackungen präsentieren sich Produkte der Marken L’Oréal, Beiersdorf, Jean & Len, Ladival und Galderma. Das Fazit des SUSY-Tests fällt bescheiden aus, wie die Lebensmittelzeitung berichtet. Nur die einfachen Kunststoffflaschen mit Klappdeckel, die L’Oréals „Garnier Hydra 24h“ und Lidls „Cien Sun“ beherbergen, tragen den Top-Titel „herausragend“ davon. Dem Duo folgt – bereits mit Abstand – Rossmanns „Sunozon“ als einzige Verpackung, die der SUSY-Algorithmus mit „sehr gut“ bewertet.
Funktionalität, Deklaration, Material und Kreislauffähigkeit sowie deren Subkategorien werden geprüft. Der SUSY-Anbieter CAGC legt bei der Dimension „Material“ unter anderem auch Ökobilanzwerte offen, die an die von der EU geforderte „Product-Environmental-Footprint“-Methodik (PEF) angelehnt sind. Ebenfalls bewertet wird, ob und inwieweit ein bestimmter Verpackungstyp das Füllgut schützt, entleert, zur weiteren Verwertung in Komponenten getrennt oder erneut befüllt werden kann.
Das Testfazit sieht die Verpackungslösung „Flaschen“ auf Pole-Position. Sie bestehen aus den leicht trennbaren Monomaterial-Komponenten Korpus (HDPE), Deckel (PP) und ablösbarem Polyolefinetikett. „Das erleichtert die Recycelbarkeit deutlich“, so Christian Leu, Co-Geschäftsführer der CAGC.
Die Second-Best-Lösung Pumpspray punktet mit hoher Funktionalität beim Auftrag auf die Haut, jedoch sorgen die zwar „weitgehend aus Mono-Kunststoff“ gefertigten, aber auch Metallfedern enthaltenden Zerstäuber für Einbußen bei der Kreislaufführung.
Tuben sind ähnlich einfach konstruiert wie Flaschen. Der SUSY-Algorithmus hängt ihnen aber – wegen limitierter Eignung als Rezyklat aufgrund direkter Bedruckung (statt Etikettierung) des Korpus sowie Funktionalitäts- und Recycelbarkeits-Schwächen bei zwei Tuben mit Papiergehalt aufgrund nicht komplett möglicher Restentleerung – die Rote Laterne in puncto Nachhaltigkeit an. Ihr Gesamtscore-Schnitt beträgt nur gut ein Drittel der 77 Punkte von Flaschen.
Etwa die Hälfte dieses Topwerts stemmen Aerosol-Spraydosen, deren Alu-Korpus sich den Testern zufolge gut von begleitenden Ventilen, Kappen und Innenbeschichtungen separieren lässt. Dies mündet zwar in Top-Scores in puncto Kreislauftauglichkeit, doch dieser Vorteil wird in der Dimension Material mehrfach überkompensiert durch die massive Gewinnung des Leichtmetalls aus Bauxit. Obendrein beansprucht das Treibgas über ein Viertel des Packungsvolumens.
Bei Nachhaltigkeit „Luft nach oben“
Mit Verweis darauf, dass SUSY „nur drei von 22 “ Lösungen als „herausragend“ oder „sehr gut“ einstuft, sieht CAGC-Lenker Leu „akuten Handlungsbedarf“ für Handel und Industrie. Die Tester erkennen zwar an, dass die Plastik- und Alu-Korpusse schon zu 30 bis 100 Prozent aus Rezyklat bestehen, sehen aber „Luft nach oben“ sowie Chancen, auch Etiketten, Kappen und Verschlüsse einzubeziehen. Wünschenswert wäre auch, alle Verpackungskomponenten aus demselben Kunststoff zu fertigen. Zwei der vier analysierten Tuben etwa bestünden aus einem als plastiksparend ausgelobten Kunststoff-Papier-Verbund, der aufgrund schlechter Trennbarkeit allerdings „sehr wahrscheinlich“ verbrannt werde.
Der Optimierungsoption „mehr Monomaterial“ entsprechen Leu zufolge am Markt bereits verfügbare Zerstäuber und Korpusse aus demselben Kunststoff. Wie immerhin eine Verpackung zeige, sei es auch möglich, in Spray-Köpfen enthaltene Metallfedern und -Kugeln durch Kunststoffteile zu ersetzen, die das sortenreine Recycling erleichterten. Eben dies könnten Inverkehrbringer auch durch Aufbringen von noch mehr leicht verständlichen Trennhinweisen für Verbraucher fördern.