Faltschachtelindustrie büßt Absatz ein
27.02.2024 Industry Look into Europe Artikel

Faltschachtelindustrie büßt Absatz ein

Die deutschen Faltschachtelhersteller rechnen mit einem Produktionsrückgang. Der Verband kritisiert Teile der geplanten EU-Verordnung.

Andreas Helbig, Fachverband Faltschachtelindustrie (FFI). Andreas Helbig ist Vorstandssprecher und Geschäftsführer des Fachverbands Faltschachtelindustrie (FFI).

Auch wenn nur die Zahlen für die ersten drei Quartale 2023 vorliegen, kann der Fachverband Faltschachtel-Industrie (FFI) einen klaren Trend festmachen. Das Produktionsvolumen der Mitglieder des Branchenverbandes sank im vergangenen Jahr um 6,2 Prozent auf knapp 520000 Tonnen ab. Gleichzeitig zog der Produktionswert um 2,3 Prozent auf 1,47 Milliarde Euro an, derjenige pro Tonne um 8,3 Prozent auf 2828 Euro. Ursachen des Mengenminus seien der Abbau von corona-bedingt aufgelaufener Vorräte und Lagerbestände entlang der Wertschöpfungskette, inflationsbedingt verhaltener Konsum und nachlassendes Wirtschaftswachstum, so Andreas Helbig anlässlich der Präsentation der Branchenbilanz für das vergangene Jahr. Laut dem Sprecher des FFI-Vorstandes ist die Steigerung des Produktionswertes dem Weiterreichen gestiegener Grundkosten für Rohmaterialien, Energie und Fracht geschuldet.
Auf die Gesamtbranche hochgerechnet stehen in puncto Menge und Wert Zuwächse in Höhe von minus 5 Prozent und plus 2 Prozent zu Buche. Für das laufende Jahr rechnen Helbig und FFI-Geschäftsführer Christian Schiffers mit einer „Seitwärtsbewegung“, sprich: einer Entwicklung der Erfolgszahlen mit eher geringen Schwankungen.

Im Namen des FFI als Mitglied im Forum Serviceverpackungen (FSV) wiesen sie einmal mehr auf negative Folgen möglicher Regelungen in der Verpackungsverordnung der EU hin, berichtet die Lebensmittelzeitung. Viele der vom Rat der EU Ende 2023 vorgeschlagenen Maßnahmen seien „praktisch nicht umsetzbar, wirtschaftlich nicht nachhaltig und ökologisch wenig effektiv“. Helbig und Schiffers warnen zum einen davor, Gastrobetrieben Einwegverpackungen für vor Ort zu verzehrende Speisen und Getränke zu untersagen und damit weitere Lasten aufzubürden. Die Branche habe ohnehin im Verlauf der Corona-Pandemie besonders stark gelitten. Auf Ablehnung treffen zudem obligatorische Mehrwegquoten für Verpackungen von Take-away-Produkten. Was Letzteres angeht, führt der FFI eine Studie des Beratungsunternehmens Ramboll ins Feld. Diese attestiert „faserbasierten, grundsätzlich kreislauffähigen“ Foodservice-Verpackungen, die etwa in Schnellrestaurants, Imbissen, Bäckereien, Metzgereien oder an To-go-Theken im LEH verwendet werden, eine deutlich bessere Ökobilanz als Mehrweglösungen.

Gefahr künstlicher Handelsbarrieren

Der FFI fordert die Trilog-Instanzen daher auf, alle Einwegverpackungen von Verboten auszunehmen, die Mehrwegalternativen ökobilanziell übertreffen und zudem in den EU-Mitgliedstaaten hohe Recyclingquoten erreichen. Die je nach Anwendung nachhaltigste Lösung wählen zu können, so die Argumentation, würde zum einen der Wirtschaft Flexibilität ermöglichen und zum anderen dem Verordnungsziel zuarbeiten, das Aufkommen von Verpackungsabfall zu reduzieren. Sollte der EU-Trilog tatsächlich in Verpackungsverbote und/oder pauschale Mehrwegquoten münden, sieht der FFI obendrein die Gefahr, dass dadurch künstliche Handelsbarrieren entstehen könnten. Denn der Vorschlag des Rates der Gemeinschaft räumt Mitgliedstaaten ein, die Vorgaben auch zu übertreffen.

Die Faltschachtelhersteller setzen jetzt darauf, dass sich im Hinblick auf Verbote und fixe Quoten im Trilog die Position des Europäischen Parlaments durchsetzt, die – aus FFI-Sicht deutlich wirtschaftsfreundlicher – „Umwelt- und Klimaaspekte berücksichtigt und gleichzeitig den Industriestandort Europa schützt und stärkt“.

Sorgen bereiten dem Verband auch Vorschläge aller drei Trilog-Institutionen zur Minimierung von Packmaterial sowie des Leerraums in fertigen Produkthüllen. Zudem sei zweifelhaft, dass die beauftragenden Normungsinstanzen der EU in der Lage wären, „für die gebräuchlichsten Verpackungstypen und -formate spezifisch adäquate Maximalgewichte, Volumenlimits oder Wandstärken sowie den maximalen Leerraum per technischer Norm festzulegen“.

Der FFI – Fachverband Faltschachtel-Industrie e.V. vertritt seit 1948 die Interessen von mehr als 60 Unternehmen mit über 80 Produktionsstandorten dieses Industriezweigs, der jährlich rund 943.000 Tonnen Faltschachteln produziert, was einem Produktionswert von rund 2,218 Milliarden Euro entspricht. Die FFI-Mitglieder repräsentieren dabei rund zwei Drittel des Branchenumsatzes.