Umfrage: Mehrweg für unterwegs hat wenige Fans
20.02.2024 Sustainability Artikel

Umfrage: Mehrweg für unterwegs hat wenige Fans

Die Vorgabe, dass Verkäufer von Mitnahme-Speisen und Getränken auch Mehrwegverpackungen vorhalten müssen, hat in der Praxis keine Auswirkungen. Das ergab eine aktuelle repräsentative Umfrage von Yougov.

Seit 2023 gibt es die Mehrwegspflicht für die Gastronomie. Die Mehrwegangebotspflicht für die Gastronomie kommt laut einer aktuellen Umfrage bei den Verbrauchern nicht so an, wie vom Gesetzgeber gewünscht.

Seit dem 1. Januar 2023 müssen Anbieter von To-go-Speisen ihren Kunden neben Einwegverpackungen aus Kunststoff auch Mehrweg-Alternativen anbieten und darüber in den Verkaufsstellen informieren. Bei Getränken gilt die Pflicht sogar unabhängig vom eingesetzten Einwegmaterial. Allerdings hat fast die Hälfte der Verbraucher (47 Prozent) die Option auf mehrfach befüllbare Essens- und Trinkbehälter bislang noch nie genutzt. Weitere 19 Prozent – also fast jeder Fünfte – geben an, unterwegs grundsätzlich nichts Verzehrfertiges einzukaufen.

Zu diesen Ergebnissen kommen die Markt- und Meinungsforscher des Instituts Yougov in einer repräsentativen Befragung von knapp 3.500 Verbrauchern. Etwa einmal pro Woche lassen sich aktuell 4 Prozent Ess- und Trinkbares zum Mitnehmen in Mehrwegbehältern aushändigen, 5 Prozent sind seltener als einmal pro Woche dazu bereit. 11 Prozent der Interviewten nutzen das Angebot weniger als einmal pro Monat.

Junge Menschen wählen eher Mehrweg

Den mit Mehrweg einhergehenden Herausforderungen, ein Pfand zu bezahlen, entleerte Verpackungen zu reinigen und dann gegen Pfanderstattung an einer Rückgabestelle zu retournieren, stellen sich laut Umfrageergebnissen vor allem Verbraucher in der Altersgruppe 18 bis 34 Jahre. Nicht oder wenig dazu geneigt ist die Altersgruppe ab 55 Jahren, berichtet die Lebensmittelzeitung über die Umfrageergebnisse.
Der Blick auf die finanzielle Ausstattung der Interviewten zeigt, dass Bezieher von Einkommen in mittlerer Höhe sowie Gutverdiener Mehrweg öfter nutzen als Verbraucher mit eher niedrigen Einkünften. Ebenfalls etwas stärker zur Akzeptanz und Nutzung von Mehrweg neigen Konsumenten mit Wohnsitz in den fünf östlichen Bundesländern.
Verbraucherschützer und NGOs wie etwa die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sehen die Hauptursache für den eher schwachen Mehrweg-Enthusiasmus nicht bei den Konsumenten. Betriebe würden noch zu wenig kontrolliert, sodass Pflichtverstöße gegen die Mehrwegpflicht nur unzureichend sanktioniert würden. Zudem werde häufig die Auflage missachtet, To-go-Käufer aufmerksamsstark oder oder durch das Personal auf die Mehrwegoption hinzuweisen
Die DUH kritisiert auch, dass Gastrobetriebe sich für ein Mehrwegsystem ihrer Wahl entscheiden können. Demzufolge sind am Markt zahlreiche individuelle Systemlösungen präsent, sodass Schalen, Teller, Boxen und Becher entweder nur beim Inverkehrbringer zurückgegeben werden können oder bei einem Gastrobetrieb, der dasselbe Mehrwegsystem nutzt.
Der Mehrweganbieter Vytal kommt zu einem anderen Fazit: Die Nachfrage nach den Mehrwegbehältern von Vytal sei in den vergangenen Jahren gestiegen. Nutzer können ihre Vytal-Behälter überall da zurückgeben, wo sie eingesetzt werden: Bei teilnehmenden Restaurants oder in Rückgabeboxen der Kantine. Alles, was man dafür braucht, ist eine App, über die man die Becher oder Teller scannt, ausleiht und zurückgibt. Darin sind auch Abgabestellen aufgelistet und jeder User kann sehen, wie viele Einwegverpackungen er schon gespart hat. Jetzt will auch der Konsumgüterriese Pepsico mit dem Mehrweganbieter kooperieren