Dachser und Fraunhofer arbeiten erfolgreich an digitalem Zwilling
20.02.2024 New Creations Machinery Change Innovative Processes Artikel

Dachser und Fraunhofer arbeiten erfolgreich an digitalem Zwilling

Dachser erfasst in seinen Umschlaglagern künftig jedes Stückgut automatisiert. Der so erzeugte digitale Zwilling eines Standorts liefert dem Logistiker Echtzeit-Daten, um effizienter zu arbeiten. Das Unternehmen erhielt für diese Technologie gemeinsam mit dem Fraunhofer IML den Deutschen Logistikpreis.

Dachser: Lagerarbeiter transportiert Kartons mit Gabelstapler. Der Logistiker Dachser und das Fraunhofer IML wurden für einen gemeinsam entwickelten digitalen Zwilling mit dem Deutschen Logistik-Preis 2023 ausgezeichnet.

Dachser rüstet seine Umschlaglager mit digitalen Zwillingen aus. Der Logistik-Dienstleister hat dafür die Lösung „@ILO“ (Advanced Indoor Localization and Operations) gemeinsam mit dem Fraunhofer IML über mehrere Jahre entwickelt und bereits an den Pilotstandorten Unterschleißheim und Öhringen getestet. Für die neue Technologie erhielten Dachser und das Fraunhofer IML den Deutschen Logistik-Preis 2023.

„Mit @ILO verbessern wir die Transparenz im Umschlaglager. Wir verlassen nun den Pilotstatus und gehen in den Rollout“, sagte Stefan Hohm, Chief Development Officer bei Dachser, anlässlich der Vorstellung der Technologie am Standort Öhringen bei Heilbronn. In den nächsten Jahren sollen nach und nach alle Umschlaglager ab 2000 Quadratmetern Fläche die Technologie erhalten, berichtete die Lebensmittelzeitung. Als nächstes seien der Food-Standort Erlensee im Rhein-Main-Gebiet sowie das saarländische Lager in Überherrn an der Reihe. Mit Kopenhagen hat kürzlich zudem der erste Standort im Ausland das Technik-Upgrade erhalten.

Für die Technologie rüstet Dachser ein Umschlaglager mit hunderten optischen Scaneinheiten an der Decke aus. Diese erfassen automatisiert einen 2D-Datamatrix-Code auf der Oberseite des Stückguts, sobald es in die Halle kommt. Ebenfalls mit Codes ausgestattet sind die Flurförderfahrzeuge. Fährt ein Fahrzeug eine Palette an, erkennt und verbindet die @ILO-Software beide Parteien. Der Fahrer erhält so auf seinem Display alle relevanten Informationen über die Sendung. „Niemand muss mehr absteigen, um das Packstück zu scannen. Wir haben alles zentral erfasst und keinen Systembruch mehr“, erklärte Volker Lange vom Fraunhofer IML. Lange leitet das Enterprise Lab, in dem Dachser und die Forschungseinrichtung in den vergangenen Jahren die Lösung entwickelt haben.

Neben der Identifikation und Lokalisation visualisiert die @ILO-Software alle Daten und erstellt ein virtuelles Abbild des Lagers. Über die Eingabe der NVE-Nummer sehen Mitarbeiter im System sofort, wo ein Packstück steht. Zudem vermisst die KI-basierte Software die Waren und ermittelt sogar die Höhe, wie Lange berichtet. Das ist möglich, weil das System als Referenzgröße das Label, auf dem der Code gedruckt ist aus einer genormten Höhe ins Verhältnis mit dem Paket setzt.

Mithilfe der Technologie seien die Mitarbeiter im Pilotlager in Öhringen morgens 45 Minuten früher fertig, berichtete Dachser-Manager Hohm anlässlich der Auszeichnung mit dem Deutschen Logistik-Preis. Weitere Prozesszeiten würden sich um 15 bis 35 Prozent verkürzen. Zudem erspare die automatische Erfassung 1 Mio. Scans. Auch im Foodlager Erlensee soll der Digitale Zwilling die Produktivität steigern. Am Standort schlägt Dachser verpackte, palettierte und gekühlte sowie ungekühlte Lebensmittel um. Empfänger sind Zentrallager des Handels und Supermärkte in der Region.

Nutzen für Handel

Der Digitale Zwilling gewinnt als Zukunftstechnologie an Bedeutung. Auch im Handel wie das Beispiel dm zeigt. Der Drogeriemarkthändler scannt nach Ladenschluss mithilfe von Robotern die Regale in immer mehr Filialen tagesaktuell ab und erhält so eine virtuelle Kopie einer Filiale. Ähnlich wie Dachser verspricht sich dm durch mehr Transparenz Effizienzgewinne und eine verbesserte Instore-Logistik mit kürzeren Laufwegen und Verräumzeiten.

Neben dem Rollout in den eigenen Lagern entwickelt Dachser die Lösung in einer abgespeckten Variante parallel für den Einsatz bei seinen Versendern weiter.

Die Idee hinter der „Smart Kit“ genannten Lösung: Bereits der Versender soll die Ware mit dem Code versehen und per Scan alle relevanten Daten ins System einspeisen, um so von Anfang an ein Höchstmaß an Transparenz zu erhalten.