Amazon will Verpackungsabfall durch künstliche Intelligenz reduzieren
Mit dem Wachstum des Onlinehandels steigt das Verpackungsaufkommen. Unterstützt durch künstliche Intelligenz und innovative Technologien, will Amazon den Verpackungsabfall reduzieren und arbeitet darauf hin, bis 2040 CO2-neutral zu sein.
Produkte online zu bestellen, gehört für Unternehmen wie für Konsumenten heute zum Alltag. Kein Wunder also, dass der Online-Handel boomt. Im Jahr 2023 belief sich der Umsatz im B2C-E-Commerce in Deutschland auf 85,4 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Umsatz damit um rund ein Prozent gestiegen. Amazon gibt im Online-Handel global den Ton an und konnte auch in Deutschland seine Umsätze über dem Branchendurchschnitt weiter ausbauen. Zuletzt wuchs der Umsatz hierzulande um zwölf Prozent auf rund 37,6 Milliarden US-Dollar.
Mit dem Wachstum des Onlinehandels geht jedoch auch ein vermehrtes Verpackungsaufkommen einher. Den größten Anteil der Versandverpackungen bilden dabei Kartonagen. Neben Vorteilen wie Stabilität, Stapelbarkeit und Recyclingfähigkeit sind übliche Versandkartons allerdings meist nicht auf das Produkt zugeschnitten. Die Folge: überdimensionierte Verpackungen mit Leerraum, der durch weiteres Verpackungsmaterial gefüllt wird und ein insgesamt höheres Gesamtgewicht. Das verursacht unnötigen Verpackungsabfall und CO2 beim Transport.
Aus diesem Grund hat sich Amazon aufgemacht, um nachhaltigere Lösungen zu entwickeln. „Unsere Kunden wünschen sich recycelbare Verpackungen, die möglichst wenig Abfall verursachen – und die Produkte beim Transport trotzdem schützen. Unsere oberste Priorität ist es, zusätzliche Amazon-Verpackungen zu vermeiden, es sei denn, sie sind notwendig“, erklärt ein Amazon-Sprecher gegenüber der FACHPACK360°-Redaktion.
Passgenaue Verpackungsgrößen
Auf diesem Weg hat Amazon nun einen wichtigen Meilenstein genommen und konnte vor kurzem vermelden, dass über 50 Prozent der europäischen Sendungen nun in verkleinerten, recycelbaren Verpackungen wie Papiertüten oder Versandtaschen aus Pappe verschickt werden. Bei einem Sortiment von mehreren hundert Millionen Produkten war dies keine einfache Aufgabe, die der Konzern mithilfe von künstlicher Intelligenz in Angriff genommen hat. „Wir haben Machine-Learning-Algorithmen entwickelt, die uns helfen, die bestmögliche Verpackung für jede einzelne Bestellung zu bestimmen“, so der Sprecher des Unternehmens.
In den letzten Jahren konnte Amazon die Anzahl der Verpackungen erheblich reduzieren, indem Produkte identifiziert wurden, die sicher in leichteren, kleineren Verpackungen geliefert werden können. Zum Einsatz kommt dabei der Packaging Decision Engine – ein KI-Modell, das die effizientesten Verpackungsoptionen für den Versand von Millionen von Artikeln an Kunden ermittelt. Datenwissenschaftler haben das Modell trainiert, um eine Vielzahl von Produktattributen, wie Form und Produkthaltbarkeit, zu verstehen und um das Kundenfeedback über die Funktionstüchtigkeit verschiedener Verpackungsoptionen zu analysieren. „Unsere Programme sorgen dafür, dass unsere Pakete möglichst wenig Material verbrauchen und die richtige Größe haben, um die Bestellungen unserer Kunden zu schützen. Kleinere und leichtere Pakete bedeuten, dass wir mehr Bestellungen mit einer Lieferung ausfahren können, was zu weniger Fahrten und weniger Kraftstoffverbrauch führt. All das minimiert unseren ökologischen Fußabdruck – und unsere Kosten“, ergänzt der Unternehmenssprecher.
Für Bestellungen, die zusätzliche Verpackungen benötigen, nutzt Amazon Papiertüten und Pappumschläge, die bis zu 90 Prozent Prozent leichter sind als ähnlich große Kartons und weniger Verpackungsmaterial benötigen. Dies bedeutet, dass in jedem versendeten Paket weniger Leerraum vorhanden ist, wodurch Abfall für die Kunden reduziert und das Recycling erleichtert wird.
An weiteren technologischen Möglichkeiten der Verpackungsreduktion forscht Amazon in seinem neue Operations Innovation Lab in Italien. „Hier stehen uns spezielle Ausrüstungen zur Verfügung wie eine automatisierte Maschine, die passgenaue Verpackungen erstellt, und einen innovativen Etikettierroboter, der die Etikettenanbringung für Pakete automatisiert, die ohne zusätzliche Versandverpackung von Amazon versendet werden können“, erläutert der Sprecher.
Automatisierte Verpackungsmaschinen schneiden für jedes Produkt robuste und flexible Papiertüten individuell zu. Dadurch wird der Verpackungsbedarf für tausende Artikel reduziert. Ein integrierter Sensor scannt Produkte wie Videospiele, Küchengeräte, Sport- oder Büroartikel, die vorher in Päckchen und Paketen aus Karton verpackt wurden. Die Maschine schneidet in Echtzeit Papiertüten aus Papierrollen. „Indem die Artikel in 100 Prozent recycelbares Papier verpackt werden, das passgenau und polsterfrei zugeschnitten wird, spart jeder Umschlag pro Sendung durchschnittlich 26 Gramm Verpackung“, erläutert der Unternehmenssprecher. Eine der ersten Maschinen dieser Art steht in Amazons Logistikzentrum in Mönchengladbach.
Amazon setzt also vor allem auf technologische Fortschritte, um seine Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Die Logik leuchtet ein: Wenn die Pakete kleiner sind, können die Fahrer eine größere Anzahl an Produktlieferungen in den Transportern unterbringen. Das führt zu weniger Fahrten, was dem Konzern wiederum beim Erreichen des Ziels hilft, bis spätestens 2040 in seinen Betrieben CO2-neutral zu arbeiten.