Aldi testet Verpackungen mit digitalen Wasserzeichen
14.02.2024 Retail Brands Industry Look into Europe Artikel

Aldi testet Verpackungen mit digitalen Wasserzeichen

Handel und Verpackungsindustrie möchte die Trennung von Kunststoffverpackungen verbessern. Im Rahmen einer Studie der Initiative Holy Grail 2.0 testet Aldi daher Produktverpackungen von Eigenmarken mit digitalen Wasserzeichen. Ziel ist ein hochwertiges Recycling.

Joghurtbecher in einer Steige aus Pappe. Aldi hat Kefir- und Joghurtverpackungen der Eigenmarke Milsani mit digitalen Wasserzeichen versehen und testet derzeit die Sortierung.
Sie sind briefmarkengroß, aber mit dem menschlichen Auge nicht sichtbar: digitale Wasserzeichen, die auf Verpackungen gedruckt werden. Die unsichtbaren Codes sollen bei der Entsorgung dabei helfen, dass sich Kunststoffe besser trennen und wiederverwerten lassen. Wie gut das in der Praxis funktioniert, das erprobt der europäische Markenverband (European Brands Association) AIM mit seinem Projekt Holy Grail 2.0 erstmals unter realen Marktbedingungen. 130 Hersteller, Händler und Recyclingunternehmen sind daran beteiligt. Die Initiative Holy Grail 2.0 hat zum Ziel durch neue Identifikationssysteme in Konsumgüterverpackungen eine bessere Abfallsortierung zu ermöglichen.
Drei unterschiedliche Joghurtbecher von Aldi. Die briefmarkengroßen QR-Codes auf den Verpackungen sind mit dem menschlichen Auge nicht sichtbar.

Joghurt- und Kefirbecher im Test

Zu den Mitgliedern der Initiative gehören auch Aldi Nord und Süd. Sie haben im Januar erste Tests begonnen. 18 verschiedene Joghurt- und Kefirpackungen aus dem Kunststoff Polypropylen von der Eigenmarke Milsani seien jetzt mit den unsichtbaren Codes ausgestattet, heißt es. Diese enthalten die Artikelnummer, Informationen zum Hersteller und zu den Verpackungsmaterialien. Nach der Entsorgung lesen Spezialkameras in der Recyclinganlage die Daten aus. Anhand der Informationen sollen die verschiedenen Materialien in die richtigen Abfallströme geleitet werden, um so ein hochwertiges Recycling zu fördern.

Eine zentrale Herausforderung des Kunststoffrecyclings ist der Mangel an einheitlichen Recyclinginfrastrukturen hinsichtlich der Sammlung, Sortierung und Verwertung von Kunststoffverpackungen. Die Initiative Holy Grail 2.0 möchte die technische Machbarkeit von digitalen Wasserzeichen testen, um die Sortierung von Kunststoffverpackungen zu fördern und damit deren Wiederverwertbarkeit zu verbessern. Mit der Sortierstudie geht die Initiative unter Beteiligung der Händler aktuell in die dritte Phase.

Der Rezyklateinsatz in Eigenmarken-Produktverpackungen ist eines von mehreren ambitionierten Zielen, die sich Aldi in Sachen Verpackung gesetzt hat. „Um die Voraussetzung für qualitativ hochwertige Rezyklate am Markt zu schaffen, streben wir als Mitglied der Initiative Holy Grail 2.0 an, dass möglichst viel Material bestmöglich sortiert und so ein wichtiger Beitrag für die Kreislaufwirtschaft geleistet werden kann“, sagt Alexander Markov, Managing Director National Supply Chain Management bei Aldi Süd.

2016 hatte der Konsumgüterriese Procter & Gamble in Zusammenarbeit mit der Ellen MacArthur Foundation das Projekt „Holy Grail“ als Teil der New Plastics Economy ins Leben gerufen. Das Projekt wurde bis 2019 von P & G geleitet und beinhaltete mehrere Untersuchungen zur verbesserten Sortierung zum Beispiel durch fluoreszierende Marker oder digitale Wasserzeichen.

Verpackungsexperte berichtete auf FACHPACK

Auf „Holy Grail“ folgte dann im Jahr 2020 „Holy Grail 2.0“. Das Folgeprojekt konzentriert sich ausschließlich auf digitale Wasserzeichen für eine intelligente Sortierung und wird maßgeblich von dem Branchenverband AIM mit Unterstützung der Initiative Alliance to End Plastic Waste vorangetrieben. Der semi-industrielle Testlauf mit mehr als 100 Produkten startete im September 2021 in Europa. Im Forum PACKBOX der FACHPACK 2022 hatte Jürgen Dornheim, Nachhaltigkeits- und Verpackungs-Experte von Procter & Gamble, über das „Leuchtturmprojekt“ berichtet, an dem sich P & G weiterhin beteiligt.

Digitale Wasserzeichen kann man auch mechanisch aufbringen, erläuterte Dornheim. Man benötige dafür keine Druckfarben. In erster Linie gehe es aber um Labels als Materialgrundlage. Winzige QR-Codes sind im Druck versteckt. Diese Codes werden über die gesamte Fläche einer Verpackung verteilt, damit zum Beispiel nach einer Verpackungsbeschädigung im Abfalleimer ein Teil der Codes bei der Sortierung erkannt werden kann. Testphasen haben, so Dornheim, ergeben, dass bis zu 99 Prozent der Wasserzeichen bei der Sortierung erkannt werden. Das sei eine enorm gute Quote, kommentierte Nicola Kopp-Rostek, Geschäftsführerin des Flexodruck Fachverbands DFTA, die das Forum moderierte.

Auch auf der FACHPACK 2024 werden solch aktuellen Themen der Verpackungsbranche, die auch den Handel und Recyclingunternehmen betreffen, präsentiert und diskutiert: auf den Ständen der Aussteller sowie im Expertenforum PACKBOX und im Ausstellerforum INNOVATIONBOX.