Welche Verpackungen Nestlé umstellt
24.05.2023 Design New Paths Sustainability Interview

Welche Verpackungen Nestlé umstellt

Im Interview spricht Bernd Büsing, Leiter Verpackung bei Nestlé Deutschland, über die neusten Verpackungsumstellungen des Lebensmittelkonzerns.

Bernd Büsing, Leiter Verpackungen, bei Nestlé Deutschland. Produktschutz hat oberste Priorität, sagt Bernd Büsing, Leiter Verpackung bei Nestlé Deutschland.

Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit Nestlé Verpackungen ändert?

Verpackungen haben eine wichtige Aufgabe bei Lebensmitteln. Sie tragen erheblich zur Sicherheit und Qualität der Produkte bei. Unsere Produkte sind während des Transports, im Geschäft und auch im Vorratsschrank zu Hause vielen äußeren Einflüssen ausgesetzt. Verpackungen gewährleisten die Haltbarkeit und bieten den notwendigen Schutz.

Auf dem Weg zu einer abfallfreien Zukunft müssen wir Verpackungsmaterialien im Kreislauf führen und halten. Eine universelle Verpackungslösung für alle Produktkategorien und -formate gibt es nicht. Jedes Lebensmittel hat eigene Eigenschaften und Anforderungen an den Produktschutz, die wir bei der Entwicklung von Verpackungslösungen mitdenken müssen. Denn die Sicherheit und Qualität der Produkte haben für uns oberste Priorität, und die Verpackung muss diese gewährleisten.

Der Produktschutz bleibt oberste Priorität. Aber Nestlé hat bei den Verpackungen dennoch große Veränderungen vor?

Wir haben uns weltweit verpflichtet, dass mehr als 95 Prozent unserer Kunststoff-Verpackungen bis 2025 für das Recycling geeignet oder wiederverwendbar sind. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, 100 Prozent zu erreichen. Weltweit liegen wir per Ende 2022 bei 81,9 Prozent, wenn es um Kunststoff-Verpackungen geht. Wir haben in Deutschland eine gut ausgebaute Sammel-, Sortier- und Recyclinginfrastruktur. Daher sind hierzulande bereits 97 Prozent all unserer Verpackungen nach Gewicht recycelbar oder wiederverwendbar. Zusätzlich möchte Nestlé bis 2025 – im Vergleich zu 2018 – ein Drittel weniger Neuplastik verwenden.

Wie ist der Markt für Rezyklate für Lebensmittelverpackungen?

Nestlé investiert zwei Milliarden Schweizer Franken in eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe. Die meisten Kunststoffe lassen sich nur schwer für Lebensmittelverpackungen recyceln. Die Folge davon ist ein begrenztes Angebot an lebensmittelverträglichen recycelten Kunststoffen. Wir möchten mit unserem Investment einen Markt für Rezyklate schaffen. Dafür zahlen wir zum Beispiel einen Aufpreis auf diese Materialien. Unser Ziel ist, bis 2025 bis zu 2 Millionen Tonnen lebensmittelverträgliche recycelte Kunststoffe zu beziehen. Im Institute of Packaging Sciences von Nestlé forschen zudem 50 Kolleginnen und Kollegen an nachhaltigeren Verpackungsmaterialien.

Wir verwenden daher alternative Verpackungsmaterialien zu Kunststoff, setzen wo möglich weniger Verpackungen sowie recyceltes Material ein und testen Refill- und Reuse-Konzepte.

Welche Verpackungen stellt Nestlé in Deutschland derzeit um?

Wir testen aktuell mit unserer Kakaomarke Nesquik das Mehrwegkonzept des Frankfurter Start-up-Unternehmens Circolution. Es geht hier um standardisierte Edelstahl-Pfandbehälter, die Verbraucherinnen und Verbraucher über die bestehenden Pfandautomaten im Supermarkt zurückgeben können. Wir haben mit Circolution auch in der Verpackungsentwicklung zusammengearbeitet: Das Nestlé Produkt- und Technologiezentrum für Milch in Konolfingen in der Schweiz war für den Produktschutz, die Labortests und Vorbereitung der Produktion der Behälter verantwortlich.

Ab sofort bieten wir unsere Senf-, Mayonnaise- und Remoulade-Tuben der Marke Thomy mit 100-Milliliter-Inhalt mit 95 Prozent recyceltem Aluminium an. In diesem Jahr werden wir auch die 200-Milliliter-Tuben von Thomy umstellen.

Wir stellen unsere Nespresso Original Kaffeekapseln unter den Marken Nespresso, Starbucks sowie Nescafé Farmers Origins mit 80 Prozent recyceltem Aluminium her.

Unsere Squeeze-Flaschen im Thomy-Sortiment enthalten 20 Prozent recyceltes Material. Unser Ziel ist es, den Anteil an recyceltem Material bei den Squeeze-Flaschen auszubauen.

Wir investieren auch in die Verbesserung von Umverpackungsmaterialien zum Beispiel während des Transports. Im Maggi-Werk in Singen sichert die Fabrikmannschaft Verpackungen auf einem Tray mit einer Schrumpffolie, die zur Hälfte aus Rezyklaten besteht. 10 Prozent des Rezyklats wird aus dem Gelben Sack gewonnen. Dies ist eine gemeinsame Entwicklung mit dem Grünen Punkt.

„Maggi auf Glasdiät gesetzt“

Unsere Marke Smarties verpacken wir komplett in recyclingfähigem Papier.

Wir haben die bisher verwendeten Styropor-Trays bei den Thomy Senf-, Mayonnaise- und Remouladen-Tuben auf Papierfaserguss umgestellt.

Die Marke Maggi hat die Suppen- und Soßenbeutel aus Verbundfolie auf einen Beutel umgestellt, der aus einem Material besteht und über die gelbe Tonne entsorgt recyclingfähig ist. Wir haben unsere ikonische „Maggi Würze“ auf „Glasdiät“ gesetzt und das Gewicht der 1.000-Gramm-Flasche reduziert. Durch weniger Verpackung verringert sich der CO2-Ausstoß bei der Produktion und im Transport.

Wir bieten ein Nachfüllpack für die Nescafé Gold Gläser (200 Gramm und 100 Gramm) an. Mit jedem Nachfüllen und dem Wiederverwenden der leeren Gläser werden im Vergleich mit dem Nescafé Gold 200-Gramm-Glas über 97 Prozent Verpackungsgewicht eingespart (inkl. Deckel, berechnet pro Gramm löslicher Kaffee). Dabei wird die Kunststoffmenge im Vergleich mit dem Deckel des 200-Gramm-Glases um nahezu 60 Prozent reduziert (berechnet pro Gramm löslicher Kaffee).