Wie mehr Frauen in die Verpackungsbranche kommen können
12.05.2023 Industry Frauen in der Verpackungsindustrie Artikel

Wie mehr Frauen in die Verpackungsbranche kommen können

Noch immer werden MINT-Berufe von Männern dominiert. Doch wie lassen sich mehr Frauen für technische Berufe begeistern und in diesen Bereichen halten? Nachhaltigkeit kann ein Treiber sein.

Simone Mosca, CEO Mosca GmbH Simone Mosca ist CEO des Maschinenherstellers Mosca GmbH.

Die passenden Fachkräfte zu finden und zu halten, stellt viele Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau zunehmend vor Herausforderungen. Auch vor diesem Hintergrund wird es immer wichtiger, mehr Frauen für technische Berufe zu gewinnen. Darüber hinaus eröffnet die Erhöhung des Frauenanteils weitere Potenziale für Unternehmen, da diverse Teams erfolgreicher sind, erklärt der VDMA.

Die Zahlen sprechen für sich: Mehr Männer studieren technische Fächer als Frauen. Die Zahl der Absolventinnen in den ingenieurwissenschaftlichen Kernfächern ist zwar über die Jahre auf rund 20 Prozent gestiegen. Doch diese sind nicht im Maschinen- und Anlagenbau angekommen: Hier machen nach Angaben des VDMA Ingenieurinnen rund 11 Prozent der Belegschaft aus.

Für Simone Mosca, CEO des Maschinenbauers Mosca aus Waldbrunn, ist es „ganz normal“, dass Frauen in der Verpackungsbranche arbeiten. „Auf internationaler Ebene haben wir im Unternehmen viele Frauen in führenden Positionen. Hier in Deutschland haben wir bei den technischen Berufen allerdings grundsätzlich weniger Bewerberinnen als Bewerber. Aber ich denke, dass sich das künftig ändern wird“, sagt die Unternehmerin. Dafür möchte sich die 51-Jährige auch engagieren, so ist sie zum Beispiel beim Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) sowie im Hochschulrat der Dualen Hochschule Baden-Württemberg ehrenamtlich tätig. Gleichwohl betont Simone Mosca, dass es ihr grundsätzlich wichtig ist, dass die Qualifikation im Vordergrund steht.

Als Tochter eines Handwerkers, die sich schon im Kindesalter mehr für die Maschinen und Werkzeuge in der väterlichen Werkstatt als für Puppen interessierte, ist sie mit Technik aufgewachsen. Die Entscheidung, nach der Ausbildung als Industriekauffrau eine Weiterbildung zur Industriefachwirtin zu absolvieren, habe ihr den heutigen Weg geebnet. Schon mit 22 Jahren übernahm sie die Einkaufsleitung in einer kleinen Firma und musste den älteren Kollegen erklären, warum Logistik auch anders laufen kann. „Dabei habe ich viel fürs Leben gelernt“, lacht Simone Mosca. Jede Erfahrung sei Gold wert. 

"Leitung soll in Teilzeit möglich sein"

Auch als berufstätige Mutter habe sie selbst erfahren, was es bedeuten kann, flexibel zu sein. Zusammen mit einem Geschäftspartner machte sie sich selbstständig und gründete „S&P Elektronik“ – die heutige Mosca Elektronik GmbH. Später erfolgte der Wechsel in die Geschäftsführung der Mosca GmbH. „Ich weiß, dass es für mich als Mutter von Vorteil war, selbstständig tätig zu sein. Ich konnte meine Arbeitszeit so legen, wie es zeitlich passte. Das kann heute nicht jede Frau“, sagt Simone Mosca. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf möchte sie bei Mosca allen Mitarbeitenden ermöglichen. „Da mache ich keinen Unterschied, ob ein Mann oder eine Frau in Teilzeit arbeiten möchte. Aber noch sind es eben mehr Frauen.“ Seit kurzem arbeite die erste weibliche Führungsperson bei Mosca in Teilzeit. „Leitung soll in Teilzeit möglich sein. Das ist nicht mein persönliches Anliegen, sondern auch das der gesamten Geschäftsführung bei Mosca. Wir sind da einer Meinung.“ Allerdings hätten viele Frauen bisher nicht den Mut aufgebracht, sich in Teilzeit für höhere Stellen zu bewerben. 

Die heutige Jugend, das wisse sie von ihrer ehrenamtlichen Arbeit an der Hochschule, aber auch von ihren Söhnen, sei bei diesen Themen viel selbstbewusster. Daher werde es in einigen Jahren Veränderungen geben, das könne sie ganz zuversichtlich sagen. Um Nachwuchskräfte zu gewinnen, hält das Unternehmen bewusst den Kontakt zu studentischen Aushilfen oder Praktikanten. „Und wir setzen bewusst auf interdisziplinäre Teams.“ Die Mischung der Fachrichtungen sei ebenfalls wichtig für das Klima im Unternehmen.

Werte wie Nachhaltigkeit und Gleichberechtigung sind ebenfalls mehr denn je gefragt, sie müssten allerdings authentisch gelebt werden, sonst mache sich ein Unternehmen als Arbeitgeber bei der kommenden Generation nicht beliebt. 

Auch Martin Buchwitz, Geschäftsführer bei Packaging Valley, denkt, dass sich künftig mehr Frauen im Verpackungsmaschinenbau, aber auch im gesamten Bereich der Verpackungstechnik finden werden. Im Bereich der Verpackungsingenieure haben die entsprechenden Hochschulen allerdings generell einen Mangel an Interessenten und Studenten. „Ich schätze, dass der weibliche Anteil steigt, wenn es mehr in Richtung Verpackungsdesign und das Thema Nachhaltigkeit geht“, so Buchwitz.

Weiterer Bericht zum Thema Frauen in der Verpackungsbranche folgt