Pfandautomat nimmt Verpackungen an
06.02.2023 Brands Artikel

Pfandautomat nimmt Verpackungen an

Mehrweg ist bei Getränken seit langem üblich. Jetzt sollen auch Verpackungen von beispielsweise Kaffee oder Kakao in den Pfandautomaten landen können. Möglich machen es Edelstahlbehälter des Frankfurter Start-up-Unternehmens Circolution, die mit den bestehenden Pfandautomaten im Supermarkt kompatibel sind. Das so entstandene neue Mehrwegsystem lasse sich auf alle Lebensmittelsegmente und Verkaufskanäle ausweiten, erklärt das Unternehmen Nestlé, das an diesem teilnimmt.

Mehrwegverpackungen für Kakao oder Kaffee, die der Pfandautomat annimmt Für Kaffee- und Kakaoprodukte gibt es neue Mehrwegverpackungen, die in den Pfandautomaten passen
Das Start-up Circolution GmbH hat eine neue Mehrweglösung mitentwickelt, produziert und baut nun den Mehrwegkreislauf auf. „Unser System setzt auf Standardisierung und ist offen für alle Lebensmittelproduzenten – ob groß oder klein, ökologisch oder konventionell, Marke oder Eigenmarke. Das ist uns sehr wichtig, sonst macht Mehrweg keinen Sinn“, sagt Max Bannasch, Mitbegründer und CEO von Circolution. Circolution vermietet die Mehrwegbehälter gegen eine Packaging-as-a-Service-Gebühr an die Lebensmittelhersteller, kümmert sich um die Reinigung, Inspektion und Transport und stellt Daten für die Bemessung der ökologischen Auswirkung zur Verfügung. Dabei kann die Lösung einen massiven Beitrag zur Beseitigung des Müllproblems leisten. Material-agnostisch und offen für neue Formen und Größen arbeitet Circolution an vielen Verpackungsmodulen, „um Mehrwegalternativen da anzubieten wo es sinnvoll ist“. Das Start-up aus Frankfurt am Main hat eine Partnerkoalition mit technischen Unternehmen aufgebaut, die für die Umstellung auf Mehrweg nötig sind.

„Anita in Steel“ heißt die erste Verpackungslösung, die dank gasdichter Versiegelung sich für Lebensmittel mit langer Haltbarkeit bestens eignet. Für den Handel sind die Abläufe ähnlich zu herkömmlichen Pfandflaschen. Für die Konsumierenden ebenso: Sie kaufen ein Kaffee- oder Kakao-Produkt in der neuen Mehrwegverpackung, zahlen an der Kasse Pfand, genießen zu Hause das Produkt, geben den Behälter sowie den Deckel am normalen Leergutautomat im teilnehmenden Supermarkt ab und erhalten ihr Pfand zurück. Nur eine Alu-Folie muss im Gelben Sack entsorgt werden. Nach der Rückgabe werden die Behälter automatisiert gereinigt, kontrolliert und für einen neuen Lebenszyklus ausgeliefert. Um logistische Prozesse sowie die finanzielle und ökologische Effizienz zu optimieren, werden die Verpackungen an jeder Kreislaufstation digital erfasst.

Nestlé testet neues System

Aktuell testet circolution „Anita“ mit drei Marken in der Praxis – „Nesquik“ von Nestlé, „Hoppenworth & Ploch” sowie „BE.AN”. Im dritten Quartal 2023 sollen in der Rhein-Main-Region weitere Produkte in der Kategorie Kaffee, Kakao und ähnlichen Produkten in „Anita in Steel“ erhältlich sein. In dieser zweiten Phase wird die Akzeptanz unter den Kundinnen und Kunden getestet: Wie reagiert Hessen auf das neue Angebot?

Die Gründer des neuen Systems sind sich sicher, dass „Anita“ Einwegverpackungen sowohl beispielsweise aus Glas als auch Kunststoff ökologisch schlagen kann. Nach rund fünf Lebenszyklen entspricht die ökologische Belastung derjenigen einer Einwegglasverpackung, heißt es. „Da der Edelstahlbecher jedoch weitere 75-mal leben wird, werden damit 75 Einwegglasverpackungen überflüssig. So kann „Anita in Steel” ungefähr 36 Kilogramm Glas einsparen. Beim Kunststoff liegt dieser Wert bei fünf Kilogramm.“

Nestlé hat das Team von Circolution bei der Verpackungsentwicklung sowie Produktion unterstützt. Die Verpackungsexpertinnen und -Experten des Nestlé Produkt- und Technologiezentrums für Milch in Konolfingen in der Schweiz haben die Edelstahlbehälter mit Circolution zusammen entwickelt. Das Nestlé-Team war für den Produktschutz, die Labortests und Vorbereitung der Produktion verantwortlich”, erklärte Bernd Büsing, Leitung Verpackungen bei Nestlé Deutschland.

Hoppenworth & Ploch, eine Frankfurter Kaffeerösterei, ist ebenfalls Partner von Circolution. „Wir haben den Anspruch, dass jede Generation unserer Verpackungen besser ist als die vorherige“, sagt Julian Ploch, Mitgründer der Kaffeerösterei. „So testen wir ,BE.AN´ – unsere neue, für den bundesweiten Lebensmittel bestimmte Neueinführung – im Mehrwegbehälter.“ Das Unternehmen Amcor stellt die Versiegelungsfolie Alufix zur Verfügung, mit der die Unversehrtheit des Produkts und somit die Sicherheit der Konsumierenden versichert wird. Die Folie hinterlässt keine Rückstände, was zum einen angenehm für Verbraucher ist und zum anderen erlaubt, den Behälter nach der Reinigung erneut zu versiegeln.

Weitere Unternehmen, die sich beteiligen: Avery Dennison bringt das vielfältige Erscheinungsbild der Behälter in die Regale: Mit Etikettierungsmaterial, das herausragende Qualität über den gesamten Verwendungszeitraum eines Produkts bietet und sich dennoch während des Waschens restlos vom Behälter entfernen lässt. Hobart unterstützt beim Thema hygienisches und nachhaltiges Spülen und der Ersteinrichtung des Waschvorgangs. Tomra unterstützt Circolution seit Anfang des Jahres 2021 in der Entwicklung der wiederverwendbaren Behälter, um ein reibungsloses Rückgabeverfahren durch existierende Leergutrückgabeautomaten sicherzustellen.

Optima stellt mit seinen Maschinenlösungen und Technologien sicher, dass die Mehrwegbehälter bestmöglich für ein automatisiertes Dosieren, Abfüllen, Verschließen und Verpacken gestaltet sind. Im Kern geht es darum, dass der Hersteller sein Produkt später effizient und sicher in hohen Ausbringungsmengen abfüllen kann. IFCO stellt die faltbaren Transportbehälter für die Pilotierung von „Anita in Steel“ im Einzelhandel zur Verfügung. IFCOs faltbare Steigen erlauben logistische Effizienz und den sorgfältigen Umgang mit Ressourcen.

Circolution sucht nach weiteren Lebensmittelherstellern aus der Branche Kaffee und Kakao, um weitere Produkte in der Rhein-Main-Region im dritten Quartal 2023 in die Supermärkte zu bringen. Wenn die regionale Pilotierungsphase erfolgreich abgeschlossen ist, wird das System später im gesamten Bundesgebiet ausgerollt.