Erste Rücknahmestellen für Mehrwegverpackungen
07.06.2023 New Paths Start-ups Sustainability Artikel

Erste Rücknahmestellen für Mehrwegverpackungen

Auf der FACHPACK 2022 präsentierte das Start-up „wir.kiste.kreis.“ ein neues Rücknahmesystem für Versandpakete. Aus der Idee wurde nun Wirklichkeit. Allerdings haben die Jungunternehmer ihr Konzept auf Mehrwegverpackungen ausgeweitet und es unter dem Namen reuse.me auf den Markt gebracht. Die ersten Rücknahmestellen sind in Süddeutschland.

Das Start-up wir.kiste.kreis hat die Plattform reuse.me  für jede Art von wiederverwendbaren Verpackungen erstellt. Das Start-up „wir.kiste.kreis.“ hat die Plattform reuse.me für jede Art von wiederverwendbaren Verpackungen erstellt.

Wenn es nach dem Start-up „wir.kiste.kreis.“ geht, dann landen Verpackungen künftig in einer Rücknahmestelle. Das neue System soll für die Händler nachhaltig und wirtschaftlich sein und für die Kundschaft noch eine Belohnung bieten. „Wir starten das größte Nachhaltigkeitsprojekt in der Geschichte des Onlinehandels“, kündigen die Start-up-Unternehmer Rudolf Siegle und Bastian Gegenheimer aus Pforzheim an. Ihr Unternehmen „wir.kiste.kreis.“, einer der Start-up-Aussteller der FACHPACK 2022, hat das Ziel, durch ein neues Mehrwegsystem zu mehr Nachhaltigkeit zu verhelfen.

Siegle arbeitet seit mehr als zehn Jahren in der E-Commerce-Logistik. „Ich weiß, dass man beim Einkauf einiges bewegen kann, um weniger Material einzusetzen“, sagt er. Irgendwann komme man aber an den Punkt, zu sehen, dass Mehrweg die noch nachhaltigere Lösung sei. Das habe er auch zuvor bei seiner Tätigkeit bei Amazon während des Dualen Studiums bemerkt. Es sei ihm daher ein Herzenswunsch, ein neues Konzept auf den Markt zu bringen, dass nachhaltig und wirtschaftlich sei. „Denn wenn die Mehrwegverpackung 2 oder 3 Euro mehr für den Händler kostet, dann funktioniert das nicht. Wenn die Kosten zu hoch sind, brauchen wir gar nicht erst damit anfangen“, so der Jungunternehmer.

Ein offenes Kreislaufsystem

Die beiden Pforzheimer haben mit viel Leidenschaft angefangen und einige Monate an ihrem Konzept geschraubt. „Neu ist vor allem der Name reuse.me und dass wir unser System nicht, wie anfangs gedacht, für Versandverpackungen, sondern für alle Arten von wiederverwendbaren Verpackungen öffnen. Voraussetzung ist, dass die Mehrwegverpackungen recyclingfähig sind und es eine Lebenszyklusanalyse gibt, die den ökologischen Break-Even-Point ausweist“, erklärt Siegle.

„Reuse.me ist ein offenes Kreislaufsystem für wiederverwendbare Verpackungen. Damit können beispielsweise Kreisläufe von Mehrwegverpackungen gezählt, Transportwege ermittelt und letztlich die Nachhaltigkeit gegenüber vergleichbaren Einwegverpackungen bewertet und ausgewiesen werden“, so Siegle weiter.

Im Mai wurde in Pforzheim die erste Rücknahmestelle (Drop Point) eröffnet. Im Juni folgen weitere Drop Points in Karlsruhe, Pforzheim und Enzkreis. Darunter sind ein DHL-Paketshop, ein Fotostudio mit Hermes-Paketshop, Kaufhäuser und eine Filiale von Intersport. Das Ziel sei, bis April 2024 ein Netzwerk aus mindestens 2.000 Drop Points aufzubauen.

Die bevorstehende Umstellung auf Mehrweglösungen müsse für die Endkonsumenten möglichst einfach und bequem sein. Eine App für die Rückgabe müsse das langfristige Zielbild sein.
Das Start-up habe der Plattform mit reuse.me einen neutralen Namen gegeben, der auch von anderen Anbietern von wiederverwendbaren Verpackungen genutzt werden könne, so Siegle. Sie bestehe im Wesentlichen aus drei Teilen: Die reuse.me-App – für die Rückgabe der Verpackungen durch Endkonsumenten, die reuse.me-Drop-App – für Rücknahme der Verpackungen durch die Drop Points und das reuse.me-Admin-Panel – für die Systemverwaltung, das Tracking der Verpackungen und die Bewertung der Nachhaltigkeit.

„Das Angebot an die anderen Verpackungsanbieter soll auch ein Appell sein, ihre Kreisläufe ebenfalls zu tracken und auszuweisen. Denn jede Mehrwegverpackung muss zuerst einmal eine individuelle Anzahl an Kreisläufen durchmachen, um im Vergleich zu Einwegverpackungen, CO2 einzusparen. Das nennt man den ökologischen Break-Even-Point. Die Verpackungen von „wir.kiste.kreis.“ erreichen diesen beispielsweise im zweiten Kreislauf.“

Ein Dreh am Glücksrad

Das Konzept des Start-ups zusammengefasst: Der Onlinekunde erhält die Ware in einem wiederverwendbaren Karton. Wird das Paket nicht mehr benötigt, faltet er dieses, lädt sich die reuse.me-App herunter, scannt den Barcode und bringt es zu einer Rücknahmestelle.

Dann folgt eine Belohnung, die durch das Tracking über den Barcode ermöglicht wird: Nach der Rückgabe können die Kunden zum Beispiel am Glücksrad drehen – und gleich gewinnen, entweder einen Coupon für den nächsten Einkauf oder einen nachhaltigen Sachpreis. Perspektivisch gibt es ein klassisches Pfandmodell mit der Möglichkeit, für ökologische und soziale Projekte und Organisationen zu spenden.