Die Zukunft der Verpackungsindustrie in Frankreich
29.10.2023 Look into Europe Industry Länder-/Marktbericht

Die Zukunft der Verpackungsindustrie in Frankreich

Der französische Verpackungsmarkt erweist sich als bedeutender Wirtschaftszweig mit robusten Umsätzen und als wichtiger Arbeitgeber. Trotz zahlreicher Herausforderungen deuten die Prognosen auf weiteres Wachstum hin.

Karte Frankreichs in den Farben der französischen Flagge. Der Umsatz der französischen Verpackungsindustrie liegt derzeit zwischen 30 und 35 Milliarden Euro.

Frankreich zählt zu den führenden Industrienationen der Welt, was sich auch im Verpackungsmarkt des Landes widerspiegelt. Dank starker Handelsverflechtungen und einer anhaltend hohen Binnennachfrage gehört dieser zu den größten und am weitesten entwickelten der Welt. Zwar gibt es keine offiziellen Statistiken, aber nach Schätzungen des Conseil National de l'Emballage (Nationaler Verpackungsrat) liegt der Umsatz der französischen Verpackungsindustrie derzeit zwischen 30 und 35 Milliarden Euro und die Branche bietet rund 200.000 Menschen Arbeit. Der Markt weist eine klare Wachstumstendenz auf. So prognostizieren die Analysten von Mordor Intelligence dem französischen Verpackungsmarkt bis 2028 eine jährliche Wachstumsrate von 1,76 Prozent.

 

Lebensmittel und Getränke als Wachstumstreiber

Der demografische Wandel und Faktoren wie die Urbanisierung, die Zunahme von Single-Haushalten und steigende Preise verändern auch in Frankreich die Einkaufsgewohnheiten der Verbraucher. Dies führt zu einer steigenden Nachfrage nach neuen Verpackungsarten wie Convenience- und Low-Cost-Verpackungen sowie Mehrfach- und Einzelportionspackungen. Niedrige Kosten und geringes Gewicht dürften daher zu einem deutlichen Wachstum bei starren Verpackungen beitragen. Flexible Kunststoffe kommen aufgrund ihres geringeren Gewichts diesen Trends ebenfalls entgegen.

Die französische Küche und ihre Delikatessen sind weltweit bekannt und begehrt. Das steigert auch die Absätze der Verpackungshersteller. Zum einen führt die steigende Zahl von Touristen in Frankreich zu einer erhöhten Nachfrage nach traditionellen französischen Lebensmitteln und Getränken. Dies wiederum hat neben dem Bedarf an entsprechenden Verpackungen auch den vermehrten Einsatz mehrsprachiger Etiketten für französische Produkte zur Folge. 

Ein Bericht von GlobalData zeigt, dass die Lebensmittelindustrie 2021 mit 59,5 Prozent den größten Anteil am Verpackungsmaterialverbrauch in Frankreich haben wird, gefolgt von der Softdrinkindustrie. Der florierende Lebensmittel- und Getränkemarkt sorgt für eine steigende Nachfrage nach Verpackungen. Die Finanzdaten von Atradius bestätigen diesen Trend: 2022 wird die französische Lebensmittel- und Getränkeproduktion um rund vier Prozent wachsen, nach einem Plus von 4,6 Prozent im Vorjahr und einem Rückgang von zwei Prozent im Jahr 2020.
Auch beim Pro-Kopf-Verbrauch von Wein liegt Frankreich mit 25,2 Millionen Hektolitern im Jahr 2021 europaweit an der Spitze. Zum Vergleich: In Großbritannien sind es im selben Jahr nur 13,4 Millionen Hektoliter. Davon profitiert vor allem das Glasflaschensegment.

 

Regulierung wird konkreter

Zunehmend machen sich auch politische Vorgaben im Verpackungsbereich bemerkbar. So werden Kunststoffe immer strenger reguliert und die französische Regierung hat weitere Maßnahmen angekündigt. Bereits im Dezember 2020 wurde ein Gesetz verabschiedet, das alle Einwegkunststoffprodukte und -verpackungen nach 2040 verbietet, und es wurden Initiativen zur Förderung von Wiederverwendung und Recycling gestartet.

Das französische Umweltgesetzbuch und das Kreislaufwirtschaftsgesetz bilden die rechtliche Grundlage für Abfallvermeidung und Abfallwirtschaft. Unternehmen sind verpflichtet, verantwortungsvoll zu konsumieren, die Lebensdauer von Produkten zu verlängern und Wiederverwendung und Recycling zu fördern. Bei Nichteinhaltung drohen Bußgelder. Die Verschärfung der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) in Frankreich sieht strengere Regeln für die Abfallwirtschaft vor, wobei der Schwerpunkt auf Ökodesign und Recycling liegt. Hersteller, Importeure und Exporteure sind verpflichtet, die Abfallbewirtschaftung zu erleichtern und Recyclingziele zu erfüllen, bei Nichteinhaltung drohen Strafen oder Verbote. Bis 2030 müssen Unternehmen, die jährlich mehr als 10.000 Produkteinheiten in Verkehr bringen und einen Umsatz von mehr als 10 Millionen Euro ausweisen, sicherstellen, dass ihre Abfälle recyclingfähig sind.

Mit einer Recyclingquote von 60,3 Prozent liegt Frankreich leicht unter dem EU-27-Durchschnitt (64 Prozent). Das Unternehmen Citeo schätzt, dass durch das Recycling von Verpackungen im Jahr 2020 1,6 Millionen Tonnen CO2-Emissionen vermieden werden könnten. Seitdem wurden die Sortierregeln für die Haushalte vereinfacht, um die Sammlung und das anschließende Recycling zu erleichtern.

Von diesen Rahmenbedingungen haben vor allem leichtere Verpackungsarten profitiert, da sich durch deren Einsatz die Verpackungsmenge zunächst einfach reduzieren lässt. Viele Hersteller haben auch auf faserbasierte Materialien umgestellt. Obwohl der Anteil der Papier- und Kartonproduktion an der französischen Verpackungsproduktion 65,8 Prozent beträgt, wird das Land laut COPACEL im Jahr 2021 5,08 Millionen Tonnen Papier und Karton importieren. Dies deutet darauf hin, dass sich die Akteure auf flexible Verpackungen auf Papierbasis konzentrieren, um den Einsatz von Kunststoff deutlich zu reduzieren.

Der Einfluss der französischen Regierung auf den Verpackungsmarkt ist nicht zu unterschätzen, da sie durch Gesetze und Verordnungen den Rahmen für die Entwicklung der Branche setzt. Die Betonung von Kreislaufwirtschaft und Recycling zeigt den Willen, nicht nur die Umweltbelastung zu reduzieren, sondern auch eine nachhaltigere Wirtschaft zu fördern. Dies bringt Herausforderungen, aber auch neue Chancen mit sich.