Zu Holz gibt es oft keine Alternative
27.10.2023 New Creations Machinery Change Innovative Processes Artikel

Zu Holz gibt es oft keine Alternative

Die meisten Verpackungen bestehen aus Pappe, Karton oder Kunststoff. Für manche Anwendungen ist allerdings Holz das Material der Wahl, etwa Paletten oder individuelle Transportkisten. Rund sechs Millionen Kubikmeter braucht die Holzverpackungsbranche jährlich. Und sorgt sich angesichts der PPWR-Gesetzgebung um ihre Zukunft.

Von XS bis XXXL: Transportkisten aus Holz sind für bestimmte Waren die erste Wahl und alternativlos. Von XS bis XXXL: Transportkisten aus Holz sind für bestimmte Waren die erste Wahl und alternativlos.

Das Spektrum an Holzverpackungen ist breit. Es reicht von der Verpackung für Camembert über die Palette Toilettenpapier oder den neuen Zimmerofen bis zur tonnenschweren Maschine, die per Lkw, Bahn, Schiff oder Flugzeug rund um die Welt transportiert werden muss. Vor allem individuelle Transportverpackungen, etwa für Motoren, Maschinen oder sonstige, oft unförmige Bauteile, werden in aller Regel aus Holz gefertigt. Hier müssen individuelle Formate, Traglasten, Lastpunkte und vieles mehr berücksichtigt werden. Nicht selten werden die zu verpackenden Güter daher auch zunächst zu einem spezialisierten Verpacker geliefert, der sie dann sicher einpackt. Oder dieser kommt ins Unternehmen.

Und dafür wird jede Menge Holz benötigt. Der Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE), in dem rund 420 Verpackungsfirmen zusammengeschlossen sind, schätzt den Holzbedarf der Branche – ob für Paletten, Kabeltrommeln, Steigen, Spankörbe oder sonstige Packmittel – auf etwa sechs Millionen Kubikmeter im Jahr. Das sind ganze 25 Prozent des in Deutschland hergestellten Schnittholzes. Daher erhebt der HPE auch seine Stimme bei der Novellierung des Bundeswaldgesetzes. Würden weitere Waldflächen stillgelegt, könnte die Versorgung gefährdet sein, fürchtet HPE-Geschäftsführer Marcus Kirschner.

Eine akutere Bedrohung sieht die Branche derzeit jedoch durch ein anderes Gesetz: die EU-Verpackungsverordnung PPWR. Sollten Mehrweg- und Recyclingquoten künftig auch für Transportverpackungen aus Holz gelten, könnte das existenzbedrohend werden, so Kirschner. Denn anders als etwa Europaletten könnten individuelle Transportverpackungen schlecht wiederverwendet werden. Sie könnten auch nicht im Sinne eines von der EU angedachten „High Quality Recycling“ wieder zur gleichen Transportverpackung werden. Zumal ein Rücknahmesystem hier kaum umsetzbar wäre.

EPAL gilt als Vorzeigeprojekt

Sorgen bereitet auch die geplante Leerraumgrenze von 40 Prozent. Wenn etwa ein unförmiges oder rundliches Produkt wie eine Turbine rechteckig verpackt werden müsse, dann könnten bis zu 70 Prozent Leerraum entstehen, sagt Kirschner. Hinzu komme oft nicht recycelbares Füllmaterial, das etwa nötig sei, um Produkte auf ihrem Weg vor Rost zu schützen. Derlei Besonderheiten von Transportverpackungen im B2B-Bereich müssten in der vor allem auf Endkundenverpackungen ausgerichteten EU-Verordnung berücksichtigt werden. „Das ist anders als bei einem USB-Stick.“

Und wie steht es generell um die Ökobilanz der Holzverpackungen? Zwischen drei und vier Milliarden Paletten seien in der EU permanent im Umlauf, rechnet Kirschner vor. Diese speicherten rund 100 Tonnen CO2-Äquivalente – 30 Kilo pro Palette. Zudem würden Holzverpackungen auch heute schon in einer „Nutzungskaskade“ mehrfach wiederverwendet, etwa als Spanplatten im Bausektor oder auch wieder als gepresste Plattenklötze. Und Paletten, ebenso wie Kabel- und Seiltrommeln, würden auch immer wieder repariert, um möglichst lange im Markt zu zirkulieren.

Als Vorzeigeprojekt gilt hier die Europalette (EPAL). Von den europäischen Eisenbahnen 1961 eingeführt, hat sie sich als weltweit größter offener Palettenpool etabliert. 2021 wurden erstmals über 100 Millionen Stück produziert. Bei sieben Jahren Lebensdauer finden sich rund 650 Millionen im Umlauf. Mit dem chinesischen Logistikverband CFLP ist sogar die Ausweitung nach Asien geplant. Denn weltweit basiert praktisch der gesamte Warenverkehr auf Holzpaletten. Angesichts des enormen Holzverbrauchs wird dennoch nach Alternativen gesucht, etwa in Form von Papier-, Pappe- oder Kunststoffpaletten.

Der Anteil von Holz an sämtlichen Transportverpackungsabfällen hierzulande liegt bei 22 Prozent, hat die GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung ermittelt. Dies gehe vor allem auf das Konto von Paletten. Den Löwenanteil von knapp 70 Prozent machten aber Pappe und Karton aus. Insgesamt sorgen Transportverpackungen für gut 30 Prozent aller Verpackungsabfälle in Deutschland.

Für die Holzverpacker wird es nun spannend, wie genau letztlich die Formulierungen der PPWR lauten werden. Erwartungsgemäß soll der Beratungs- und anschließende Trilogprozess vor der Europawahl am 9. Juni 2024 abgeschlossen sein.

Noch ein spannendes Datum für den Terminkalender 2024: Packstoffe und Packmittel aus Holz sind auch auf der FACHPACK vom 24. bis 26. September zu sehen.