Studie: Emissionen sinken, Rezyklateinsatz steigt
04.07.2023 Sustainability New Paths Artikel

Studie: Emissionen sinken, Rezyklateinsatz steigt

Mithilfe einer verbesserten Kreislaufführung von Verpackungen und ihrer Recyclingprozesse können die Treibhausgasemissionen von Verpackungen drastisch reduziert werden, so das Ergebnis einer neuen Studie. Branchenvertreter forcieren dabei auch den Einsatz des chemischen Recyclings.

Laut einer neuen Studie können bis 2045 nahezu klimaneutrale Verpackungen auf den Markt gebracht werden. Auf der FACHPACK 2022 wurden neue nachhaltige Verpackungen präsentiert – auf der FACHPACK 2024 wird dies ebenfalls ein großes Thema sein. Laut einer neuen Studie könnten bis 2045 nahezu klimaneutrale Verpackungen auf den Markt gebracht werden. Auf der FACHPACK 2022 wurden neue nachhaltige Verpackungen präsentiert – auf der FACHPACK 2024 wird dies ebenfalls ein großes Thema sein.

Die durch das Verpackungsaufkommen verbundenen Treibhausgasemissionen könnten in Deutschland bis 2045 um 94 Prozent gesenkt werden. Das besagt eine aktuelle Studie der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung und des ifeu-Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH im Auftrag von acht Branchenverbänden. Laut Studie habe der Verpackungsverbrauch in Deutschland seinen Höhepunkt bereits 2021 erreicht und werde kontinuierlich sinken. Steigen werde dagegen der Einsatz von Rezyklat und die Recyclingquoten.
Die Studie untersucht, welchen Beitrag kreislauffähige Verpackungen – ob aus Papier, Glas, Metall oder Kunststoff – mit Blick auf das deutsche Klimaneutralitätsziel 2045 leisten können. Und sie prognostiziert die Entwicklung relevanter Faktoren wie Recyclingquoten, Rezyklateinsatz, Verpackungsoptimierung und Verpackungsaufkommen.

Das enorme Einsparpotential der Emissionen sei auf einen Dreiklang aus verbesserter Kreislaufführung von Verpackungen, der Umstellung der Produktions- und Recyclingprozesse auf erneuerbare Energien sowie einem sinkenden Verpackungsverbrauch in Deutschland zurückzuführen, erklärt Kurt Schüler, Geschäftsführender Gesellschafter der GVM.

„Die Einsparungen gehen zu 39,3 Prozentpunkten auf Faktoren aus dem Handlungsfeld Verpackungsmarkt und Kreislaufwirtschaft zurück. Dazu gehören beispielsweise leichtere Verpackungen, Mehrwegeinsatz, verpackungssparendes Konsumverhalten, steigender Rezyklateinsatz und nicht zuletzt die stark verbesserte Kreislaufführung von Verpackungen. Die übrigen 54,4 Prozentpunkte stammten aus dem Handlungsfeld Energiewende sowie Prozessoptimierung. „Stichworte sind hier beispielsweise Dekarbonisierung der industriellen Produktionsprozesse, grüne Energiequellen sowie Energieeinsparungen in Produktion und Transport, so Schüler. Habe der Verpackungsverbrauch (ohne Holz) 2021 noch bei 16 Millionen Tonnen gelegen, sinke er nach Berechnungen der Studie bis 2030 auf 14 Millionen Tonnen sowie bis 2045 auf 11,7 Millionen Tonnen. „Das entspricht einer Einsparung um 13 Prozent bis 2030 sowie um 27 Prozent bis 2045.“

Die Studie entstand im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Verpackung + Umwelt e.V. (AGVU), des Bundesverbands Glasindustrie, des Deutschen Verpackungsinstituts, des Fachverbands Faltschachtel Industrie, der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, des Industrieverbands Papier- und Folienverpackungen, der PRO-S-PACK Arbeitsgemeinschaft für Serviceverpackungen und des Verbands Metallverpackungen.

Möglichkeiten des chemischen Recyclings

Beim 20. Orientierungstag der AGVU in Berlin sprachen Branchenexperten auch über diese Studie und diskutierten die Möglichkeiten einer Steigerung des Rezyklateinsatzes. Dabei ging es auch um das chemische Recycling. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) und der Verband der Kunststofferzeuger Plastics Europe Deutschland (PED) haben ein Positionspapier zur Bemessung von Recyclinganteilen in Kunststoffprodukten vorgelegt. Damit wollen sie chemische Recyclingverfahren als Ergänzung zu mechanischen Verfahren vorantreiben.

Die vorgeschlagene Bemessungsgrundlage wird als Massenbilanzansatz bezeichnet. Über diesen Ansatz lassen sich die Anteile recycelter Rohstoffe nachvollziehbar einem Endprodukt zuordnen, erklären die beiden Verbände. „Massenbilanzverfahren sorgen für Transparenz und Effizienz bei der Nutzung von Sekundärrohstoffen und sind somit eine Grundlage für mehr Recycling und mehr Kreislaufwirtschaft“ sagt Alexander Kronimus, Leiter des Geschäftsbereichs Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft bei PED.

„Wer die Klimaschutzziele erreichen möchte, sollte innovative Technologien wie das chemische Recycling nutzen. Ein erster wichtiger Schritt wäre es, die Massenbilanz für Recyclinganteile anzuerkennen“, so Jörg Rothermel, VCI-Bereichsleiter Energie, Klimaschutz und Rohstoffe. Massenbilanzen sind standardisiert (ISO 22095) und werden bereits heute – etwa im FairTrade-Handel bei Kaffee und Textilien oder beim Bezug von Grünstrom – routinemäßig angewendet. Mit den unter dem Begriff chemisches Recycling zusammengefassten Technologien lassen sich auch solche Kunststoffe im Kreislauf führen, die nicht mechanisch recycelt werden können und bisher noch verbrannt werden.