Wie Künstliche Intelligenz in der Intralogistik die Prozesse voranbringt
13.10.2023 Sustainability New Paths Design Start-ups Artikel

Wie Künstliche Intelligenz in der Intralogistik die Prozesse voranbringt

Permanente Verfügbarkeit einerseits, große Unwägbarkeiten andererseits: Die Logistik in der Modebranche steht vor großen Herausforderungen. Als einer der Vorreiter in Sachen Lagerplanung gilt die Keller Group. Das baden-württembergische Familienunternehmen hat namhafte Kunden aus der Fashionwelt.

Das Fashion-Unternehmen Breuninger investiert in das Warendienstleistungszentrum in Sachsenheim und baut die Logistik großflächig aus. Breuninger bündelt die Online-Bestellungen und verschickt in der Regel nur ein Paket. Die Modebranche befasst sich auch mit dem Thema, inwieweit KI in der Intralogistik effizienteren und nachhaltigen Versand ermöglicht. Das Fashion-Unternehmen Breuninger investiert in das Warendienstleistungszentrum in Sachsenheim und baut die Logistik großflächig aus. Breuninger bündelt die Online-Bestellungen und verschickt in der Regel nur ein Paket. Die Modebranche befasst sich auch mit dem Thema, inwieweit KI in der Intralogistik effizienteren und nachhaltigen Versand ermöglicht.

Viele Unternehmen in der Modebranche setzen vermehrt auf Autostore-Lösungen. Ohne Menschen geht es aber dennoch nicht, und das wird zunehmend zum Problem. Bei neuen Standorten werde es mehr und mehr kritisch, qualifizierte Mitarbeiter zu finden, sagt Mathieu Meyer, Head of Consulting bei der Keller Group, gegenüber des dfv-Fachmagazins Textilwirtschaft. Eine jetzt veröffentlichte Analyse des Jobmonitors der Bertelsmann-Stiftung, für die rund 45 Millionen Online-Stellenanzeigen der Jahre 2019 bis Juni 2023 ausgewertet wurden, zeigt zwar einen Hoffnungsschimmer: In 162 von 401 Kreisen in Deutschland ist Lagerlogistik der gefragteste Beruf. Dennoch sehen die Unternehmen Handlungsbedarf. Die Keller Group setzt auf folgende Strategie: mehr IT-Unterstützung in den Prozessen im Lager und mehr Standardisierung. „Es muss den Menschen so leicht wie möglich gemacht werden. Das beginnt schon damit, dass der Barcode immer an der gleichen Stelle ist.“

Ohne Künstliche Intelligenz werde es in Zukunft nicht mehr gehen, sagt Geschäftsführer Alexander Hewel, Sohn des Inhabers Stephan Hewel. Um den Logistikstandort Deutschland zu erhalten, müsse so viel wie möglich automatisiert werden. KI kann bei der Objekt- und Fehlererkennung helfen, aber auch beim Anlernen neuer Mitarbeiter beziehungsweise Leiharbeiter. Bei den aktuellen Projekten der Keller Group habe Künstliche Intelligenz zwar noch keine so große Relevanz, gearbeitet werde damit dennoch schon rund fünf Jahre. „Viele Systeme werden über KI trainiert, um die Prozesse zu stabilisieren. Je automatisierter und standardisierter die Prozesse in der Logistik sind, desto effektiver ist sie“, sagt Meyer. „Wir sind am Anfang und es gibt durchaus Dinge, die nicht so gut ankommen“, weiß Hewel. Augmented Reality sei so ein Beispiel.

RFID nicht immer einsetzbar

Viele fänden die Brillen schlicht „unangenehm“. Hinzu komme: „Sie sind teuer, und die Produktivität wird dadurch nicht gesteigert.“ Auch RFID sieht er kritisch. „Das war vor Jahren ein Riesending, aber diese Technik ist nicht immer einsetzbar.“ Mit RFID könne zwar die gesamte Supply Chain bis zum Verbraucher abgedeckt werden, aber dafür müsse die Kette sehr starr gehalten und sehr viel Geld investiert werden. „Wir brauchen Dinge, die der Praxis zuträglich sind.“

In den vergangenen Jahren sind die Kollektionen in der Textilbranche deutlich komplexer geworden, die IT-Infrastrukturen gewachsen. Dafür sind oftmals die Lager zu klein, die Prozesse ineffizient und daher die Geschwindigkeit zu niedrig. Ein weiterer wirtschaftlicher Faktor ist das Thema Nachhaltigkeit. Abseits der Retourenthematik geht es dabei auch um die Reduzierung von Sendungen generell. So hält Hewel nichts von taggleichen Lieferungen – mit Ausnahme bei Medizin- oder Ernährungsprodukten. „Wir alle müssen uns die Frage stellen, wie stark wir die Umwelt belasten.“

Breuninger beispielsweise bündle die Bestellungen und verschicke in der Regel nur ein Paket. Entsprechend müsse das Logistikzentrum geplant werden. Bei Olymp wiederum hätten diese Überlegungen dazu geführt, dass erstmals das automatisierte Kleinteilelager mit Taschensortern kombiniert wurde, um die Artikel bereits vorsortiert in die Filialen liefern zu können.
Und dennoch sei es eher die Regel als die Ausnahme, dass die Kunden bei einer Bestellung von mehreren Artikeln drei oder mehr Pakete bekommen, von denen die meisten angesichts des Inhalts völlig überdimensioniert sind. Das Verschicken von Luft, sagen die beiden Manager, sei ein wirkliches Problem. Aber das Ganze habe einen Hintergrund: „Legt man die Bandbreite vom kleinsten bis zum größten Produkt zu Grunde, braucht es ungefähr 40 verschiedene Kartongrößen, die vorgehalten werden müssen“, so Mayer.

Dazu komme: Alle Verpackungsplätze müssten mit diesen 40 verschiedenen Kartons ausgestattet werden. „Die automatischen Kartonaufrichter können aber meist nur zwei Größen.“ Die Konsequenz: es wird im Zweifel Luft verschickt. Zudem hätten viele Anbieter mit ihren Dienstleistern Verträge über die Anzahl der zu verschickenden Pakete geschlossen und nicht über das Volumen. Die Größe mache daher beim Preis keinen Unterschied.

Wenn Veränderungen bei den Kartongrößen schwierig sind, dann könnten doch zumindest die Verpackungen mehrfach verwendet werden. „Altkartons aufzubereiten, ist extrem aufwändig“, sagt Hewel. Da sei die Modebranche, zumindest im B2B-Bereich, aber im Vorteil.