• 06.06.2025
  • Interview

Simone Weyerich fasziniert die Verpackungstechnik – und der Fußballsport

Seit 30 Jahren nebenberuflich Fußballschiedsrichterin, seit 20 Jahren hauptberuflich in der Verpackungsbranche tätig: Simone Weyerich ist neu in der Geschäftsleitung der Weber Food Technology. Die 45-jährige Wirtschaftsingenieurin spricht mit FACHPACK360° über ihre Ziele und aktuelle Herausforderungen.

Porträt von Simone Weyerich, Weber Food Technology, in einer Produktionshalle.
Simone Weyerich erweitert die Geschäftsleitung der Weber Food Technology als neue geschäftsführende Direktorin Verwaltung. Die Wirtschaftsingenieurin ist seit mehr als 20 Jahren in der Verpackungsbranche tätig. Technik und Maschinenbau begeistern die Unterfränkin.

„Mich fasziniert Technik fürs Leben. Und wir produzieren einzigartige Maschinen, die im Lebensmittelbereich Anwendung finden. Dieser Aspekt sowie die Technik an sich finde ich extrem spannend, denn unsere Produkte sind hochwertig und langlebig. Die Konsumgüterindustrie wäre daher nichts für mich“, sagt Simone Weyerich. Die Diplom-Wirtschaftsingenieurin ist als neue geschäftsführende Direktorin Verwaltung Teil der Geschäftsleitung der Weber Food Technology, ein Maschinenbauunternehmen, das sich auf die Entwicklung und Produktion von Schneide- und Verpackungslinien für die Lebensmittelindustrie spezialisiert hat. In dieser Funktion verantwortet Simone Weyerich die strategische Führung der Bereiche Finanzen und Controlling, Personal und IT.

Die 45-jährige Unterfränkin verfügt über mehr als 20 Jahren Erfahrungen in Maschinenbau und Technik innerhalb der Verpackungsindustrie. Bereits nach ihrem Studium in Schweinfurt habe sie im Traineeprogramm bei Bosch, heute Syntegon, gewusst, dass ihr Herz für Unternehmen im Maschinenbau schlägt. Seitdem hat sich die Sportbegeisterte in unterschiedlichen Führungsfunktionen bei national und international tätigen Maschinen- und Anlagenbauunternehmen eine umfassende Expertise in kaufmännischen Schlüsselbereichen aufgebaut.

Dass Weber seinen Firmensitz im mittelhessischen Breidenbach hat, sei für sie kein Thema, denn Weber Food Technology sei ein international führendes Familienunternehmen – „alles interessante und reizvolle Attribute“ für Weyerich.

 

Trotz Zollpolitik: USA-Geschäft ausbauen

Zentrale Aufgabe ihrer Rolle sei es, dabei mitzuwirken, dass das Unternehmen global erfolgreich agieren könne und dafür notwendige Tools aufzubauen. Die Digitalisierung und KI seien eine Chance zur Weiterentwicklung, die das Weber-Team nutzen könne. „Ziel ist es, die internen Strukturen effizient, zukunftsfähig und serviceorientiert aufzustellen, sodass alle Bereiche bei der Erreichung der Unternehmensstrategien aktiv mitgestalten können“, fasst sie es zusammen.

Weyerich spricht viel von Chancen. Die europäische Verpackungsverordnung PPWR sei so eine. „Unsere Kunden müssen sich Lösungen überlegen, ihre Anlagen gegebenenfalls anpassen. Wir bieten die Antworten und helfen unsere Kunden aktiv dabei.“ Und jeder neue Trend an alternativen Verpackungsmaterialien und Lebensmitteln wie New Meat sei ebenfalls Chance, das hauseigene Know-how zu nutzen und weiterzuentwickeln. „Dank unserer eigenen Slicermesserentwicklung und -fertigung beispielsweise können wir zügig und flexibel auf neue oder individuelle Anforderungen reagieren. Unsere breite Expertise und hohe Entwicklungstiefe sind daher klare Stärken.“

Auch der Fachkräftemangel, der in der Verpackungsindustrie ein Thema ist, treffe Weber nicht in dem Maße wie andere Firmen. Der ländliche Raum biete dem Personal eher ein Vor- als ein Nachteil. Nachwuchskräfte werden beispielsweise durch die Kooperation mit Hochschulen und eigene Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten gewonnen.

Sorgen bereitet Weyerich allerdings die „beständig unberechenbare“ Zollpolitik der USA. Sie führe zu einer Verunsicherung, da müsse jedes Unternehmen neu entscheiden, wie es langfristig weiter macht. Die USA sind der größte Exportmarkt für Weber Food Technology. „Die USA haben für uns großes Potenzial. Wir werden trotz allem unser Geschäft dort verstärken“, sagt Simone Weyerich.

Deutlich wird sie auch beim Thema Bürokratie in Deutschland. „Wir hoffen darauf, dass die Bürokratie eingedämmt wird und auch unsere Mitarbeitenden nicht weiter durch immer höhere Sozialabgaben belastet werden.“

Simone Weyerich bezeichnet sich selbst als durchsetzungsstark. Eine Eigenschaft, die sie durch den Sport mitbringe. Sie ist seit 30 Jahren Schiedsrichterin beim bayerischen Fußallverband, die meiste Zeit davon in den Amateurliegen im Herrenbereich. Beim Thema Frauen in der Verpackungsindustrie hat sie eine klare Position: „Ich bin keine Befürworterin der Frauenquote. In technischen Berufen gibt es nun mal weniger Frauen. Allerdings erlebe ich, dass viele hochtalentierte Frauen sich zu wenig zutrauen und weniger selbstbewusst auftreten als Männer. Ich möchte diesen Frauen in Unternehmen eine Plattform geben, damit sie sich präsentieren können und sichtbarer werden.“

 

Über die Weber Gruppe: Vom gewichtsgenauen Schneiden und Verpacken von Wurst, Fleisch, Käse und veganen Ersatzprodukten bis hin zu komplexen Automatisierungslösungen für Ready Meals und weitere Convenience-Produkte: Weber Food Technology ist einer der führenden Systemanbieter für Lebensmittel wie Aufschnitt- und Stückware sowie das Automatisieren und Verpacken von Frischeprodukten. Rund 2.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 27 Standorten in 22 Nationen sind bei Weber Food Technology beschäftigt. Bis heute ist das Unternehmen in Familienbesitz und wird von Tobias Weber, dem ältesten Sohn des Firmengründers Günther Weber, als CEO geleitet.

 

Von Anna Ntemiris, Redakteurin