Rezyklat-Einsatz: Gropper hebt sich mit unabhängiger Prüfung ab
26.04.2024 Brands Sustainability New Paths Artikel

Rezyklat-Einsatz: Gropper hebt sich mit unabhängiger Prüfung ab

Die Molkerei Gropper hat sich nicht nur im deutschen Einzelhandel als feste Größe etabliert, sondern strebt auch eine Führungsrolle im Bereich Nachhaltigkeit an. Ein entscheidender Schritt zur Differenzierung von der Konkurrenz ist die jüngste Zertifizierung durch flustix. Was steckt hinter dem Siegel?

MIlchflaschen auf einer Abfülllinie in einer Molkerei Gropper hat den Einsatz von rPET-Rezyklat durch das unabhängige Siegel „flustix Recycled – DIN geprüft“ zertifizieren lassen.

Die Molkerei Gropper, gegründet 1929 im Donauwörther Stadtteil Berg und seit 1973 in Bissingen ansässig, zählt heute zu den führenden Anbietern von Handelsmarken in Deutschland. Zum Kundenkreis des traditionsreichen Unternehmens gehören internationale Handelskonzerne wie auch die größten deutschen Einzelhändler, u. a. Lidl, Aldi, Rewe und Edeka. Gropper zeichnet sich durch ein breites Produktportfolio aus, das klassische Milchprodukte, Joghurts und Desserts umfasst sowie Kaffeemilchmischgetränke, gekühlte Direktsäfte, Smoothies und das Bio-Mineralwasser Rieser Urwasser.

Innovativ zeigt sich die Molkerei auch in ihrem umweltfreundlichen Ansatz: Das Unternehmen war einer der ersten Lebensmittelhersteller, der seine PET-Flaschen auf einen Rezyklat-Anteil von 50 bis 100 Prozent umstellte. Die Vision ist klar – jede Flasche soll zurück in den Kreislauf, der Einsatz neuer Kunststoffe minimiert werden. Diese Nachhaltigkeitsbemühungen wurden 2020 mit dem Deutschen Verpackungspreis für die Entwicklung der LD-Sleeves anerkannt.

Nun hat das bayerische Unternehmen den Einsatz von rPET-Rezyklat in seinem PET-Flaschensortiment zusätzlich durch das unabhängige Siegel „flustix Recycled – DIN geprüft“ zertifizieren lassen. Wir sprachen mit Daniel Reichenbach, Leiter Verpackungsentwicklung bei Gropper, über die Hintergründe.

Herr Reichenbach, warum hat Gropper sein PET-Flaschensortiment durch flustix zertifizieren lassen?
Es gibt zwei Gründe: nachhaltigeres Wirtschaften und gelebte Kundenorientierung. Unsere Kunden können nun ganz leicht ihre Produkte unterzertifizieren und den Rezyklat-Anteil auf der Verpackung ausweisen – unabhängig geprüft. Wir minimieren damit den Aufwand für unsere Kunden, die wiederum den Endverbrauchern noch mehr Transparenz bei nachhaltigeren Verpackungen bieten können.

Generell ist unser Anspruch: Nicht reden, sondern machen. Deshalb arbeiten wir auch an anderen Innovationen, weniger Materialeinsatz, hoher Recyclingfähigkeit und dem bestmöglichen Kreislauf.

Welche Herausforderungen sind mit dem Übergang zu rPET-Flaschen verbunden, und wie hat Gropper diese gemeistert?
Ausreichend Rezyklat zu bekommen und das zu einem wirtschaftlichen Preis, das ist auch für uns die größte Herausforderung. Der Markt ist sehr volatil. Wir konnten bisher aber auf jede Schwankung am Markt gut reagieren. Daneben mussten wir auch die Verarbeitung dieses Materials auf den Abfülllinien technisch lösen. Und die optische Beeinträchtigung ist bei Rezyklaten ein Thema: Wie sieht das Endprodukt aus, wie nehmen die Verbraucherinnen und Verbraucher das wahr? Auch hier haben wir eine gute Lösung gefunden.

Wie kommunizieren Sie den Mehrwert der rPET-Zertifizierung an Ihre Kunden und Verbraucher?
Als einer der führenden Anbieter von Handelsmarken stellen wir unseren Kunden regelmäßig innovative Ideen vor – so werden wir es auch hier machen. In einer Zeit, in der Verbraucher zunehmend skeptisch gegenüber Eigendeklarierungen werden, haben unsere Kunden jetzt die Option, durch Unterlizenzierung einfach und zügig einen glaubwürdigen Nachhaltigkeitsclaim an die Verbraucherinnen und Verbraucher zu kommunizieren. Wir denken, das wird viele überzeugen.

Sehen Sie die Zertifizierung als einen Schritt, der auch andere Unternehmen in der Branche beeinflussen könnte?
Mit der EU-Green-Claims Direktive kommt auf alle die Herausforderung zu, ihre Nachhaltigkeitsleistungen unabhängig prüfen zu lassen. Wir kommen dem nun schon zuvor. Gleichzeitig ist die Zertifizierung für uns nur ein Baustein in einer Vielzahl von Nachhaltigkeitsmaßnahmen – ob im Bereich Tierwohl, Verpackung, ökologischer Landwirtschaft oder Klimaschutz. 

Gibt es weitere Schritte, die Gropper in Richtung Nachhaltigkeit und umweltfreundlichere Verpackungen plant?
Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Lösungen für unsere Verpackungen. Wir wollen mehr Rezyklat, weniger Virgin Plastics und optimal recycelbare Verpackungen, um dem bestmöglichen Kreislauf immer näher zu kommen. Beispiel Mineralwasser: Wir füllen unser eigenes Wasser ab, das Rieser Urwasser, und zwar in Flaschen aus 100 Prozent rPET. Gerade stellen wir auch die Papier-Etiketten um und werden bald einen spannenden Mix aus Alt- und Graspapier einsetzen. Bei der Umverpackung haben wir uns zudem bewusst für Wellpappe statt Schrumpffolie entschieden. Generell in Sachen Nachhaltigkeit investieren wir stark in Energieeffizienz und erneuerbare Energien und sind der Science Based Targets Initiative beigetreten und verfolgen wir mess- und umsetzbare Ziele zur Reduktion unserer Treibhausgasemissionen gemäß des Klimaabkommens von Paris.

Vielen Dank für das Interview, Herr Reichenbach.