"30 Prozent mehr Umsatz durch grüne Transformation"
17.02.2023 Sustainability Interview

"30 Prozent mehr Umsatz durch grüne Transformation"

Ein Umsatzplus von nahezu einem Drittel können Unternehmen erwarten, die beherzt Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit ergreifen. Zu diesem Schluss kommt die Beratungsgesellschaft Horváth in ihrer „Sustainability Study for the Manufacturing Industry“. Gerade die Verpackungsindustrie sollte aber noch weitere Trends im Blick haben, erläutert Dr. Ralf Sauter, der als Partner bei Horváth das Kompetenzcenter Industriegüter & High Tech führt. Im Interview erläutert der Marktexperte die wichtigsten Entwicklungen, welche die Branche in den nächsten Jahren prägen werden.

Dr. Ralf Sauter ist Partner bei Horváth & Partner GmbH Dr. Ralf Sauter ist Partner bei Horváth & Partner GmbH.

Sustainability scheint Ihren Studien nach auf lange Sicht das Top-Thema für das verarbeitende Gewerbe zu bleiben. Warum müssen Verpackungshersteller gerade jetzt reagieren?

Der starke Fokus von FMCG-Herstellern und Endkunden auf Nachhaltigkeit sowie die zunehmenden Regulierungen führen zu Handlungsdruck, und zwar insbesondere bei kunststoffbasierten Verpackungslösungen. Der künftige Erfolg von Verpackungsunternehmen wird davon abhängen, wie gut sie das Thema Nachhaltigkeit abdecken und führende Lösungen mit sichtbarer Erhöhung des Kundennutzens entwickeln. 

Welche Faktoren führen dabei im Wettstreit mit anderen Anbietern zum Erfolg? 

Die hauseigene Materialkompetenz der Verpackungsunternehmen wird der Schlüssel zur Differenzierung zu den anderen Marktteilnehmern. Abhängig vom Lösungs- und Produktportfolio befinden sich hier die viele Unternehmen der Packaging-Branche als integrierter Bestandteil der Kreislaufwirtschaft sehr weit vorn, vor allem bei den Materialarten Metall, Papier, Pappe, Kartonagen und Glas. 

Die Kunden honorieren ein stärkeres Bemühen um mehr Nachhaltigkeit – doch wehe, die Maßnahmen werden in der Öffentlichkeit als „Green Washing“ gebrandmarkt…

…dann drohen entsprechende Reaktion der Endverbraucher, beispielsweise durch Boykott, und auch regulierende Maßnahmen seitens des Gesetzgebers können die Folge sein. Dennoch: Obwohl klar ist, dass sich die gesamte Branche umstellen muss und damit Nachhaltigkeit von Verpackungslösungen bald zur Selbstverständlichkeit wird, bietet die konsequente Ausrichtung auf Nachhaltigkeit der Verpackungsindustrie und ihren Abnehmern aktuell noch die Chance zur Differenzierung im Wettbewerb.

Mehr Nachhaltigkeit verursacht allerdings zunächst einmal mehr Kosten. Wie zahlt sich der Einsatz für Umwelt und Klima denn konkret aus?

Durch zusätzliche Maßnahmen für ein nachhaltigeres Wirtschaften können Unternehmen auf ein Umsatzwachstum von 30 Prozent und mehr hoffen, wie unsere Studien zeigen. Und auf längere Sicht ist es sogar möglich, dass die Kosten tendenziell sinken. Ein weiterer positiver Effekt wird übrigens bei rein monetärer Betrachtung häufig übersehen: Einsatz für mehr Nachhaltigkeit ist ein wesentliches Attribut, wenn es um die Attraktivität als Arbeitgeber geht.

Sustainability ist ein wesentlicher, aber nicht der einzige Faktor, der die Unternehmen der Verpackungswirtschaft in den kommenden Jahren prägen wird. Welche weiteren Trends haben Ihre Wissenschaftler beobachtet?

Die Digitalisierung als Treiber für Profitabilität und verbesserte Geschäftsmodelle ist bei weitem noch nicht abgeschlossen. Gerade die Vorteile digitaler Prozesse werden in der bisweilen noch recht altmodisch arbeitenden Verpackungsindustrie bis heute nicht vollständig genutzt. Potenzial zur Optimierung besteht beispielsweise in Betrieb, Beschaffung, Kundeninteraktion und insgesamt in einer Verbesserung des Geschäftsmodells. Hierbei wird das aktive Management von digitalen Transformationsprozessen ein entscheidender Hebel, um die möglichen Effizienzsteigerungen auch tatsächlich umgesetzt zu bekommen. Aus Gesprächen mit Vertretern der Branchen und aus zahlreichen Projekten im Umfeld der Digitalisierung wissen wir, dass Verpackungsunternehmen spät, aber durchaus zielgerichtet das Thema digitale Transformation vorantreiben. Klar ist allerdings auch: Ein solcher Veränderungsprozess nimmt eine gewisse Zeit in Anspruch, bis der erwünschte Payback – gerade auch unter Berücksichtigung der erforderlichen Investitionen – realisiert werden kann.