Wie nachhaltiges Verpackungsdesign gelingen kann
03.03.2023 Design Artikel

Wie nachhaltiges Verpackungsdesign gelingen kann

Die Verpackungsberater vom FuturePackLab aus Hamburg wissen, dass die frühe Designphase entscheidend für die Nachhaltigkeit einer Verpackung ist. Wo treten in den Konzepten der Unternehmen noch häufig Fehler auf und wie wird Verpackung nachhaltig, smart und massentauglich zugleich?

Geoffrey Hildebrand, Syster Tjarks, Martin Weick und Matthias Höppner auf der Fachpack (von links) Geoffrey Hildebrand (Brand and Innovation Strategy), Syster Tjarks (Innovation and Sustainability), Marin Weick (Packaging Engineer) und Matthias Höppner (Sustainable Business Transformation) auf der Bühne der FACHPACK 2022.

Das FuturePackLab hat sich zur Aufgabe gemacht, zusammen mit seinen Kunden zukunftsfähige Verpackungslösungen zu entwickeln. Nach den Worten von Matthias Höppner, Sustainable Business Transformation, heißt das in erster Linie: nachhaltig, smart und massentauglich. Der Weg, der zu diesem Ziel führt, muss allerdings für jedes Produkt neu gefunden werden. Im sogenannten Kollektiv kann das Unternehmen deshalb auf mehr als 50 Verpackungsexperten zurückgreifen und so Teams zusammenstellen, die den individuellen Herausforderungen eines Designprojekts am besten begegnen können. Dazu gehört auch Matthias Höppner, der auf der FACHPACK 2022 gemeinsam mit Geoffrey Hildebrand (Brand and Innovation Strategy), Syster Tjarks (Innovation and Sustainability) und dem Verpackungsingenieur Marin Weick zeigte, wie innovative Ansätze am besten gelingen können und welche Irrwege es zu vermeiden gilt.

 

Reichen die Fortschritte aus?

In der Verpackungsbranche tut sich gerade sehr viel, betont Geoffrey Hildebrand in seiner Präsentation: „Nachhaltigkeit ist ein gesellschaftlicher Treiber. Fast alle Unternehmen scheinen daran zu arbeiten, die Nachhaltigkeit ihrer Produkte und Verpackungen zu verbessern.“ Doch reichen die Fortschritte aus und gehen die Maßnahmen auch in die richtige Richtung? Das Marktforschungsinstitut McKinsey ist dieser Frage nachgegangen und hat die Strategien der Unternehmen aufgeteilt in Low Hanging Fruits, Harder But Doable sowie System Level Change.

Zu den niedrig hängenden Früchten, also Zielen, die schnell umsetzbar sind, gehören Gewichtsreduzierung, Materialreduzierung, Verzicht auf unnötige Verpackung, inkrementelle Weiterentwicklungen, Materialersatz und optimiertes Nachhaltigkeitsnarrativ. Der Studie zufolge liegt der Fokus der Nachhaltigkeitsanstrengungen überwiegend in diesem Bereich. Der Wandel kann laut Hildebrand letztendlich aber nur durch bahnbrechende nachhaltige Innovationen gelingen. Dazu müssen sich Unternehmen und Player der Branche zusammentun, um einen Systemwandel herbeizuführen.

Außerdem haben die Verpackungsberater vom FuturPackLab beobachtet, dass Fehler in der frühen Designphase einer Verpackung sich auf deren gesamten Lebenszyklus auswirken und nur schwer korrigiert werden können. Damit eine Verpackung nachhaltig wird, muss dieser Aspekt allen Designphasen, die aus Forschung, Strategie, Kreation, Implementierung und Weiterentwicklung bestehen, vorangestellt werden. „So zieht sich der Gedanke der Nachhaltigkeit durch alle nachfolgenden Schritte“, sagt Hildebrand.

 

Licht und Schatten: Ansätze aus der Praxis

Syster Tjarks rät, bei der Entwicklung von Verpackungen zwischen emotionaler und faktischer Nachhaltigkeit zu unterscheiden. „Naturmaterialien stehen an sich für Nachhaltigkeit und man ist schnell verleitet, sie bei der Umstellung auf nachhaltige Verpackungen einzusetzen“, erläutert die Expertin. Ein Blick auf den Lebenszyklus der Verpackung zeigt aber schnell Fallstricke einer solchen Entscheidung auf. Für Materialien wie Kork, Holz oder Bambus gibt es in Europa keine Kreisläufe und die Verpackung landet nach einmaligem Gebrauch in der Verbrennung.

Anhand des 3-Komponenten-Bechers bestehend aus Kunststoff, Papierbanderole und Aluminiumdeckel verdeutlichte Martin Weick, dass gut gemeinte Ideen oft an der Realität scheitern. Denn nur zehn Prozent der Konsumenten trennen die Materialien nach Gebrauch. Somit geht das Ziel einer kompletten Recyclingfähigkeit verloren. „Eine ganzheitliche Entwicklung muss das Konsumentenverhalten mit einbeziehen. Das geht nur, wenn man sich von Anfang an Gedanken über die Wünsche und das Verhalten der Konsumenten macht“, so Weick.

Diverse Beispiele verdeutlichen aber auch, wie nachhaltigere Verpackungsinnovation entlang des Prozesses gelingt. Allen gemein ist der Ansatz, außerhalb traditioneller Bewertungsstandards zu denken und Fragestellungen zu überdenken. Neue Technologien würden laut Tjarks auch bislang nicht mögliche Lösungen bieten. So kann durch die bisher meist auf dem Luxussegment bekannte Prägung auf Bedruckung und Etiketten verzichtet werden. Außerdem kann moderne Automatisierungstechnologie dazu beitragen, Verpackungen besser an die Produkte anzupassen, wie MyMüsli gemeinsam mit Smurfit Kappa beweisen.

Zahlreiche weitere Praxisbeispiele veranschaulichen in dem Vortrag, wo und wie Unternehmen ansetzen könne, um bahnbrechende, nachhaltige Innovation zu realisieren. Quick Wins sind dabei nicht ausreichend, wie die Berater unterstreichen.

Die komplette Präsentation von FuturePackLab können Sie sich in diesem Video noch einmal ansehen:

 

Die komplette Präsentation von FuturePackLab können Sie sich in diesem Video noch einmal ansehen:

Geoffrey Hildebrand, Syster Tjarks, Marin Weick und Matthias Höppner auf der Fachpack

How to not screw up packaging design