Stabiler Kreislauf - Verpackung als Aktivposten
03.04.2023 Artikel

Stabiler Kreislauf - Verpackung als Aktivposten

Reduzieren, wiederverwenden und recyceln sind die wichtigsten Säulen des modernen Verpackungsmanagements. Die Loop-Initiative hat sich auf den zweiten Gedanken fokussiert und ein ambitioniertes Mehrwegsystem rund um den Globus ausgerollt. Was sind die ersten Erkenntnisse der Projektpartner?

Eine Frau wirft eine Dose in einen Pfandautomaten von Loop. Die Rückgabe der gebrauchten Verpackungen an den Loop-Automaten sieht in Frankreich, den USA und Japan gleich aus.

Anders als viele glauben, werden Verpackungsabfälle in der Regel nicht ins Ausland verbracht oder in ihrer Gänze in thermischen Verwertungsanlagen verbrannt, sagt Uwe Melichar zu Beginn der Vorträge der EPDA (European Brand and Packaging Design Association) auf der letztjährigen FACHPACK. Recycling und Kompostierung funktionieren jeden Tag besser. Doch durch die Wiederverwendung von Verpackungen lässt sich der Abfall noch weiter reduzieren. Wie das gehen kann, zeigt die Loop-Initiative, die von TerraCycle geleitet wird und rund 200 Partner umfasst.
Clemence Schmid, General Manager Loop Global bei TerraCycle, umreißt dieses Konzept folgendermaßen: „Unsere Mission ist es, die negativen Folgen von Einwegverpackungen zu reduzieren. Dazu müssen wir das Rad nicht neu erfinden - es gibt bereits bestehende Systeme wie Pfandflaschen.“ Das grundsätzliche System bleibt dabei unverändert: Das Gebinde ist Eigentum des Herstellers, der dadurch motiviert ist, es so haltbar wie möglich zu gestalten, und der Verbraucher zahlt ein Pfand, das ihn wiederum dazu bewegt, es zurückzugeben. Laut Schmid steht dies im Kontrast zur heutigen Realität billiger Einwegverpackungen.

 

Ähnliches Konzept rund um den Globus

Loop will die Teilnahme sowohl für Hersteller als auch für Verbraucher bequem und bezahlbar gestalten. Unser Motto lautet: „Überall kaufen, überall zurückgeben“, erklärt Schmid. Hierzu bietet Loop in den teilnehmenden Geschäften Rücknahmestellen an. Verbraucher können alle Loop-Mehrwegverpackungen an einer der Abgabestellen zurückbringen und müssen sie nicht einmal sortieren.

Seit 2019 hat das Unternehmen auf Märkten in verschiedenen Ländern praktische Erfahrungen gesammelt - von Japan über Europa bis zu den USA. Ein wichtiger Pfeiler des Loop-Konzepts ist die einheitliche Umsetzung. Die Rückgabe der gebrauchten Verpackungen an den Automaten sieht zum Beispiel in Frankreich, den USA und Japan gleich aus. Eine in diesen Märkten etablierte Rücknahmelogistik stellt sicher, dass die Behälter gesammelt, nach höchsten Standards gereinigt und an die Hersteller zurückgeliefert werden. Im Anschluss an die erfolgreich umgesetzten Pilotprojekte in diesen Märkten will Loop in einem nächsten Schritt sein System auf weitere Produkte und Geschäfte ausweiten.

 

Häagen Dazs zeigt, wie es geht

James Pryor, EPDA-Mitglied und Mitbegründer und Creative Director der Touch Agency aus London, demonstrierte, wie Loop in der Praxis aussieht. Seine Agentur wurde mit der Entwicklung eines Behälters für Häagen Dazs Eiscreme beauftragt, der für das Loop-System geeignet ist.

Aus Designersicht betonte er, dass selbst die für Loop erforderliche haltbare Verpackung die Verbraucher ansprechen und viele verschiedene Beteiligte einbeziehen muss. Die Produktionsleiter wollen beispielsweise sicherstellen, dass die Verpackung in die bestehenden Linien integriert werden kann und dass sie mit den derzeitigen Möglichkeiten kompatibel ist. Die Marketingleiter wiederum achten darauf, dass das Produktdesign die Käufer sowohl im Geschäft als auch online zum Kauf animiert. Und schließlich müssen die Verbraucher davon überzeugt werden, das Pfand für ein Produkt zu bezahlen, weil es sie anspricht. Die Logistik des Projekts erfordert zudem, dass der Behälter robust ist, gut altert, zu den anderen Produkten im Loop-Ökosystem passt und über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg leicht und zuverlässig zu reinigen ist.

Um dies zu gewährleisten, prüften die Designer eine Vielzahl von Mustern und Materialien und erstellten Prototypen. Letztlich entschieden sich die Partner auf der Grundlage von Verbraucherumfragen und der von Loop, Nestlé und Touch durchgeführten Bewertung für das Gewinnerkonzept: Ein dreiteiliges Edelstahldesign erfüllte alle Anforderungen. Es besteht aus einem isolierten Deckel, einem inneren Kern und einem Schutzmantel, der sich um die Außenseite legt. Dieser Mantel bildet einen Luftspalt, der für die Isolierung der Eiscreme sorgt.

Es handelt sich nach den Worten von Pryor zwar um eine kostspielige Verpackung. Sie sei aber so konzipiert, dass sie für die Marke ein Gewinn ist. Für den Hersteller habe sich der Behälter nach 75 Zyklen amortisiert. „Nach der Markteinführung in den USA wurden einige unabhängige Untersuchungen durchgeführt, und die Verbraucher haben sehr positiv reagiert“, sagt James Pryor.

Tommy Seetho, der Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung für Verpackungen bei Nestlé - zu dem die Marke Häagen Dazs gehört - schloss die Präsentationen mit dem Hinweis, dass die größte Frage seiner Meinung nach darin besteht, ob das System global skaliert werden kann. „Es ist wichtig zu wissen, dass wir die geografischen Märkte verstehen und dass das gleiche System in verschiedenen Ländern möglicherweise nicht funktioniert“, sagte Seetho.

Den Anfang hat Loop also gemacht, wie die drei Sprecher in der PACKBOX betonen. Damit der Erfolg auch in Zukunft Bestand hat, bedarf es eines starken Netzwerks, das auch bereit ist, anfängliche Risiken einzugehen.

Den kompletten Vortrag können Sie sich in diesem Video ansehen: