Geballte Infos unter dem Etikett
23.05.2023 New Creations Machinery Change Innovative Processes Artikel

Geballte Infos unter dem Etikett

Peel-off-Etiketten kennt man von Kosmetika oder Medikamenten. Vor allem auf kleinen Verpackungen können die Abziehetiketten jede Menge Information transportieren, etwa zu Inhaltsstoffen oder Verwendung. Dieses Extra nutzt seit kurzem auch die Erzeugergemeinschaft Fürstenhof, einer der größten Bio-Eier-Produzenten Deutschlands – um im Wettbewerb herauszustechen.

An die vier Millionen Eierkartons schickt die in Finkenthal bei Rostock ansässige Fürstenhof GmbH unter der Marke Hähnlein jährlich in den Handel An die vier Millionen Eierkartons schickt die in Finkenthal bei Rostock ansässige Fürstenhof GmbH unter der Marke Hähnlein jährlich in den Handel.

An die vier Millionen Eierkartons schickt die in Finkenthal bei Rostock ansässige Fürstenhof GmbH unter der Marke Hähnlein jährlich in den Handel. Diese finden sich bei Rewe und Edeka ebenso wie bei Alnatura oder Denn’s Biomärkten. Seit kurzem sind die Hähnlein-Regale der Händler allerdings etwas bunter. Denn die Erzeugergemeinschaft mit gut 20 Höfen hat neue Peel-off-Etiketten mit sechs unterschiedlichen Motiven entwickelt, die nun nebeneinander aus den Regalen schauen. So wird zum Beispiel einmal die Bruderhahn-Aufzucht vorgestellt, ein anderes Mal der ökologische Kreislauf oder auch die neue Transparenz-Offensive, bei der sich Kunden über das Etikett als Eier-Kontrolleure bewerben können.

„Wir hatten früher schon einmal Mehrlagenetiketten auf den Kartons getestet, um mehr Hintergrundinfos zu unseren Eiern zu geben“, sagt Leonie Behrens, in der Geschäftsleitung für Marketing zuständig. Neu – und eher ungewöhnlich im Einzelhandel – ist allerdings, dass nun gleich sechs verschiedene Verpackungen bunt gemischt in den Umkartons für die Händler liegen.

Abgeschaut hat man sich dies bei Marken wie Coca-Cola oder M&Ms. „Das fällt im Regal einfach mehr auf“, sagt Leonie Behrens. Allein aus diesem Grund hätten sich bereits Händler entschieden, die Hähnlein-Eier zusätzlich ins Sortiment zu nehmen. Den Kunden hingegen gebe dies „die Möglichkeit, sich über unterschiedlichste Aspekte unserer Eier zu informieren“.

Und dies wird im Wettbewerb immer wichtiger. Denn einerseits ist das Informationsinteresse bei Eiern groß. „Je ursprünglicher das Produkt, desto kritischer ist der Kunde“, weiß Behrens. Andererseits muss Fürstenhof mehr werben, um sich gegen Mitbewerber abzugrenzen. Einst galt der Höfe-Verbund in Mecklenburg-Vorpommern als Pionier der Bruderhahn-Aufzucht, die jedoch seit dem Verbot des Kükentötens mittlerweile weit verbreitet ist.

Verpackung ist wichtigstes Werbemittel

Für Hähnlein-Eier geworben wird nun etwa mit Aufstellern am Regal oder dem eigenen Shop-Fernsehen „Hühner TV“. Doch wichtigstes Werbemittel ist für die Marketing-Chefin nach wie vor die Verpackung. „Da beschäftigt sich der Kunde länger mit, etwa wenn er am Frühstückstisch neben der Zeitung das Etikett studiert.“

Wirklich messen kann man den Erfolg der Peel-off-Etiketten allerdings nicht. „Schön wäre, wenn wir eine Abziehquote hätten“, sagt Leonie Behrens – also eine Statistik, wie viele Kunden das Etikett tatsächlich öffnen. Doch so weit ist man noch nicht, bislang gibt es nur erste qualitative Umfragen.

Dennoch geht die Marketingexpertin davon aus, dass sich das Ganze rechnen wird. Trotz höherer Kosten. Für Eierkartons kalkuliere man üblicherweise zirka ein Cent pro Ei, rechnet Behrens vor. Für die Kartons mit Peel-off-Etikett hingegen müssten zwischen 1,2 und 1,3 Cent veranschlagt werden. „Es kommt ein doppelter Aufschlag hinzu“, erklärt sie, „zum einen für das aufwendigere Etikett und zum anderen für die fehlende Sortenreinheit.“ In Zeiten, wo man mit dem Handel teilweise um Cent-Beträge hinter dem Komma feilsche, sei dies nicht gerade irrelevant.

Laufen soll die ganze Aktion zunächst etwa ein Jahr. Dann werde man vermutlich neue Motive entwickeln, etwa mit QR-Code-Link zum Hühner-TV. Oder bereits unterjährig, wenn die Eier-Kontrolleure ausgelost sind. „Wichtig ist, dass wir ausreichend Abwechslung auf die Etiketten bringen“, sagt Behrens.

Peel-off-Etiketten kann sie sich übrigens auch für weitere Produkte vorstellen. Etwa für die hauseigene Bolognese-Sauce, die aus den selbst aufgezogenen Bruderhähnen entsteht. Oder den besonderen Eierlikör, der aus nicht verkaufsfähigen Eiern, etwa mit Punkten oder welliger Schale, hergestellt wird. Hier könnte man beispielsweise Cocktailrezepte unterbringen. „Zu erzählen haben wir jedenfalls genug“, so die Marketing-Chefin.