Die Transformation erfordert Ausdauer
15.09.2022 New Creations Artikel

Die Transformation erfordert Ausdauer

Mondi gehört zu den weltweit führenden Unternehmen im Bereich Verpackung und Papier. Hier deckt der Hersteller die gesamte Wertschöpfungskette ab und entwickelt Lösungen, bei denen Nachhaltigkeit im Mittelpunkt steht.

Thomas Kahl, Head of Sustainable Packaging Solutions bei Mondi

Mit seinen flexiblen Verpackungen ist Mondi in jedem europäischen Supermarktregal vertreten. Neben den Markenartiklern und Eigenmarken setzen auch Online-Händler und Industrieunternehmen die Papier- und Kunststoffverpackungen in unzähligen Anwendungen ein. Der Konzern hat sich durch fortwährende Forschung und Entwicklung in nachhaltigere Verpackungslösungen sowie gezielte Akquisen zu einem Papier- und Verpackungshersteller entwickelt, der die gesamte Wertschöpfungskette abdeckt – von der Bewirtschaftung von Wäldern und der Produktion von Zellstoff, Papier und Folien bis hin zur Entwicklung und Herstellung nachhaltiger Verpackungslösungen für Verbraucher und Industrie.

Seit 2004 begleitet Thomas Kahl in verschiedenen Funktionen die Entwicklung des Unternehmens und verantwortet heute als Head of Sustainable Packaging Solutions die Entwicklung der Geschäfte mit Konsumgüterherstellern für nachhaltige Produktlösungen. Wie für die gesamte Branche haben auch bei Mondi die Anforderungen an die Nachhaltigkeit von Verpackungen in den letzten Jahren stark zugenommen. Mondi beantwortet deshalb Nachhaltigkeitsfragen gezielt. „Es geht um Fragen wie: Was macht unser Produkt nachhaltiger? Wie können wir gemeinsam nachhaltigere Lösungen finden?”, erläutert Thomas Kahl. „Diese Fragen erfordern sehr detaillierte Lösungen, damit das Ziel der Nachhaltigkeit auch erreicht wird.“

 

Wahl zwischen Papier und Kunststoff

Die Antworten, die Mondi bietet, umfassen Aspekte wie die Recyclingfähigkeit, den Einsatz von Rezyklat und Monomaterialien oder wo sinnvoll den Austausch von Kunststoff durch Papier. „Unsere integrierte Wertschöpfungskette zusammen mit der Mondi-eigenen Verpackungs-DNA machen es besonders spannend, hier zu arbeiten. Da wir die gesamte Prozesskette abdecken, können wir neue Ideen sehr gut bewerten und schnellstmöglich umsetzen. Deshalb können wir je nach Kundenbedarf eine breite Palette an nachhaltigen Produktlösungen anbieten oder diese gemeinsam mit unseren Kunden entwickeln“, beschreibt Kahl.

Mit starken Wurzeln in der Papierherstellung kennt Mondi die Vorteile dieses Materials sehr genau, ist sich aber auch bewusst, dass Kunststoffe mit ihrer Schutzfunktion in vielen Anwendungen unverzichtbar sind. Für beide Materialarten hat das Unternehmen einen ehrgeizigen Plan gefasst: Mit dem Mondi Action Plan (MAP2030) hat sich das Unternehmen verpflichtet, dass bis 2025 alle Verpackungen wiederverwertbar, recyclingfähig oder kompostierbar sein sollen.

 

Blick in die Details

Unterschiedliche Kunden und Absatzmärkte erfordern einen flexiblen und marktorientierten Ansatz. Als Orientierung dient den Beratern des Konzerns dabei der EcoSolutions Approach, der die unterschiedlichen Entwicklungsphasen abdeckt. Im Gespräch mit den Kunden werden dabei zunächst die Ziele eruiert: Soll beispielsweise Kunststoff abgelöst, die Verpackungsmenge reduziert oder die Recyclingfähigkeit verbessert werden?

Gerade im Einzelhandel zeigen die Kunden Kahl zufolge großes Interesse an Papierlösungen. „Ich sehe aber auch eine starke Nachfrage nach nachhaltigeren Kunststoffverpackungen“, sagt er. Ein wichtiger Hebel ist hier neben der Materialzusammensetzung vor allem die Reduktion. „Gerade bei flexiblen Kunststoffen haben wir in den letzten Jahren bei gleicher Schutzwirkung 10 bis 20 Prozent Materialeinsparungen erzielen können“, betont der Experte.

Ein weiterer Faktor in den Beratungsgesprächen ist die Region, in der das Produkt verkauft werden soll, und die Gesetze und Vorgaben, die es dort zu berücksichtigen gilt. Wichtig sei auch die Kenntnis der dortigen Recycling-Infrastruktur, denn selbst in Europa würden hier sehr unterschiedliche Bedingungen herrschen. „Dann gilt es natürlich die notwendigen Schutzfunktionen nicht zu vergessen. Hier können wir auf Monomaterialien zurückgreifen, die neben dem Schutz auch die Recyclingfähigkeit gewährleisten“, so Kahl. Damit diese Ziele sich beim Kunden auch umsetzen lassen, greift Mondi auf seine Kontakte zu den Verpackungsmaschinenherstellern und das Wissen über die Maschinengängigkeit verschiedener Materialien auf den unterschiedlichen Anlagen zurück.

 

Leuchtturmprojekt mit wegweisendem Ergebnis

Aus all diesen Punkten bilden die Experten ein Gesamtkonzept, das neben einer Verbesserung der Nachhaltigkeitsbilanz durchaus auch zu wirtschaftlichen Vorteilen führen kann. So können beispielsweise die Inverkehrbringer von Kunststoffverpackungen in Großbritannien Steuern (sog. plastics tax) einsparen, wenn mindestens 30 Prozent Rezyklat eingesetzt werden. Außerdem lassen sich z.B. durch den Austausch von Kunststoff durch Papierlösungen EPR (Extended Producer Responsibility) Kosten einsparen.

Auf der FACHPACK vom 27. bis 29. September in Nürnberg steht am Stand von Mondi genau dieser kundenorientierte Ansatz mit Blick auf die gesamte Wertschöpfungskette im Mittelpunkt. Mit einer Standtour zu verschiedenen Verpackungsmaschinenherstellern mit denen Mondi eng zusammenarbeitet wird das Unternehmen dabei auch zeigen, wie wichtig die Kooperation unterschiedlicher Partner in der Verpackungsbranche ist. „Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass die Transformation Zusammenarbeit erfordert. Man muss mit Partnern gemeinsam auf das Ziel hin arbeiten”, betont Kahl.

In diesem Zusammenhang verweist er auf ein Projekt, das diesen Punkt besonders unterstreicht: den Standbodenbeutel für die Marke Frosch von Werner & Mertz. Dieser recyclingfähige Nachfüllbeutel ist das Ergebnis einer mehrjährigen gemeinsamen Forschungsarbeit, bei der ein völlig neues Verpackungsdesign entstand. „Das war eine unglaublich starke Partnerschaft, bei der wir gemeinsam voneinander profitiert haben“, erinnert sich Kahl. Mit an Bord waren auch alle wichtigen externen Partner wie die Verpackungsmaschinenhersteller, der Grüne Punkt und Recyclingunternehmen. „Gemeinsam begannen die Partner, den Recyclingprozess im „Reverse Engineering“ aufzuzäumen, um sicherzustellen, dass die Verpackung auf jeder Stufe des Verfahrens funktionieren würde – insbesondere bei der oft problematischen Altstoffsortierung. Mondi hat dann frühzeitig in eine neue Anlage investiert - ohne dass wir bis dahin ein einziges Produkt verkauft haben“, fährt Kahl fort. Trotzdem habe Mondi das Projekt von Anfang an als Chance und nicht als Risiko betrachtet. Seit Ende 2019 ist der Beutel erhältlich und hat in der Zwischenzeit schon einige renommierte Preise abgeräumt.

Erfolge wie diese sind es, die Kahl an der Verpackungsbranche begeistern. Sein großer Motivator sei es dabei, den Kreislauf zu schließen. Bei diesem Ziel sieht er die Branche auf einem guten Weg: „Ich arbeite schon seit drei Jahrzehnten in der Branche, habe aber noch nie so eine Dynamik erlebt wie in der jüngsten Vergangenheit.“ Dennoch erwartet er, dass noch einige Herausforderungen auf die Unternehmen zukommen: „Der kommerzielle Druck wird aufgrund der steigenden Inflation zunehmen. Das bedeutet, dass die Verbraucher weniger Geld zur Verfügung haben. Dieser Effekt wird durch den Krieg in der Ukraine und die steigenden Rohstoffpreise noch verstärkt.“ Trotz der widrigen Umstände gelte es bei der Realisierung der Kreislaufwirtschaft nicht nachzulassen und Ausdauer zu haben, die Transformation der Branche zu vollziehen.